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Heidelberger Wut

Heidelberger Wut

Titel: Heidelberger Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolgang Burger
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habe. Aber ich wüsste nicht, was daran falsch sein sollte.«
    »Ein bisschen ungewöhnlich ist es schon, finden Sie nicht auch? Vor allem für einen Bankmenschen wie Sie.«
    Obwohl sein Büro klimatisiert war, schwitzte er.
    »Wie war das eigentlich mit Ihrem Porsche? Haben Sie den auch bar bezahlt?«, fragte Balke ganz entspannt.
    »Der läuft natürlich über Kredit.« Braun wand sich. »Aber ich habe eine beträchtliche Anzahlung geleistet. Und in Gottes Namen, ja, in bar. Ich habe meiner Frau nicht gestanden, was die Karre wirklich gekostet hat. Sie interessiert sich zwar nicht groß für Gelddinge, aber die Kontoauszüge guckt sie sich schon hin und wieder an. Zumindest hätte die Gefahr bestanden, dass sie …«
    Angestrengt beobachtete er seine kräftigen Finger bei der Mittagsgymnastik. Der Mann hatte ein schlechtes Gewissen, das hätte ein Kind gesehen. Und gewiss nicht nur deshalb, weil er seine Frau betrog.
    »Herr Braun«, sagte ich verbindlich, »wenn Sie mir keine schlüssige Erklärung dafür liefern können, woher dieses ganze Bargeld stammt, dann nehme ich Sie hiermit vorläufig fest wegen des dringenden Tatverdachts der Beteiligung an einem Bankraub, dessen Opfer Sie selbst wurden.«
    Er schwitzte immer stärker und verlegte sich aufs Schweigen.
    Fünf Minuten später telefonierte er mit seinem Anwalt. Wir nahmen ihn in unsere Mitte und bugsierten ihn durch den Hinterausgang in unseren Dienstwagen. Durch die Fenster beobachteten uns aus dem Schalterraum drei weiße Gesichter mit großen Augen.
    Im Lauf des Nachmittags bezog sich der Himmel, es regnete ein paar Tropfen, aber dann brach die Sonne wieder durch, das bisschen Regen verdunstete rasch, und nun schwitzte auch ich. Braun sprach kein Wort mehr mit uns, solange sein Anwalt nicht neben ihm saß, und der hatte momentan keine Zeit. So konnten wir im Augenblick nicht viel tun. Vor Dienstschluss beriet ich mich noch einmal mit Vangelis und Balke. Vangelis summte eine griechisch anmutende Melodie, als sie mein Büro betrat, und lächelte in sich hinein. Aber nicht nur sie war guter Dinge.
    Der Leimener Fiat-Händler hatte Brauns Geld natürlich längst auf sein Geschäftskonto eingezahlt, sodass wir die Scheine nicht mehr auf Fingerabdrücke untersuchen konnten. Auch Céline Piaget half uns nicht weiter, und mein bescheidener Versuch, die Luxemburger Kollegen um Unterstützung zu bitten, zerschellte am dortigen Bankgeheimnis. Falls Braun weiterhin schweigen sollte, würde ich ihn vermutlich bald wieder auf freien Fuß setzen müssen. Aber ich war sicher, dass er ein richtiges Verhör nicht lange durchstehen würde.
    »Wir brauchen irgendwas Handfestes«, eröffnete ich das Gespräch. »Etwas, womit wir ihn überrumpeln können.«
    »Eine direkte Verbindung zwischen ihm und Bonnie and Clyde«, meinte Balke, »das würde vermutlich sogar die Staatsanwaltschaft als hinreichenden Verdacht akzeptieren.«
    »Vielleicht hat er sie über seinen Sohn kennen gelernt?«, überlegte ich. »Hat Kräuter nicht in Marburg studiert? Ich meine mich zu erinnern, dass David Braun auch ein paar Semester dort war.«
    Vangelis hörte auf zu summen und machte sich eine ihrer winzigen Notizen.
    »Meiner Meinung nach ist das Handy der Schlüssel.« Sie klappte ihr Büchlein zu. »Morgen sollen nun endlich alle Laborergebnisse da sein. Und dann werden wir wissen, ob Braun es in der Hand hatte oder nicht. So lange können wir ihn in jedem Fall festhalten.«
    Mein Telefon läutete.
    »Der Herr Seligmann schon wieder«, sagte Sönnchen verdrießlich. »Es sei furchtbar dringend, und deshalb hab ich …«
    »Schon okay«, seufzte ich. »Stellen Sie durch.«
    »Das Volk will einfach nicht verschwinden!«, bellte er atemlos. »Wenn Sie mir diese Leute nicht vom Hals schaffen, dann werde ich mir selbst helfen. Ich lasse mich doch nicht in meinem eigenen Haus einsperren!«
    »Ich kann meinen Rat von heute Morgen nur wiederholen. Lassen Sie sich nicht provozieren. Darauf warten die nur. Ignorieren Sie die Leute. Gehen Sie nicht ans Telefon, treten Sie nicht ans Fenster, machen Sie kein Licht, wenn es dunkel wird. Die halten nicht lange durch. Irgendwann wird es denen zu langweilig.«
    »Aber das ist doch ein inakzeptabler Zustand!«, herrschte er mich an. »Wir leben in einem freien Land! Ich bin doch kein Verbrecher!«
    »Herr Seligmann, auch die Journalisten vor Ihrem Haus leben in einem freien Land. Solange niemand unerlaubt Ihr Grundstück betritt, kann ich nichts für Sie tun.

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