Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Victoria's Secret dauerhaft für Heidi als Visagistin abgestellt wurde und Heidi bei allen Terminen weltweit begleitet, nennt Heidis Eltern „Opa“ und „Oma“ und sagt voller Emphase über das Verhältnis zu Erna: „Ich liebe Heidis Mutter. Sie kümmert sich immer so liebevoll um mich, wie meine eigene Mutter.“ In die Angelegenheiten ihrer Tochter mischt sich Erna Klum höchstens ein, wenn ein Schwarzweißakt für Esquire etwas zu gewagt und Heidi praktisch nackt zu sehen ist. „War das wirklich nötig?“ fragt sie ihre Tochter dann eindringlich. Von diesem Vorbild kann ihr Mann nicht profitieren. Er ist eben ein gestandenes Mannsbild, das gern kernig auftritt, und dabei immer wieder aneckt. Das ist aber seine Wesensart, mit der sich Menschen, die ihn kennen, eben abgefunden haben. In der Sache sind beide Eltern in Heidis Leben ungewöhnlich dienstbar. Sie schwingen mit, sie gleichen aus, sie leiten an, sie kümmern sich. Im Wesentlichen ist das die Heidi Klum GmbH, eine Familie, in der alle zusammenhalten und keiner jemals frei hat. Der Chef ist, seitdem sie zur Prominenz gekommen ist, die weit jüngere Heidi. Aber eigentlich war sie es schon als Kind, denn sie hat Erna und Günther Klum zusammengebunden, war der Kitt ihrer Ehe, der gemeinsame Sprössling. Die erwachsene Heidi ist immer noch dieses Kind, das zufrieden gestellt werden muss, dem Enttäuschungen erspart bleiben sollen. Papa und Mama Klum finden es völlig selbstverständlich, alles für ihre Tochter zu geben. Dazu gehört nicht nur, dass sie Urlaub da machen, wo Heidi ist, sondern auch ihr Haus nach den Wünschen der Tochter umbauen lassen, weil diese ihre Kinder während ihres Aufenthaltes in Deutschland bequem unterbringen will: „Ja, wir haben das Haus ein bisschen größer gemacht, wo meine Eltern im Moment wohnen, wir haben ein bisschen aufgestockt, dass die ganze Familie Platz hat.“ Heidi ist hier nicht die erwachsene Tochter, die schon eine eigene Familie gegründet hat, sondern sie bestimmt noch ganz selbstverständlich auch in ihrer Ursprungsfamilie mit. Und für sie ist das auch deshalb eine Selbstverständlichkeit, weil sie ja schließlich von ihrem persönlichen Eigentum. Das Haus, das Heidi ihren Eltern „gekauft“ hat, ist nämlich wirklich das, in dem sie „im Moment“ wohnen. Ihre Eltern sind bei Heidi zu Gast, und nicht Heidi bei ihren Eltern. Und wenn Heidi von Familie spricht, dann auch im Tonfall eines Familienoberhauptes.
Zugleich schreibt sie 2004 in der Zeit , sie sei „verliebt“ in ihre Eltern. Da schmerzt es immer wieder, wenn ihr Vater in Zeitungsartikeln schlecht weg kommt. Geschäftspartner nennen Günther Klum einen “Kettenhund” oder “Schlitzohr”. Sie findet das ungerecht. Auch die große Titelgeschichte im Stern im Mai 2009 mündet ja in einer Verunglimpfung ihres Vaters, wie sie auch gleich darauf in den Medien kritisiert. Heidi verteidigt hier ihren Vater so, wie sich eine Firmenchefin vor einen Mitarbeiter stellt, der einen Fehler gemacht hat. Oder wie eine Mutter, die ihrem Sohn seine Schwächen verzeiht. Keinen Bezug nimmt sie auf die spöttischen Beschreibungen des Äußeren und des Verhaltens ihres Vaters, obwohl diese manchmal wirklich die Groteske streifen. Dazu gehört auch, dass Klum, wenn er etwas gut findet, angeblich “Boah ey, boah ey, boah ey!” rufen soll. Wenn er in Birkenstocklatschen und Goldschmuck vor die Presse tritt, ist er dann eher die Verkörperung des „Bling-Blings“, über das Modeikonen wie Karl Lagerfeld die Nase rümpfen, und stellt dabei gleichzeitig auch Heidis Firma, die ja vor allem Mode und Design verkauft, persönlich kein gutes Zeugnis aus. Das führt aber nicht dazu, dass Heidi ihrem Vater die Anweisung gibt, er möge seine Verhandlungen in Schlips und Kragen führen. Es bleibt ihm selbst überlassen, wie er das macht. Das kann er dann auch vom Küchentisch aus tun. Durch diese reinen Äußerlichkeiten kommt dann vieles an dem Guten, das Heidi tut, nicht zur Geltung. Obwohl sie seit vielen Jahren eine Sozialeinrichtung ihrer Heimatstadt, das Kinderdorf Bethanien, tatkräftig unterstützt und den Karneval der Stadt Bergisch-Gladbach in ein mediales Großereignis verwandelt hat, liegen die Kontakte mit der Stadtverwaltung auf Eis. Wenn sich ihr Vater im Streit mit der Stadt dann wieder einmal wegen Nichtigkeiten verbeißt, und der Bürgermeister dann Günther Klum nach mehreren Friedensofferten resigniert einen „regelrechten Knochen“ nennt,
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