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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Ronsard schnaufte ruhig und trappelte hinter ihm her, ohne dass er die Führungsleine auch nur einmal straffen musste. Es schien ihm mehr Freude zu bereiten, als Lebendkrippe zu üben.

    Als er am Abend beim Wein seiner Frau gegenüber mit besorgter Stimme erwähnte, dass die beiden Mädchen doch so dünn seien und ob es nicht sein könnte, dass sie eine Essstörung hätten, sagte sie mit hinterhältigem Gesichtsausdruck: »Ja, sicher haben die beiden eine Essstörung.«
    Er erschrak, sie lachte. »Aber ganz anders, als du dir das denkst. Die beiden hauen rein wie ein Wolfsrudel, und es bleibt einfach nichts an Hüfte und Rippen hängen. Es besteht wirklich kein Grund, sich Sorgen zu machen, und es wird sich ändern, früher oder später.«
    Den Sonntag ließ er Sonntag sein.

Reformen
    Gleich nach der Besprechung am Montagmorgen fuhr Schielin ins Krankenhaus. Mirabeau Sehender sah nicht mehr so fürchterlich zugerichtet aus. Die Schwellungen und Rötungen im Gesicht waren abgeklungen, und ihr Blick vermittelte Festigkeit. Schielin war froh, dass sie ein Zimmer für sich alleine hatte, denn dieser Umstand machte es möglich, ungezwungen miteinander zu reden, soweit der Gegenstand ihres Gespräches es zuließ.
    Das Jackett zitterte, als Schielins Handy vibrierte. Mirabeau Sehender lächelte zurückhaltend. Es war das erste Mal, dass er sah, wie ihre Augen leuchteten, und er konnte Günther Bamm gut verstehen.
    Es war Lydia Naber, die ihn anrief. Sie war zusammen mit Jasmin Gangbacher zu Hedwig Kohler gefahren, hatten sie aber nicht angetroffen. Ihr Mann gab an, nicht zu wissen, wohin sie gefahren war und wann sie wieder zurück sein würde.
    »Ich denke nicht, dass es ein Problem für uns ist«, wählte Schielin eine neutrale Formulierung und sprach mit gedämpfter Stimme.
    »Da ist noch etwas«, sagte Lydia Naber und dem Schwingen in ihrer Stimme war anzumerken, dass es sie beschäftigte, dieses noch etwas.
    »Das wäre?«
    »Du hattest den richtigen Riecher. Der Kohler wusste über die Beziehung zwischen seiner Frau und Günther Bamm Bescheid, und zwar im Detail.«
    »Welche Details?«
    »Ich habe ihn darauf angesprochen, und er blieb völlig gelassen. Und ohne dass ich etwas erwähnt hätte, sagte er etwas herablassend, so als wäre ich eine kleine Spießerin: ›Sie haben wahrscheinlich die Fotos gefundene Dann hat er gelacht, der Heini. Ein widerlicher Kerl. Ich bin jedenfalls etwas verunsichert, was das Verhältnis seiner Frau zu Günther Bamm angeht, denn inzwischen weiß ich nicht mehr so recht, wer da der Betrogene sein soll.«
    »Es könnte doch sein, dass niemand …«
    »Ja, das könnte sein, und es wäre auch völlig uninteressant, wenn sich alle Beteiligten bezüglich der Details ihrer Lebensgestaltung einig wären und glücklich dahinlebten. Es ist aber nun mal so, dass Günther Bamm erschlagen wurde, nicht wahr, und somit erscheint das freie Spiel der Liebe in einem weniger strahlenden Licht.« Sie unterbrach. »Du kannst gerade nicht reden, oder?«
    »So ist es.«
    »Dann noch ein Zuckerl für dich. Wenzel hatte recht. Die Ergebnisse der DNS-Untersuchung sind gekommen. An beiden Bonbonpapierchen konnten sowohl Fingerspuren gesichert werden, als auch DNS. Und jetzt kommt’s. DNS und Fingerspur des einen Papierchens sind Günther Bamm zuzuordnen.«
    Sie wartete einen Augenblick, bevor sie weiterredete: »Die DNS des anderen Papierchens stimmt mit der des Bonbons überein, was bedeutet, dass es wirklich so gewesen war, wie Wenzel vermutete. Die Recherche hat keinen Treffer in der Datenbank ergeben, und die fremden Fingerspuren liegen auch nicht ein. Aber wir haben einen halben rechten Daumen und einen Teilbereich des rechten Zeigefingers. Jetzt sieht die Sache schon anders aus, nicht wahr?«
    Das war in der Tat so. Schielin hielt seine Freude zurück und sagte teilnahmslos. »Ja, das ist schön.«
    »Wir fahren jetzt zusammen mit Robert nach Kressbronn und helfen bei der Sichtung der Rubach’schen Schatzkammern.«
    »Kressbronn? Das ist aber Baden-Württemberg.«
    »Jaja. Die Kollegen wissen schon Bescheid, und vom Polizeirevier Kressbronn wird auch jemand dabei sein.«
    »Was ist das eigentlich, in Kressbronn?«
    »Robert hat die Unterlagen gesichtet, die wir bei der Hausdurchsuchung bei Ludwig Rubacher mitgenommen haben. Er weiß jetzt, wo der Kerl das Zeug lagert, das bis letzte Woche in dem Stadel in Unterreitnau war.« Sie gab ihm die Adresse durch.

    Schielin steckte das Handy ins Jackett und

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