Hei hei er und dann
persönliches Bedürfnis, Geld zu verbraten.“
Es war das erste Mal, dass sie ihn schlecht über Corinne reden hörte, und sie war schockiert. Zwar kannte sie Corinne nicht sehr gut, aber sie schien sich für andere Menschen, insbesonderefür ihre Angestellten, einzusetzen und sich sehr um ihren kranken Mann zu sorgen.
Colin schüttelte den Kopf. „Ach, egal. Ich meinte das nicht so, wie es sich anhört.“
„Das vielleicht nicht, aber irgendetwas bedrückt Sie, und das sollten Sie loswerden.“
„Und Sie wollen es hören?“ Er klang überrascht.
Sie nickte. „Ja, ich würde es sehr gern hören.“ Sie waren zwar Fremde, aber der Kuss unterm Mistelzweig hatte sie einander näher gebracht.
Er sah sie einen Moment schweigend an. Überlegte er, ob er sich ihr gegenüber öffnen wollte?
„Wir hatten eine alljährliche Tradition, Joe und ich“, begann er schließlich. „Es fing in dem Jahr an, als Joe und seine erste Frau Neil mich aufnahmen, nachdem meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Ich war damals zwölf.“
Bei dieser Offenbarung empfand Rina, die in einer intakten und glücklichen Familie aufgewachsen war, tiefes Mitgefühl. „Das tut mir leid. Das wusste ich nicht.“
„Wie sollten Sie auch? Joe und Neil adoptierten mich später, und da es ein Teil von Joes früherem Leben ist, redet Corinne vermutlich nicht gern darüber.“
Das bezweifelte Rina zwar, aber Colin hatte anscheinend keine besonders gute Beziehung zur neuen Frau seines Adoptivvaters. „Ich bin froh, dass Sie Menschen hatten, die für Sie da wa ren.“
„Ich auch.“ Colin wirkte ein wenig entspannter, und Rina wurde es warm ums Herz. Es war ein weitaus gefährlicheres Gefühl als sexuelle Begierde – und vertrug sich nicht besonders mit dem Vorhaben einer bedeutungslosen Affäre.
„Möchten Sie mir von dieser Tradition erzählen?“, fragte sie wider besseres Wissen.
Colin erhob sich und ging zum Fenster. Rina ließ den mittlerweileerkalteten Kaffee stehen und folgte ihm. Schweigend blickte sie über seine Schulter. Dieses Jahr würde es weiße Weihnachten geben.
„Joe ist wie ein Vater für mich. Seit er mich aufgenommen hat, wandern wir jedes Jahr kurz vor Weihnachten durch den Wald und suchen den perfekten Baum.“
„Hm. Wir haben früher immer den billigsten Baum vom nächsten Supermarkt-Parkplatz-Verkauf geholt.“
Er lachte leise. „Und wir haben Männer in der Wildnis gespielt, sind bis zum Ende von Joes Besitz marschiert und haben unseren eigenen Baum geschlagen.“ Colin schob beide Hände in die Taschen und starrte auf die Bäume vor dem Fenster. „Wir haben nie ein Jahr ausgelassen.“
Sie hörte die Worte, die er nicht sprach, und spürte die Leere in seinem Herzen. Ein Teil von ihm war immer noch der kleine Junge, der seine Eltern verloren hatte und nur noch auf Joe vertrauen konnte.
Impulsiv hob sie eine Hand und legte sie tröstend auf Colins Schulter. Lustvolle Erregung durchzog ihren Körper, und um sich zu beruhigen, musste Rina erst mal tief durchatmen.
„Corinne sagt, Joes Prognose sei definitiv gut.“
Colin berührte kurz ihre Hand zum Dank für ihre mitfühlende Geste. „Ja, das stimmt. Aber es ist schwer, ihn nicht hier zu haben. In letzter Zeit läuft einiges schief.“
Seine Berührung und seine Stimme beschworen Bilder heißer Liebesnächte in ihr herauf, in denen er ihre nackte Haut liebkoste und sinnliche Worte in ihr Ohr flüsterte. Noch nie hatte sie sich so sehr nach Sex mit einem Mann gesehnt.
„Es ist nicht dasselbe, aber ich weiß, wie es ist, jemanden zu vermissen, den man gern mag. Mein Bruder lebt noch immer in New York.“
„Wie viele Geschwister haben Sie?“
„Nur Jake, und glauben Sie mir, einen Polizisten als älterenBruder zu haben war gerade zu Zeiten meiner ersten Verabredungen entsetzlich nervig.“
Colin lachte. „Irgendetwas sagt mir, dass Sie ihm ganz schön zugesetzt haben.“
Seine neckenden, flirtenden Worte erinnerten Rina an ihre Mission. Eine rein berufliche Mission, um Colins Aufmerksamkeit zu testen, und eine sehr persönliche Mission, um ihn zu einer Affäre zu verleiten.
Dass sie ihm auf dem Weg dorthin auch gefühlsmäßig näher kam, war allerdings nicht Teil ihres Plans gewesen. „Oh ja, ich habe Jake das eine oder andere Mal erfolgreich ausgetrickst“, sagte sie nun leichthin.
„Darauf möchte ich wetten.“ Endlich drehte er sich zu ihr um.
Sie lachte kokett. Wie ein Magnet zogen ihre rosarot geschminkten Lippen
Weitere Kostenlose Bücher