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Heidegger - Grundwissen Philosophie

Heidegger - Grundwissen Philosophie

Titel: Heidegger - Grundwissen Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Tietz
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»letzte Fundamente« für die Sprache angeben. Diese letzten Fundamente sind nun allerdings nicht mehr von der Bedeutungslehre in Gestalt einer
grammatica speculativa
abhängig, sondern von einer Bedeutungslehre, die Bestandteil einer pragmatischen Zeichentheorie ist und im Rahmen der »Zeuganalyse« entfaltet wird. Und insofern diese Bedeutungslehre sowohl der Mitseinsanalyse als auch jenen Paragraphen vorgeordnet ist, in denen Heidegger seine Auffassung über das »Wesen der Sprache« darlegt, ja, da bei Heidegger sogar die »Bedeutungen« das »mögliche Sein von Wort und Sprache fundieren« sollen, die »Bedeutungen« durch das »verstehende Dasein als auslegendes« (SZ 87) erschlossen werden, beginnen wir mit der Diskussion der Zeuganalyse, wie sie von Heidegger in
Sein und Zeit
vertreten wird.
[49] Welt, Zeichen und Bedeutung
    Heidegger entwickelt seine Zeuganalyse unter der Überschrift »Die Idee der Weltlichkeit der Welt überhaupt«. Hier soll das In-der-Welt-Sein hinsichtlich des »Strukturmoments ›Welt‹ sichtbar gemacht werden«, das nach Heidegger alle bisherige Ontologie durch die Orientierung am »Primat des Theoretischen« zusammen mit dem Phänomen »Weltlichkeit« übersprang – René Descartes (1596–1650), der auf dem Weg des radikalen Zweifels zur Weltlichkeit der Welt vordringen wollte, hat hierfür die Weichen gestellt. Den vermeintlichen Primat des Erkennens vor dem Handeln will Heidegger brechen, indem er auf pragmatische Verhaltensweisen des Menschen rekurriert. Im »gebrauchenden Besorgen« ist der Mensch als Handelnder in der Welt, die den sinnerschließenden Horizont bildet, innerhalb dessen sich Seiendes dem existenziell um sein Sein besorgten Dasein entzieht und offenbart. »Der Mensch ›ist‹ nicht und hat überdies noch ein Seinsverhältnis zur ›Welt‹, die er sich gelegentlich zulegt. Dasein ist nie ›zunächst‹ ein gleichsam in-sein-freies Seiendes, das zuweilen die Laune hat, eine ›Beziehung‹ zur Welt aufzunehmen. Solches Aufnehmen von Beziehungen zur Welt ist nur möglich,
weil
Dasein als In-der-Welt-sein ist, wie es ist.« (SZ 57)
    Gegen die Annahme eines idealistisch stilisierten Erkenntnissubjekts, das sich zur Welt wie zu einer Totalität von erkennbaren Gegenständen verhält, um sich darin selbst zu vergegenständlichen, unterstreicht der Ausgang vom In-der-Welt-Sein den Zug des In-Seins als solchen, der das gestimmte Sichbefinden des Daseins inmitten von Seiendem und damit die Unmöglichkeit betont, sich »das Ganze des Seins als Gegenstand zu denken« 9 . »Welt als Ganzes ›ist‹ kein Seiendes, sondern das, aus dem her das Dasein
sich zu bedeuten gibt
, zu welchem Seienden und wie es sich dazu verhalten kann.« (GA 9, 157)
    Der Mensch, der »immer schon« in der Welt ist, erschließt sich die Welt nicht als Erkennender, sondern als Handelnder. Nicht [50] die Praxis gründet in der Theorie, vielmehr gründet diese in jener. »Das Erkennen
schafft
[…] weder allererst ein ›commercium‹ des Subjekts mit einer Welt, noch
entsteht
dieses aus einer Einwirkung der Welt auf das Subjekt. Erkennen ist ein im In-der-Welt-sein fundierter Modus des Daseins«, weshalb das In-der-Welt-Sein als Grundverfassung des Daseins eine hermeneutisch-pragmatische Interpretation und keine erkenntnistheoretische verlange – was mit einer Kritik an Descartes verbunden ist, der das Subjekt »als weltlose res cogitans« interpretierte. (SZ 211) Mit dem Argument, daß das Erkennen in einem »Schon-sein-bei-der-Welt« gründet, will Heidegger zeigen, daß allein das »hantierende, gebrauchende Besorgen« die Weltlichkeit von Welt angemessen aufklären kann.
    Dieses gebrauchende Besorgen wird im § 14 im Hinblick auf das »Zeug« näher erläutert. Allein das »Zeug«, das als »Zuhandenheit« bestimmt wird, kann das thematisch machen, was in der theoretischen Einstellung systematisch übersprungen wird: »das Verstehen von so etwas wie ›Welt‹ und Verstehen des Seins des Seienden, das innerhalb der Welt zugänglich ist« (SZ 12f.). All unser Verstehen gründet für Heidegger in pragmatischen Handlungsvollzügen. Sowohl das praktische Verstehen von Handlungen als auch das sprachliche Verstehen von Äußerungen hat demnach seinen Ursprung im gebrauchenden Besorgen und ist deshalb von diesem abkünftig.
    Soll diese These mehr als eine Versicherung sein, dann muß die Zeuganalyse, die sich am Modell der teleologischen Verweisung und damit an der Zweck-Mittel-Dialektik orientiert,

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