Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
eng der Zusammenhalt nach innen ist – nach außen wirkt er als Panzerung, die vor allem bei Journalisten Unwillen erzeugt. So kann es nicht wundern, wenn Günther Klum und seine Frau dann in einem Zeitungsartikel als „Nassauer der Nation“ bezeichnet werden, die sich überall hin mit Heidi einladen lassen. Die Bezeichnung ist zweifellos ungerecht. Denn es ist völlig normal, dass Stars im Showgeschäft mit einem Stab von Betreuern bei Terminen auftauchen, und Heidis Stab ist hier recht klein. Denn sie vertraut niemandem außer Menschen, mit denen sie eng verwandt ist oder zumindest das Gefühl hat, dass sie mit ihr verwandt sein könnten. Heidi kann keinen distanzierten Umgang in ihrem Umfeld vertragen. Und so taucht sie, wenn sie wo hin kommt, in der Regel nur mit vier Personen auf: Ihren Eltern, ihrem Bodyguard und ihrer Visagistin. Das ist bei anderen Stars ganz anders. Dort kann schon im Vorfeld ein Stabsmitglied den Veranstalter auf Sonderwünsche aufmerksam machen. Janet Jackson besteht laut Vertrag dann darauf, dass sie einen HNO-Arzt am Veranstaltungsort vorfindet, einen Masseur, einen Chiropraktiker, einen Elektriker und einen Fluchtwagen. Jennifer Lopez fordert einen weißen Raum, in dem alles weiß ist: Tisch, Blumen, Sofa. Und für Schmusebarde James Blunt muss jemand beim Getränkemarkt vorbeischauen, um 120 Flaschen Bier, vier Flaschen Wodka, drei Flaschen Weißwein und zwei Flaschen Champagner abzuholen. Die Erfüllung dieser Wünsche bedarf dann wieder neuer Mitarbeiter und Koordinatoren, die dafür sorgen, dass sie auch Realität werden. Man denke auch an die Luftfilter, die Michael Jackson für Hotelzimmer fordert, in denen er übernachten soll, oder die neue Klobrille, die für Madonna montiert werden, und das Kabbala-Wasser, das besorgt werden muss. Die Erfüllung kleiner exzentrischer Wünsche ist vor allem in Amerika zum Normalfall geworden. Heidis Bedürfnisse sind hier vergleichsweise bescheiden. Sie braucht einfach Fahrkarten und ein Hotelbett für ihre Eltern, und kein Stab von Agentur-Angestellten, PR-Leuten oder Security. Das Ehepaar Klum nimmt in Deutschland viele dieser Aufgaben wahr und kann Heidi durch seine Anwesenheit auch emotional unterstützen. Ist das so schlimm, dass man sie gleich als „Nassauer“ beschimpfen muss? Die Klums verstehen es besser als jeder andere Mensch, dem Topmodel Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln, denn Heidi vertraut ihnen mehr als jedem anderen. Dass auch für die Eltern dann etwas vom Ruhm ihrer Tochter abfällt, ist auch völlig normal. Wenn sie dabeistehen inmitten anderer Großen der Welt, hebt das das Selbstwertgefühl, und ein Bergisch-Gladbacher, dessen Leben sonst eher davon bestimmt war, in einem Betrieb zu arbeiten, kann dann schon einmal mit geschwollenem Kamm berichten, wie das so ist, wenn man mit Prominenten verkehrt: „Man geht in eine Loge rein und plaudert plötzlich mit Prinz Albert. Das ist schon verrückt. Bill Clinton hat mir sogar zwei Briefe geschrieben und freut sich, mich wiederzusehen. “ Hier schwingt der berechtigte Stolz eines Vaters mit, der einen Großteil seines Lebens in den Dienst der Karriere der Tochter gestellt hat. Es ist ein Mann, der sich noch den Glauben an das Gutem im Menschen bewahrt hat. Oder zumindest daran, dass einer wie Bill Clinton sich wirklich freut, ihn wiederzusehen, nur weil eine geschäftsübliche Brieffloskel diese Möglichkeit in einem Routineschreiben andeutet.
Sich in den besten Kreisen zu bewegen ist das eine. Daraus aber auch konkreten Gewinn zu ziehen das andere. Letztendlich sind die Klums nicht im Modegeschäft, um sich dort begaffen zu lassen, sondern um auch zu Großverdienern aufzusteigen. Hier hat Günther Klum als Manager der Heidi Klum GmbH zweifellos gute Arbeit geleistet. In Verhandlungen mit ProSieben soll laut Forbes für Heidi ein Gehalt von 2,5 Millionen US-Dollar pro Staffel ausgehandelt worden sein. Selbst wenn man berücksichtigt, das es sich hier um Umsatz und keinen Gewinn und um eine Zahl vor Steuern handelt, ist das ein schöner Batzen Geld, und nicht der Kleinkram um den sich Günther Klum daneben auch zu kümmern hat. Und hier ist er sich auch nicht zu schade, um kleine Münze zu feilschen. So hat sich die Heidi Klum GmbH beispielsweise im Vorfeld von Germany's Next Topmodel die Internetadressen jener Kandidatinnen reserviert, die in die Endausscheidung gekommen sind, in der Hoffnung, aus den sich daraus ergebenden Rechten Kapital zu schlagen. Bei jenen
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