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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Zeitpunkt kaum erwarten, wenn wir endlich allein sein würden. Nur wir zwei in einer komfortablen, angenehm geheizten Suite mit einem Schild an der Tür, das jede Störung verbot. Zwei ganz und gar freie Tage vor uns. Achtundvierzig Stunden ohne Verpflichtungen und nörgelnde Töchter, ohne Gedanken an Arbeit und ungelöste Fälle, gekürzte Budgets, Schulnoten und drohende Stellensperren. Und bei mir eine Frau, deren Körper eine einzige erogene Zone zu sein schien.
    Der Feierabendverkehr hatte noch nicht begonnen. So kamen wir gut voran. Der Motor des Peugeot schnurrte und summte, als würde sich sogar mein gutes altes Auto auf das Wochenende freuen. Die Straße folgte den Windungen des Flusses. Neckarsteinach, gut bewacht von seinen vier Burgen, der Tunnel bei Hirschhorn, immer noch herrschte nur mäßiger Verkehr, und Paolo Conte sang mit seiner heiseren Stimme dazu. Bald summten wir beide mit. Irgendwann hinter Eberbach rutschte Theresa herüber zu mir und schmiegte sich mit geschlossenen Augen an mich. Die Schatten am östlichen Hang des Tals wanderten höher, eine Weile zuckelten wir hinter einem Traktor her, und ich genoss es. Sogar die Reaktorkuppel des Kernkraftwerks in Obrigheim fand ich heute schön.
    Südlich von Mosbach dann die ersten Weinberge. Das Schloss von Gundelsheim trutzte stolz mit rot-weiß gestreiften Fensterläden im letzten Sonnenlicht. Es ging über den Neckar, und um halb sechs bog ich endlich in die Hoteleinfahrt ein. Links das Restaurant, rechts ging es über eine vornehm knirschende Kiesauffahrt hinauf zum ehemaligen Hauptgebäude des Schlosses.
    Man empfing uns wie alte Bekannte, im Kamin knackte ein Feuer, nicht einmal unser bisschen Gepäck durften wir selbst tragen. Die Suite war genau so, wie eine Hochzeitssuite zu sein hatte. Würdevolle antike Möbel, ein ungeheures Bett, ein Traum von einem Badezimmer. Alles alt, alles liebevoll gepflegt, edel, aber in keiner Weise aufdringlich. Ich fühlte mich in der ersten Sekunde daheim.
    Nachdem der Hausdiener mit einem Schlossherren-Trinkgeld in der Hand die Tür hinter sich geschlossen hatte, fielen wir uns in die Arme. Als ich Theresa sachte zum Bett drängeln wollte, wich sie zur Seite aus, entwischte unter meinem Arm hindurch und machte sich am Radio zu schaffen. Leise Musik erklang. Irgendeine dieser Schnulzen, deren Text man nur erträgt, wenn man liebt. Für mich in diesem Moment die schönste Musik der Welt.
    Ich zog Theresa wieder an mich. In meinen Armen kickte sie die hohen Schuhe fort, wurde ein gutes Stück kleiner. Ihre Küsse waren jetzt heißer, länger, fordernder, aber dann war sie plötzlich wieder weg. Das Licht musste gedimmt werden, hier ein Lämpchen angezündet und in die richtige Richtung gewendet, dort ein Vorhang zugezogen, nur, um ihn gleich darauf wieder einen Spalt zu öffnen. Die ganze Zeit wurde kein Wort gesprochen. Sie kam wieder, schmuste eine Weile hingebungsvoll an mir herum, um dann erneut zu entschlüpfen und sich um Nebensächlichkeiten zu kümmern wie Zahnbürsten und ihre Cremetöpfchen.
    Ich ließ mich auf ihr Spiel ein, und so tollten wir durch unsere Suite, umarmten und küssten uns, liefen wieder auseinander, und meine Erregung steigerte sich von Minute zu Minute. Es kam der Punkt, da ich Theresa mit nicht mehr gar so sanfter Gewalt aufs Bett zwang. Aber wieder war sie schneller als ich, rollte zur Seite, sprang auf.
    »Lass uns essen gehen«, sagte sie leichthin und ordnete ihr Haar. »Wir haben noch so viel Zeit.« Sie verschwand im Bad und ließ mich eine halbe Stunde leiden. Anschließend besaß sie auch noch die Unverschämtheit, vor meinen gierigen Augen den BH zu wechseln, natürlich nicht, ohne mich ihre Brüste bewundern zu lassen. Dann, endlich, stand sie in einem schmal geschnittenen schwarzen Kleid vor mir, zu dem ihre ewige Perlenkette passte, als ob es keinen anderen Schmuck geben könnte dazu. Seufzend ging auch ich ins Bad, wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser und kämmte meine Haare durch, überprüfte, ob sich seit dem Morgen etwa schon wieder ein graues darunter gemogelt hatte. Als ich nach zwei Minuten zurückkam, stand Theresa vor mir und warf mir schmachtende Blicke zu, begleitet von einem spöttischen Lächeln, das bedeutete, dass Madame vorläufig nicht zu haben war. Ich würde keinen Bissen herunterbringen.
    Das Essen war anstrengend. Ich kann mich vage erinnern, etwas mit Rehfleisch gegessen und entschieden zu viel Wein getrunken zu haben. Unter dem Tisch waren

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