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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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haben.«
    »Die könnten in seinem Mercedes liegen.«
    »Vermutlich. Drittens: In seiner Wohnung haben wir Handy-Rechnungen gefunden. Aber nirgendwo ein Handy dazu.«
    »Auch das könnte in seinem verschwundenen Auto liegen.«
    Balke stützte sich mit beiden Händen auf meinen Schreibtisch und sah mich beschwörend an. »Und jetzt lassen Sie mich mal kombinieren: Hörrle bricht in der Nacht von Montag auf Dienstag aus der Psychiatrie aus. Er klaut den Rover, kommt aber nur bis Eberbach, dort ist das Benzin alle. Jetzt sitzt er in der Patsche. Er braucht dringend ein Auto, außerdem wäre ein bisschen Geld nicht schlecht. Und, was für ein Glück, da kommt McFerrin vorbei. Hörrle bringt ihn irgendwie dazu anzuhalten, überwältigt ihn, versenkt seine Leiche im Neckar und schwups, schon hat er alles, was er braucht. Und ein hübsches Handy dazu.«
    Ich sah zum Fenster hinaus und überlegte. Wie angekündigt schien die Sonne. »Er konnte nicht wissen, dass McFerrin so viel Geld dabei hatte. Wie hat er ihn dazu gebracht anzuhalten? Mitten in der Nacht auf einer schwach befahrenen Straße? Ich weiß nicht. Die Geschichte ist mir eine Spur zu glatt. Und warum sollte er ihn töten? Es hätte gereicht, den Wagen zu kapern. Wozu ihn gleich ermorden?« Ich wandte mich wieder meinem Untergebenen zu. »Wann genau ist Hörrle eigentlich ausgebrochen? Passt das zeitlich überhaupt zusammen?«
    Enttäuscht richtete Balke sich wieder auf. »Niemand weiß es. Um elf waren die zwei noch in ihrem Zimmer.«
    Vangelis trat ein und brachte die neuesten Ergebnisse der Sonderkommission, deren Leitung ich ihr noch am Mittwoch übertragen hatte. Es war erschreckend wenig. In McFerrins Wohnung waren die Fingerspuren von mindestens fünf Personen gefunden worden, die sich allesamt nicht in unseren Dateien fanden. Aber das bedeutete nicht viel. Sollte McFerrin seinem Mörder wirklich durch Zufall in die Hände gefallen sein, dann war der vermutlich nie in seiner Wohnung gewesen. Auch die Befragung der restlichen Nachbarn hatte keine neuen Erkenntnisse geliefert. McFerrin war abends oft unterwegs gewesen. Wohin, konnte niemand sagen.
    »Er scheint überhaupt nicht viele Leute gekannt zu haben«, meinte Vangelis. »Wir haben absolut nichts gefunden. Keine Briefe, keine Fotos von Freunden oder gar Freundinnen …«
    »War er schwul?«, schlug Balke vor.
    Vangelis nickte. »Der Gedanke ist mir natürlich auch schon gekommen. Heute Abend werden zwei meiner Leute die einschlägigen Etablissements abklappern.«
    »Der Mann war verheiratet und hat drei Kinder!«, warf ich ein. Dann erinnerte ich mich an die Pornomagazine, die ich in einer Schublade im Schlafzimmer gesehen hatte. Die Models, wenn man das so nennen mochte, waren beiderlei Geschlechts gewesen.
    Vangelis strich den Rock ihres dunkelblauen Kostüms glatt und erhob sich. »Morgen wissen wir hoffentlich mehr.«
    »Morgen ist Samstag!«, blaffte Balke. »Ich will endlich mal wieder ein Wochenende frei haben!«
    »War schon jemand in der Firma, wo McFerrin angestellt war?«, fragte ich.
    »Das hatten wir uns für heute vorgenommen«, erwiderte Vangelis. »Derzeit kümmern wir uns um seine Verwandtschaft und die Nachbarn. Mit seiner ehemaligen Frau habe ich selbst telefoniert. Sie hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr. Außerdem checken wir seine Telefonanrufe der letzten Wochen. Die Listen von der Telekom sind vorhin gekommen.«
    Als die beiden gegangen waren, machte ich mich wieder an meine ungeliebte Statistik. Tötungsdelikte: Minus 15 Prozent. Wohnungseinbrüche: Plus 18 Prozent, Autodiebstähle: Minus 27 Prozent, Taschendiebstähle: Minus 763 Prozent. Nein, das konnte beim besten Willen nicht sein. Irgendwo musste ich mich schon wieder verrechnet haben. Ich schob den ganzen Kram beiseite und beschloss, dass es auf einen Tag mehr oder weniger nun auch nicht mehr ankam. Wenn ich die Statistik heute nach Stuttgart mailte, würde sie ohnehin erst am Montag gelesen werden.
     
    Wie ich dem eindrucksvollen Prospekt entnahm, den mir eine missmutige Empfangsdame in die Hand gedrückt hatte, beschäftigte die Firma SETAC am Standort Heidelberg knapp einhundert Mitarbeiter. Von den Dingen, die man hier produzierte, verstand ich wenig. Geräte für biochemische Analysen, las ich, Gen-Sequenzer, von denen man stolz behauptete, es seien die modernsten der Welt. Von all dem versprach man sich enormes Wachstumspotenzial und beträchtliche Gewinne. Auf der letzten Seite war zu lesen, dass die SETAC AG

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