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Heidelberger Requiem

Heidelberger Requiem

Titel: Heidelberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Nachtsichtgerät«, warf Runkel ein, ohne den Blick von seinen ausgetretenen Wildlederschuhen zu heben. »Er könnte am Ortsausgang von Dossenheim gewartet haben, bis er sie gesehen hat, und dann …«
    Vangelis nickte nachdenklich. »Wir müssen die Anwohner fragen. Vielleicht hat jemand was gehört. So ein schwerer Diesel ist ja ziemlich laut.«
    »Aber wer hat schon ein Nachtsichtgerät?«, fragte ich entnervt.
    »Wer hat einen solchen fusselfreien Overall, wie er ihn getragen hat? Wer kann fachmännisch einen Lkw aufbrechen und anlassen? Wer kann so ein Ding überhaupt fahren? Wer kann einem Menschen die Pulsadern so aufschneiden, dass er zwei Stunden lang verblutet? Und bei all dem nicht die geringste Spur hinterlassen?«
    Gequält schloss ich die Augen. »Machen Sie mir keine Angst!«
    »Ich habe jetzt schon Angst«, fauchte Vangelis. »Das ist kein Junkie, das ist kein normaler Irrer. Der hier ist ein Killer, ein hoch professioneller Irrer!«
    »Und er verfolgt einen Plan«, warf ein junger Kollege ein, dessen Namen mir entfallen war. »Das ist ja kein Zufall, erst der Bruder, dann die Schwester. Das hat doch System.«
    »Noch besteht eine Chance, dass die Morde gar nichts miteinander zu tun haben«, warf ich ein. »Dass es eben doch nur ein unglaublicher Zufall ist.«
    »Will nicht hoffen, dass einer es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die ganze Familie um die Ecke zu bringen«, maulte Balke.
    »Die Familie eines Heiligen?«
    »Ob der Mann ein Heiliger ist, muss erst noch bewiesen werden.«
    »Sie mögen die Leute nicht besonders, was?«
    »Man hat schon Pferde kotzen gesehen«, brummte Balke.
    »Vorurteile sind nicht gut in unserem Job«, ermahnte ich Balke.
    »Manchmal sind sie unverzichtbar«, erwiderte er und ballte die Fäuste.
    »Mit ein wenig Glück haben wir einen brauchbaren Zeugen.« Vangelis brachte uns wieder zum Thema zurück. »Ich weiß noch nicht, ob er was taugt, er war ziemlich betrunken. Aber er will einen älteren Mann gesehen haben, in der Nähe der Baustelle, wo der Lkw gestohlen wurde. Etwa um drei Uhr nachts.« Sie sah in ihr Büchlein. »Ein Meter fünfundsiebzig bis einsachtzig groß, zwischen fünfzig und fünfundsechzig Jahre.«
    »Reden Sie nochmal mit dem Mann, sobald er wieder nüchtern ist«, sagte ich, als es nichts mehr zu besprechen gab. »Ansonsten warten wir, was sich im Lauf des Tages noch an Zeugen meldet. So ein schwerer Baustellen-Lkw, der nachts durch einen ruhigen Ort donnert, muss ja dem einen oder anderen aufgefallen sein.«
    Als sie gegangen waren, sank ich in meinen Sessel und schloss die Augen. Ich war so müde.
     
    Nach ein paar stillen Minuten zwang ich mich aufzustehen. Ich ging in den Keller hinunter, ließ mich mit Fitz in seiner Zelle einschließen und berichtete ihm noch im Stehen von Sylvia Grotheers Tod. Erblassend sank er auf seine Pritsche.
    »Sylvi? Nee, oder? Sylvi?«
    Ich lehnte mich an die Wand und steckte die Hände in die Taschen. »Nehmen wir mal an, ich würde Ihnen Ihre Geschichte glauben. Nehmen wir mal an, es war alles so, wie Sie erzählt haben. Hätten Sie dann eine Idee für mich, irgendeine noch so vage Idee, wer dahinterstecken könnte?«
    Er senkte den Blick und überlegte lange. Dann schüttelte er den Kopf. »Wer macht denn so was? Pat, okay, der war ein Arschloch, und es wird genug Typen geben, die ein Fass aufgemacht haben, als sie von seinem Tod gehört haben. Aber Sylvi, die war doch ein Seelchen, die hat doch keiner Mücke jemals und …«
    Seine Stimme versagte. Auf einmal war mir der Bursche fast sympathisch.
    »Wir haben jede Menge Hehlerware bei Ihnen gefunden. Ich kann Sie nicht einfach laufen lassen«, sagte ich, nachdem sein Atem sich wieder beruhigt hatte. »Aber jetzt muss ich mich wohl bei Ihnen entschuldigen.«
    Mit geschlossenen Augen schüttelte er den Kopf. »Ehrlich, ich hätt mir meine Geschichte ja auch nicht geglaubt.«
    »Was ist eigentlich mit Ihrem Bein? Warum hinken Sie?«
    Er knurrte böse. Erst nach der zweiten Nachfrage verstand ich, dass er bei einem der letzten Einbrüche im Institut für Romanistik über einen Papierkorb gestolpert war. »Und dabei haben die da überhaupt keine Laptops gehabt! Siebenfünfzig in der Kaffeekasse, das war alles!«
    »Eine letzte Frage hätte ich noch. Nur aus Neugierde: Wovon lebt eigentlich Ihre Mutter? Sind Sie es, der sie ernährt?«
    »Lassen Sie Mom aus dem Spiel«, murmelte er. »Wir können reden, über was Sie wollen. Aber nicht über Mom.«
    Ich wusste, wie

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