Heidegger - Grundwissen Philosophie
im Zusammenhang »von Verkehrsmitteln und Verkehrsregeln« konventionell festgelegt ist. »Als ein Zeug ist dieses Zeigzeug durch Verweisung konstituiert. Es hat den Charakter des Um-zu, seine bestimmte Dienlichkeit, es ist zum Zeigen. Diese Zeuge des Zeichens kann als ›verweisen‹ gefaßt werden.« (SZ 78) Dieses Verweisen, so [53] Heidegger, ist nun aber nicht mit der ontologischen Struktur des Zeichens als Zeug zu verwechseln. Es ist auch nicht auf diese zurückzuführen. Gerade das Umgekehrte soll gelten: Das Verweisen gründet nicht in der ontologischen Struktur des Zeichens als Zeug, sondern in der »Seinsstruktur« eines speziellen Zeugs, dessen Charakteristikum darin besteht, dienlich zu sein – wobei im vorliegenden Fall des roten, drehbaren Pfeils diese »Dienlichkeit« darin besteht, die Absicht des Kraftfahrers anzuzeigen, die Fahrtrichtung zu ändern.
Nun sagt Heidegger aber auch, daß der Hammer ein Zeug sei. Kategorial lassen sich jedoch auf der Ebene der »Dienlichkeit« der Hammer als Zeug und das Zeichen als Zeug gar nicht unterscheiden. Auch der Hammer dient ja, »um« (einen Nagel in die Wand) »zu« (schlagen). Damit wird er freilich noch lange nicht zum Zeichen, das allein deshalb Zeichen ist, weil es auf etwas
verweist
. In der »Verweisung auf« besteht nach Heidegger der »eigenartige Zeugcharakter des Zeichens«. (SZ 80) Die »Verweisung als Dienlichkeit« und »Dienlichkeit« verstanden als »ontologische Bestimmung des Zeugs als Zeug« (SZ 78) werden also von Heidegger von einer »Verweisung als Zeug« klar unterschieden. Sie fallen nicht unter dem Begriff der »Dienlichkeit« zusammen. Denn das Zeichen hat trotz der hervorgehobenen Gemeinsamkeit mit anderem »Zeug« einen »ausgezeichneten Bezug zur Seinsart des je umweltlich zuhandenen Zeugganzen und seiner Weltmäßigkeit« (SZ 79), die darin bestehen soll, daß das Zeichen im »besorgenden Umgang eine
vorzügliche
Verwendung« hat: Es macht einen Zusammenhang zugänglich und gibt dem Dasein eine »Orientierung«. Der »eigenartige Zeichencharakter« des Zeichens besteht demnach darin, daß das »Zeichen […] nicht nur zuhanden [ist] mit anderem Zeug, sondern in seiner Zuhandenheit wird die Umwelt je für die Umsicht ausdrücklich zugänglich.
Zeichen ist ein ontisch Zuhandenes, das als dieses bestimmte Zeug zugleich als etwas fungiert, was die ontologische Struktur der Zuhandenheit, Verweisungsganzheit und Weltlichkeit anzeigt
.« (SZ 82)
[54] Sieht man nun einmal davon ab, daß Heideggers These, »Hammer-zu-sein besteht im ›Hämmern‹ «, in dieser saloppen Form alles andere als plausibel ist, da ja der Hammer auch Hammer bleibt, wenn Peter mit diesem Hammer Paul den Kopf einschlägt, dann ist zunächst klar, daß sich Heidegger hier bemüht, Zeichen-Zeuge begrifflich von anderen Zeugen, etwa von Werk-Zeugen, auf einer handlungstheoretischen Grundlage zu unterscheiden. Handlungstheoretisch ist diese Grundlage deshalb zu nennen, weil es immer die Sphäre des Handelns ist, die das methodische Fundament darstellt, aus dem kognitive und operative Modi abgeleitet werden sollen. Auch für die Differenzierung von Zeichen-Zeugen und Werk-Zeugen rekurriert Heidegger im Rahmen der Lebensweltanalyse auf Handlungsvollzüge, genauer, auf die Zuhandenheit, in der die Umwelt für die Umsicht im Handeln zugänglich wird.
Der Gewinn gegenüber der phänomenologischen Zeichentheorie von Husserl liegt auf der Hand. Im Gegensatz zu Husserl, dem zufolge Zeichen für einen Gegenstand stehen, ohne daß er sich im mindesten für die Zeichenverwendung interessierte, bezieht sich Heidegger von Anfang an auf die Verwendung von Zeichen. Und da das, wozu ein Zeichen verwendet wird, nichts anderes ist als seine Funktion, ist die Funktion des Zeichens mit Rekurs auf die Zeichenverwendung, auf den Gebrauch zu erklären. Zwar knüpft Heidegger »für die Analyse von Zeichen und Bedeutung« unmittelbar an die erste Untersuchung im zweiten Band der
Logischen Untersuchungen
an, in der Husserl seine Zeichen- und Bedeutungstheorie entwickelt. Heidegger gibt jedoch der Zeichenproblematik mit dem Verweis, daß das »Zeigzeug im besorgenden Umgang eine vorzügliche Verwendung« besitzt, eine pragmatische Wendung. Damit hat er seine Zeichentheorie zunächst auf eine weniger gefahrenreiche Basis gestellt als Husserl. Letzterer hat in der ersten Untersuchung Zeichen und Bedeutungen vermittels der Zuordnung zu zwei verschiedenen Reichen unterschieden, dem des
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