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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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einziges Telefonat, das Thomas Borgghes mit Badagli-Smerof geführt hat und aus dessen Dialog erkennbar war, was da lief. Zu diesem Zeitpunkt, das haben wir mit Thomas Borgghes ermitteln können, war Günther Bamm im Hause. Er muss es mitbekommen haben.«
    »Hat Günther Bamm denn diesen Borgghes mit der Information erpresst, denn irgendwie muss er ja davon Kenntnis erlangt haben.«
    »Ja. Günther Bamm hat einen Fehler gemacht.«
    »Welchen?«
    »Nachdem Badagli-Smerof vorübergehend festgenommen war und Bamm seinen Namen erfahren hatte, begann er mit seinen Nachforschungen, ganz klassisch. Er hat alte Zeitungsarchive ausgewertet, die Wohnorte ermittelt und ist schließlich auf das Internat gestoßen. Er ist dorthin gefahren und hat unter anderem eine Sekretärin und einen Hausmeister nach Thomas Borgghes und Ernest Badagli-Smerof befragt. Das war natürlich ein Fehler, denn vonseiten der Internatsverwaltung wurde Thomas Borgghes darüber informiert, dass ein Journalist namens Günther Bamm Fragen gestellt hat. Da musste der nur noch eins und eins zusammenzählen.«
    »Er hat ihn also abgepasst und erschlagen?«
    »Günther Bamm hatte an diesem Sonntag, als er sich mit Ihnen treffen wollte, versucht, mit Hildegard Borgghes ein Gespräch zu führen. Sie war an diesem Wochenende in ihrer Wohnung in München. Ihr Sohn hat das verhindert. Er ist mit dem gleichen Zug aus München nach Lindau zurückgefahren und hat Bamm wohl verfolgt. Spät in der Nacht kam es zu einem Treffen der beiden, im Stadtgarten, am Kleinen See. Thomas Borgghes schweigt bisher darüber, aber wir vermuten, dass er versucht hat, Bamm zu bestechen, ihn auf welche Weise auch immer zu bewegen, nichts über die Sache zu sagen. Und als der nicht wollte … mit einem Kricketschläger.«
    »Ein richtiger Totschlag also«, meinte Leo Korsch erschüttert.
    »Nein, ein richtiger Mord«, entgegnete Schielin, »es gab ja für Borgghes keinen vernünftigen Grund diesen Kricketschläger am Sonntagabend mitzunehmen. Jedenfalls hat er uns noch keine nachvollziehbare Begründung dafür geben können. Wie wir inzwischen wissen, spielt er in einem der beiden Münchner Vereine und hatte bisher weder Kricketschläger im Haus am Bodensee gehabt, noch hat er da diesen Sport betrieben. Wir haben seine Termine überprüft – sein Sekretariat erfasst ja wirklich alles. Da war keine Zeit für Kricket. Der nächste Spieltermin wäre in Kolbermoor gewesen, in fünf Wochen. Wir sind davon überzeugt, dass er diesen Schläger mitgenommen hat, um Bamm damit zu erschlagen. Aus welchem Grund wäre er sonst an diesem Sonntagabend mit diesem Ding durch die Gegend gefahren. Außerdem hätte er nach seiner Ankunft genügend Zeit gehabt den Schläger in die Villa zu bringen. Da war er aber nicht, wie die Auswertung der Zugangskontrolle ergeben hat. Vielmehr wartete er geduldig wie eine Spinne einige Stunden lang auf sein Opfer – das Tatwerkzeug griffbereit.«
    Leo Korsch hatte bestürzt und schweigend zugehört.
    »Wann reisen Sie denn zurück nach London?«, fragte Lydia Naber, um das betretene Schweigen zu unterbrechen.
    »Morgen geht unser Flug.«
    Robert Funk fuhr ein letztes Mal genüsslich über die Lippen, dem Geschmack der Torte auf der Spur. »Und das Gemälde?«
    »Wird vom Auktionshaus Zeller rübergebracht.«
    »Sie haben sich mit Frau Rubacher geeinigt?«
    »Haben wir.«
    »Wie wird das Bild verschickt?«
    »Es wird nicht verschickt. Wir haben uns dazu entschlossen, dass es hier in Lindau bleiben soll und dass es möglichst viele Menschen, die Freude an Kunst haben, sehen sollen. Wir möchten, dass es zukünftig im Cavazzen hängt. Dann haben wir wieder einen Grund mehr, einmal im Jahr hierher an den See zu reisen.«
    Leo Korsch sah augenzwinkernd zu Schielin. »Dieses Hotel hier, Bad Schachen? Die Besitzer tragen den gleichen Namen wie Sie, Herr Schielin – Sie sind da nicht … irgendwie …?«
    »Gott behüte!«, wehrte Schielin ab, »mein Häuschen ist sicher genauso alt, aber ich habe damit genug zu tun, ich bin also nicht irgendwie …«

    Am späten Nachmittag vertrieb eine leichte Brise erst den Regen, der sich seit zwei Tagen über dem Bodensee eingenistet hatte. Noch vor der Dämmerung waren erste Risse in der grauen Wolkendecke zu erkennen, und als es schließlich dunkel geworden war, funkelten die Sterne. Leo Korsch stand auf dem Balkon und sah hinüber zur Insel, von wo die Lichter über das Wasser flackerten. Ein Zug kroch langsam über den Bahndamm, und

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