Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
interviewt wurde, hieß es noch „Bergisch-Gladbach – New York“. Darauf musste Klum die Journalistin erst hinweisen. Sie spricht ihn auf die Unverfrorenheit an, den Namen dieser Städte New York und Bergisch in einem Begriff zusammenzuzwingen, worauf Klum gleich einen Zwischenruf tut: „Nein! Bergisch-Gladbach – New York!“
Für ihn ist eine verschlafene deutsche Kleinstadt eben genauso wichtig wie eine der wichtigsten Metropolen der Welt. Und eine Firma, die dieser verschlafenen deutschen Kleinstadt nicht einmal ein Büro hat, kann sich dann auch gut und gerne mit dem Trump Tower messen, denn Heidi kennt den amerikanischen Immobilien-Tycoon Donald Trump privat, und so gleichen sich alle Unterschiede aus.
Man erkennt also am Konzept der Heidi Klum GmbH von Anfang an das Kleine, Provinzielle, das dadurch, dass es Unterschiede erst gar nicht wahr nimmt, auch groß und weltläufig sein kann – wenn auch anfangs nur in den eigenen Augen. Doch ausgestattet mit diesem Selbstbewusstsein, das sich aus der konsequenten Leugnung von Unterschieden speist, kann Großes gelingen. So steht Heidi in der guten deutschen Tradition des tapferen Schneiderleins, das aus der Tatsache, dass es sieben Fliegen mit einem Streich erlegt hat, Prinzgemahl wird.
Günther Klum, der Schöpfer der Heidi Klum GmbH, die er 1996 nach ersten Erfolgen Heidis gegründet hat, ist ein stolzer „Eingeborener“ der Stadt und lässt sich von der großen Welt nichts vormachen. Das ist im Prinzip richtig, denn überall wird nur mit Wasser gekocht. Andererseits kann Mangel an Selbstkritik auch zur falschen Selbsteinschätzung führen und eine Firma auch beschädigen. Dazu könnte auch die Entscheidung der Firma aus dem Jahr 2005 gehören, die Vermarktungsrechte für Deutschland selbst in die Hand zu nehmen. Bis dorthin hat eine Agentur in Deutschland für Heidi geworben. Nun, da Heidis Bekanntheitsgrad flächendeckend geworden ist, wirbt Günther Klum selbst, indem er einfach auf Angebote wartet. Denn nun rufen die Firmen bei ihm an, und ihm bleibt dabei eigentlich nur mehr die Rolle eines sorgsam Auswählenden. Ob dafür ein rotes Siegel mit dem Großbuchstaben H für Heidi – wie es Günther Klum gemeinsam mit seiner Tochter entworfen hat - und auch die Stapel von Wachs , das in Fünf-Kilo-Säcken für Firmenkommunikationen eingekauft wurde, ausreichen wird, um die Marke Heidi Klum weiter aufzubauen? Vielleicht schon. Große Firmen wie McDonald's sind mit Heidi als Werbefigur so zufrieden, dass der Kontakt den Bruch mit der Agentur Heidi Gross überlebt hat. Und auch Volkswagen sind nur zu gern bereit, die schöne Bergisch-Gladbacherin mit ihrem attraktiven Mann für eine Kampagne anzuheuern, mit dem der Marke Tiguan Sex eingehaucht werden soll. Doch immer geht die Sache nicht gut, wenn Günther Klum allein zu Haus ist. Denn sobald einmal Probleme auftauchen, wiederholt sich etwas, das typisch für die Heidi Klum GmbH geworden ist: Probleme führen bei Klums zur Eskalation und zu PR-Niederlagen, die der Firma in Amerika durch Desiree Grubers umsichtige Arbeit erspart bleiben. Denn auch Desiree ist vor allem eine Freundin und gehört zur Familie und ist deshalb ausreichend qualifiziert, um für Heidi, die ihr rückhaltlos vertraut, zu arbeiten.
In Deutschland hat Heidi keine solche Freundin, und dann kann es Katastrophen in der Öffentlichkeitsarbeit geben wie beispielsweise im März 2005, als die Geschäftsbeziehung mit dem Otto-Bauer-Versand in Brüche geht und „dat Gisela“ (Originalton Günther Klum) Bündchen als Werbefigur zum Zug kommt.
Wie hat die Sache begonnen? Thomas Voigt, Kommunikationsdirektor für Otto Bauer, wirft Heidi im März Vertragsbruch vor und lässt der Presse folgendes Statement zukommen: „Gerne hätten wir mit Heidi Klum die erfolgreiche Zusammenarbeit für die Frühjahr-/Sommersaison 2006 fortgesetzt. Leider stand Heidi Klum für einen lange anberaumten Workshop im März plötzlich und ohne Angabe von Gründen nicht mehr zur Verfügung.“
Wahrheit oder Lüge? Bösartige Rufschädigung oder diplomatische Verschleierung noch schlimmerer Verhältnisse? Egal. Es ist sehr wahrscheinlich, das Heidi Terminprobleme hatte, denn sie ist immer busy, und hat einen ausgesprochen dichten Kalender. Dazu kommt aber auch, wie alle Welt neuerdings weiß, dass sie schwanger ist. Erste Anzeichen mag es schon gegeben haben, als Seal Heidi seinen Hochzeitsantrag machte. Im März aber ist sie im vierten Monat, und nach einem
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