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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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forderte Robert Funk auf, ihre Bewunderung zu teilen.
    Schielin gab nach einer Weile auf und setzte sich still auf eine Holzkiste. Nicht, ohne sich vorher zu versichern, dass sie nicht vielleicht mit etwas Wertvollem gefüllt war.
    »Ihr Mandant wird uns erklären müssen, woher all diese wertvollen Dinge stammen«, sagte Robert Funk in Richtung des Anwalts. Der stellte eine Federstiftzeichnung mit einem Akt im Stile von Balthus zurück ins Regal und drehte sich Funk mit einem Schulterzucken zu.
    »Der Herr Betreuer hat ja ganze Arbeit geleistet«, sagte Lydia Naber mit strengem, vorwurfsvollem Ton, »so wie es aussieht, hat sich Ihr Rubacher die jeweils wertvollsten Stücke unter den Nagel gerissen. Ich möchte gar nicht wissen, was der schon alles verscheuert hat. Da wird die Glatze so manches Mal vor Freude geglüht haben.«
    Rubachers Anwalt schenkte ihr einen leeren Blick. »Bitte mäßigen Sie sich, Frau Naber. Außerdem – es ist nicht mein Rubacher.«
    Sie verzog den Mund und räumte eine Teekanne vorsichtig zurück in die Kiste. »Da können Sie auch froh drum sein.«
    Robert Funk hatte sich eines der alten Bücher gegriffen und blätterte darin herum. An einer Stelle hielt er inne und schmunzelte, bevor er laut zu lesen begann. »Hört mal her. Das ist so was wie ein Reiseführer, aus dem neunzehnten Jahrhundert.

    Ein Friedrich Nicolai hat 1781 Folgendes geschrieben: ›Dass die Schwaben eigentlich plumper und ungeschliffener in Sitten oder weniger anstellig sein sollten, oder dass bei ihnen Verstandeskräfte später reiften als bei anderen Deutschen und zum Beispiel bei ihren Nachbarn den Bayern oder Franken, kann man auf keine Weise sagen. Man findet vielmehr unter den Schwaben viele scharfsinnige Köpfe und die zum Teile ihre Denkungskraft unter sehr ungünstigen Umständen entwickelt haben. Die Schwaben zeichnen sich im allgemeinen, soviel ich habe bemerken können, bloß durch eine unter dem gemeinen Manne mehr verbreitete Gemächlichkeit, Zufriedenheit und Ruhe aus. Dabei ist eine gewisse Treuherzigkeit und ein unbefangenes Wesen bei ihnen, das selbst nichts von Arglist hat und sie bei andern auch nicht vermutete«
    Er klappte das Buch zu und legte es zurück zu den anderen Erstausgaben.
    Als sie endlich mit der ersten Sichtung fertig waren, verschloss der Anwalt die Tür und händigte Robert Funk den Schlüssel aus, der das Schloss versiegelte. Zu Schielin und Lydia Naber gewandt sagte er: »Ich werde mal auf die Insel zum Zeller fahren. Vielleicht wissen die dort ja was über den Rubacher, und das Zeug da drinnen müssen wir auch ordentlich katalogisieren, am besten sollen die das machen. Außerdem bereiten die gerade die nächste Auktion vor, und das da drinnen hat mir richtig Lust auf mehr gemacht.«
    Schielin meinte: »Das schaut etwas hektisch aus, da drinnen, ich meine, solche wertvollen Sachen, und ich gehe davon aus, dass das Zeug schon was wert ist, solche Sachen kippt man doch nicht auf diese Weise in eine Lagerhalle von der Sorte hier.«
    Funk stöhnte. »Dieser Rubacher hat eben keinen Bezug zu den Dingen, zu diesen schönen Dingen, und schon gar keine Ahnung von dem, was diese einzelnen Sachen Menschen bedeuten können. Denk nur an das Gemälde, das dieser Korsch beschrieben hat. Oder die Bibeln. Du hattest die Bibeln in der Hand. Ich bin mir sicher, dass in den Familien, denen diese herrlichen Stücke einmal gehörten, der ein oder andere daran hängt, sich erinnert, wie daraus vorgelesen wurde, an einen dieser herrlich reproduzierten Stiche denkt, und und und. Oder ein Kaffeeservice, von dem schon die Großmutter erzählt hat, wie sie es durch den Krieg, durch die Besatzung oder sonst was gebracht hat. Schauderhaft.
    Der Deal funktioniert ganz einfach. Rubacher übernimmt eine Betreuung, und schon beim ersten Besuch verschafft er sich einen Uberblick, sondiert, schaut, was lohnenswert erscheint – und dann wird Stück für Stück ausgeräumt. Und der Markt für diese alten Dinge, der ist durchaus vorhanden. Der Kerl ist ein ganz widerlicher Hehler, und das Traurige ist nur, dass es schwer sein wird, ihm etwas am Zeug zu flicken.«
    Lydia Naber schnaufte. »Also ich denke, Günther Bamm ist ihm auf die Schliche gekommen, und er hat es erfahren. Wieso sonst hätte er so hektisch das Zeug von Unterreitnau hierher schaffen sollen?«
    »Das sehe ich auch so«, meinte Schielin, »ich frage mich nur, wer der Kerl war, der uns in der Nacht davongelaufen ist. Ludwig Rubacher war es wohl

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