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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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undenkbar.
    »Falls er wider Erwarten doch einen Ausbruch versuchen sollte, wie viele Scharfschützen haben wir in Position?«
    Ihr Finger fuhr eilig über den Plan. »Zwei hier auf dem Haus links, zwei rechts und zwei im Gestrüpp am anderen Neckarufer. Es gibt keinen Winkel auf dem Gelände, wo wir nicht hinschießen können. Aber er wird sie natürlich alle längst entdeckt haben.«
    Eine Weile saß ich neben ihr, starrte auf die weitgehend dunklen Monitore, lauschte auf das einschläfernde Rauschen der Lautsprecher. Es war eine perfekte Patt-Situation. Hörrle konnte nicht heraus, wir konnten nicht hinein. Die einzigen denkbaren Gründe für ihn, das Haus zu verlassen, waren der Wunsch aufzugeben oder sich das Leben zu nehmen. Nur der Himmel konnte wissen, wann die Lebensmittelvorräte seiner Tante zu Ende gingen.
    Mein Handy. »Meyers. Sie wollten mich sprechen.«
    »Herr Meyers! Endlich! Sie sind zurück aus ihrem Urlaub?«
    »Ich bin nie in Urlaub gewesen.«
    »Mir hat man gesagt, Sie seien irgendwo in Österreich zum Skifahren. Wir suchen Sie seit Tagen.«
    »Ich bin die ganze Zeit daheim gewesen. Das mit Österreich hab ich nur erzählt, damit sie mich in Frieden lassen. Wenn die wissen, dass Sie zu Hause sitzen, dann haben Sie keine ruhige Minute. Vor allem, nachdem das mit Dean passiert war, hat hier das Telefon alle fünf Minuten geklingelt. Bin aber nie rangegangen. Hatte absolut keine Böcke auf Stress.«
    Diesen Trick würde ich mir für passende Gelegenheiten merken. Ich erklärte ihm, worum es ging.
    »Der Typ mit dem Rasierwasser? Klar erinnere ich mich an den. Der ist hin und wieder in der Firma rumgegeistert. Hat einen ziemlich fetten Lancia gefahren und hinterher hat’s immer gestunken wie im Russenpuff. Daher wusste man immer, wenn er da gewesen war. Gesehen hab ich ihn ja nur ein einziges Mal. Und da sind sie gleich im Besprechungszimmer verschwunden.«
    Seine Beschreibung des geheimnisvollen Finanziers stimmte mit der überein, die ich schon von Trapatino gehört hatte.
    »Erinnern Sie sich an den Namen des Mannes?«
    »Sören hat ihn an dem Abend sehr freundlich begrüßt. War klar, der war wichtig. Den Namen hat er auch genannt. Irgendwas zu trinken. Bierschenk, Biermann, Bierbrösel …«
    »Es soll auch eine Sekretärin gegeben haben …«
    »Ilsebilse.«
    »Die müsste doch mehr über den Mann wissen. Sie hatte doch bestimmt Einblick in die Buchhaltung. Was ist aus ihr geworden?«
    »Die hat geheiratet. Ich hab sie später mal getroffen, bei Kaufhof in der Lebensmittelabteilung. Ihr Macker ist irgendwas in der Schweiz, Banker oder so, jedenfalls fett bei Kasse. Keine Ahnung, wie sie den aufgerissen hat. Aber die gute Ilse war ja schon immer eine scharfe Nudel. Die hat gewusst, wo’s lang geht, auch wenn sie gerne das dumme Blondchen spielt.«
    »Dieser Name, Biermann, Bierschenk, genauer wissen Sie es nicht?«
    »Ich hab das damals nur durch den Türspalt gehört. Hab ja auch nicht gewusst, dass es mal wichtig sein könnte. Werd drüber schlafen. Vielleicht fällt mir ja noch was ein dazu.«
    Als Nächstes telefonierte ich mit der Einsatzleitstelle der Polizeidirektion und veranlasste eine Abfrage aller Meldeämter im Umkreis von hundert Kilometern. Es dauerte kaum fünf Minuten, dann hatte ich schon die Antwort. Es gab dreiundzwanzig Männer in passendem Alter, die Biermann oder Bierschenk hießen, fünf davon in Heidelberg. Unglaublicherweise waren alle fünf sofort telefonisch zu erreichen. Keiner von ihnen hatte jemals von einer Secusoft GmbH gehört. Zwei waren Rentner, einer Schweißer bei den Stadtwerken, der vierte betrieb eine kleine Wäscherei in Eppelheim und der letzte war seit Jahren arbeitslos und offenbar stark alkoholabhängig. Keiner der Männer schien mir als Finanzier infrage zu kommen. Keiner von ihnen hatte in seinem Leben je einen Lancia gefahren.
    Inzwischen war es viertel nach zehn, in Anne Hörrles Haus war es nach wie vor still, und Klara Vangelis hatte sichtlich Mühe, die Augen offen zu halten. Alles war zum Stillstand gekommen. Nirgendwo der Schimmer einer Lösung in Sicht. Das war es, was mich am meisten irritierte: dass wir nicht aktiv werden konnten. Immer nur warten, warten, warten. Ich hatte Lust, nach Hause zu fahren, mir die Decke über den Kopf zu ziehen und erst wieder aufzuwachen, wenn alles vorbei war. Runkel schnarchte. Pumuckl gab kaum noch Lebenszeichen von sich.
    Kurz vor zwölf ging es unerwartet wieder ein Stückchen voran. Einer findigen

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