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Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Titel: Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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so einer Situation, so signalisiert die Jury, müsse jedem das Hemd näher sein als der Rock. Die psychologische Wirkung ist verheerend – was in Reality-Formaten aber durchaus gewünscht wird, denn die Szenen, die sich aus solchen Grenzsituationen vor der Kamera ergeben, schaffen Quote. Tatsächlich vernachlässigt die Jury für diesen Effekt ihre Aufgabe, die eben darin besteht, zwischen den Kandidaten zu selektionieren. Da ist die Frage legitim, warum  diese der Jury die Arbeit abnehmen soll. Dieser Augenblick ist die Stunde der Vanessa Riley. Wir haben sie in der Staffel als aufrechten, menschlich anständigen Typ kennen gelernt, der sich nicht verbiegen lässt. Anstatt nun künstlich nach Argumenten zu fanden, warum andere gehen sollen, nominiert sie sich schlichtweg und einfach selbst. Damit sabotiert sie die Absicht der Jury, sich diesmal bei der Selektion aus der Affäre zu ziehen. Auch Heidi, die dabei sitzt, wirkt erbost. Was von Riley als Selbstlosigkeit gemeint war, trifft auf scharfe Ablehnung. Die Jury ist sogleich einer Meinung: Wer sich selbst für die Ausscheidung nominiert, hat schon verloren, und das mit dem hanebüchenen Argument, dass Mitgefühl auch im Geschäft nichts zählen würde. Umso wichtiger sei es auch jetzt, menschlich anständige Kandidaten sofort aus der Sendung zu entfernen.
    Riley muss also gehen, und mancher der Kandidaten weint ihr eine Träne nach. Doch sie kommt nach der Kür der drei Spitzenkandidaten noch einmal für eine Zwischensendung zurück. Und hier lässt sie sich nicht die Chance entgehen, wider den Stachel zu löcken. Vielleicht, weil sie ahnt, dass die Produzenten ein Hühnchen mit ihr zu rupfen haben. Denn Riley hat gerade einer Internetzeitschrift namens Popgurls ein Interview gegeben, in dem sie heftige Kritik gegen die Sendung, und darunter vor allem Heidi Klum, vorbringt. Einige leicht abwertende Bemerkungen Rileys über andere Kandidaten, die sie zu diesem Anlaß auch gemacht hat, sollen nun genutzt werden, um Riley menschliche Qualitäten überhaupt abzusprechen. Die Sache läuft dann aber etwas anders als von Magic Elves geplant. Schon bei der ersten Wortmeldung bringt Riley Heidi, die als Moderatorin fungiert, aus der Fassung. Als ihr Heidi die Frage stellt, wen von den verbleibenden drei Kandidaten sie für den besten hält, sagt Riley: „Für die besten würde ich mich selbst, Alexandra und Kevin halten.“ Das sind Kandidaten, die schon früh ausgeschieden sind. Darauf weiß Heidi nichts zu sagen. Die Bildregie muss eingreifen. Später wird Tim Gunn in der Sendung Riley direkt mit jenem Interview konfrontieren, das sie Popgurls gewährt hat. Auf dem Bildschirm ist dabei das Interview in dunkelgrau abgebildet, aber zum Großteil unlesbar, mit grell gelb markierten noch lesbaren Stellen, wo sich abschätzige Kommentare gegen Mitkandidaten finden. Positives, was Riley über diese auch gesagt hat, wird nicht gezeigt. Die Reaktion der anderen ist erwartungsgemäß, sie machen unbewusst bei dem Rollenspiel mit und greifen Riley heftig an. Diese knickt dann ein und meint, das Interview habe sie so nicht gegeben, eine ehemalige Praktikantin habe sie angerufen und mit ihr gesprochen und das Ganze dann einfach im Internet ohne ihre Zustimmung veröffentlicht. Sie habe nicht gewusst, dass das Gespräch aufgenommen werde. Dadurch wird sie leider in der Sendung etwas unglaubwürdig, doch nicht unbedingt für Menschen, die sich für einen ungeschminkten Blick hinter die Kulissen von Project Runway interessieren. Denn hier wird nichts über die Fernsehmacher selbst gesagt, sondern es ist Heidi, die sofort ins Schussfeld gerät. Wenn eine Insiderin, die nicht mehr Teil des Kollektivs ist, ungeschminkt und angstfrei über Project Runway loslegt, dann schießt sie gegen Heidi, und das mit einer Gnadenlosigkeit, die bewirkt, dass Rileys Ausfälle gegen die Moderatorin in der Sendung selbst völlig ausgespart und von einem grauen Film überdeckt bleiben.
    In Popgurls selbst aber kann man Schwarz auf Weiß Folgendes lesen:
    Vanessa Riley: „Und dann lief dann noch die dumme Heidi Klum, die große alte uninteressante Heidi Klum herum. Weißt du, dass sie uns die ganze Zeit, die wir dort waren, nie angesprochen hat? Sie hat mit uns nicht geredet, sie hat uns nie über unsere Arbeit gefragt, über unser Leben, wer wir sind, hat gar nicht versucht, sich mit uns anzufreunden, nichts.“
    Popgurls: „Davon abgesehen, dass sie als eine Art Sprecherin in den einzelnen Episoden

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