Hei hei er und dann
übertragen hattest?“, fragte er weiter.
„Weil mir nicht wohl dabei war, es dir einfach am Telefon zu sagen. Ich wusste ja, dass du Weihnachten nach Hause kommst, wenn auch nur für kurze Zeit, und wollte es dir dann erzählen. Aber wie ich schon sagte, griff das Schicksalein, und der verdammte Schlaganfall kam zuerst.“ Das Bedauern in Joes mittlerweile schwacher Stimme war deutlich herauszuhören.
Es war also alles zu Colins Bestem gedacht gewesen. Ohne Rücksicht auf den Erfolg von Joes geliebter Zeitung. Colin schluckte.
„Bleib dir selbst treu“, hatte Rina gesagt. Die Zeit war gekommen, dass Vater und Sohn gemeinsam eine Lösung erarbeiten mussten. Colin erhob sich und wanderte vor dem Bett auf und ab. „Die ‚Times‘ hat nur einen begrenzten Umfang, und Corinne hat den Platz für wichtige Nachrichten durch belanglose Kolumnen blockiert.“ Im selben Moment, da er es sagte, musste er zugeben, dass er Rinas Kolumne keineswegs für belanglos und unwichtig hielt. Sogar Menschen wie Logan und Cat, die er sehr schätzte, interessierten sich für Rinas Erkenntnisse und Ratschläge. Außerdem erfüllte sich Rina damit einen Lebenstraum. Trotzdem konnte er seinen Entschluss, die Zeitung durch mehr Nachrichtenqualität zu retten, nicht mehr aufgeben. „Corinne hat eine Frau namens Rina Lowell eingestellt, um über zwischenmenschliche Beziehungen zu schreiben, und Emma macht jetzt so eine Art Partnervermittlungskolumne für Senioren. Die Werbeeinnahmen sind stark zurückgegangen“, berichtete er.
Er hasste es, Joe wehzutun, und überraschenderweise wollte er auch Corinne nicht mehr verletzen. Doch der alte Mann blinzelte bei diesen Informationen nicht einmal.
Colin zog die Brauen zusammen. „Du wusstest, dass es so kommen würde, stimmt’s?“
Joe nickte. „Corinne hat mir schon erzählt, dass sie wohl ein paar Fehler begangen hat.“
Das war zweifellos die Untertreibung des Jahrhunderts, wie Colin fand.
„Aber sie war fest entschlossen, die Sache in den Griff zubekommen, damit ich letztendlich stolz auf sie sein könnte.“
„Du klingst gar nicht verärgert.“
Joe zuckte mit den Schultern. „Wenn man dem Tod ins Auge blickt, erkennt man, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als Zeitungen zu verkaufen.“
Colin seufzte. „Leider muss ich die Sache noch weiter verkomplizieren.“ Er erklärte, dass der Umsatz stark zurückgegangen war und dass er sich Geld hatte borgen müssen, um die Zeitung überhaupt am Laufen zu halten. „Und ebenso wie ich dachte auch Ron, dass die Zeitung unbedingt wieder in ihre ursprüngliche Form zurückgeführt werden müsse. Ich versprach ihm, die neuen Kolumnen zu streichen und wieder mehr Nachrichten zu bringen, und wenn ich ihm das bis zum
1. Januar nachweise, zieht Fortune’s Inc. ihre Werbeaufträge nicht zu rück.“
„Und wie genau willst du mir die Zeitung aus meinen unglücklichen Händen entreißen?“ Im denkbar ungünstigsten Moment spazierte Corinne ins Zimmer.
„Ich will dir nur das Versprechen abnehmen, die Dinge wieder in den alten Zustand zurückzuversetzen.“ Er sah sie nicht an, doch er musste mit der Wahrheit herausrücken. „Und die neuen Kolumnistinnen zu entlassen.“ So hatte er es von Anfang an geplant, doch im Licht der neuen Erkenntnisse sah er nun ein, dass diese Planung sehr kurzsichtig gewesen war.
„Du willst Rina und Emma an die Luft setzen?“, fragte Corinne entsetzt.
Colin wand sich fast vor Scham. Hätte er doch nur schon früher erkannt, dass es tatsächlich wichtigere Dinge gab, als Zeitungen zu verkaufen. Seine Familie, beispielsweise, einschließlich Corinne. Und Rina.
Es war an der Zeit, Corinne ins Gesicht zu sehen und seinen Sinneswandel zu erläutern. Er drehte sich um, da sah er hinter Corinne plötzlich Rina in der Tür stehen.
Der Blick aus ihren großen Augen zeigte, wie tief sie verletzt war. Verdammt! „Rina …“
Sie drehte sich abrupt um und ging. Colin lief zur Tür, blieb dann aber stehen und sah zu Joe.
„Meinst du nicht, du solltest ihr folgen?“, fragte Corinne. Colin war hin und her gerissen, aber er musste auch die Gelegenheit beim Schopf packen und die Sache mit Joe ins Reine bringen. „Ich werde mit ihr sprechen, sobald wir hier fertig sind.“ Es war schwer, Corinne in die Augen zu sehen. „Meine Perspektive hat sich gewandelt, auch wenn ich mein Versprechen trotzdem einhalten will. Ich würde das gern näher erklären.“
Corinne nickte. „Das klingt fair.“ „Dann setzt
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