Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
dass Heidi Trends sehr früh erkennen kann. Man muss aber auch sehen, dass Tyras Art der Casting-Show der Sendung Model Mission abgekupfert ist, die weniger erfolgreich auf MTV lief, und dass Heidis neue Show immerhin eine Novität darstellt. Auch dass sie ihr Geld investiert, zeigt, dass sie eben nicht „dumm“ ist, sondern an ihre Karriere denkt und sie aus eigener Kraft und mit Köpfchen lenkt. All das spricht nicht gegen, sondern für Heidi. Und objektiv betrachtet spricht Vanessa Rileys Tirade deshalb auch eher gegen sie als das Objekt ihres Zorns.
Vielleicht mutet sie sich Heidi seit ihrer Mutterschaft insgesamt etwas zu viel zu. Sie wird in dieser Zeit erstmals auch in Deutschland bei Auftritten abgehoben und manchmal auch unkonzentriert wirken. Heidi erfährt für ihre Rolle als Moderatorin von Project Runway in Amerika überwiegend Kritik. Im New Yorker Cityfile wird sie als „roboterhaft“ beschrieben, und die New York Post meint, ihr Auftreten in der Sendung sei „flacher als der Busen von Kate Moss“. Heidi verteidigt Anzeichen ihre Verkrampftheit bei den Ausscheidungen einmal damit, dass in dem Raum generell jede Menge Anspannung herrsche. Es wäre einfach nicht normal, da ihr fröhliches Selbst zu zeigen: „Wir sind da in diesem dunklen, winzigen Raum und ich habe 15 völlig verschreckte Leute vor mir. Das ist nicht so: Hallo, wie geht’s? Man könnte da eine Maus furzen hören in dem Raum.“
Karl Lagerfeld merkt angesichts eines Interviews in Harper's Bazar an, die Sendung sei „Müll“, der „höchstens fünf Minuten lustig“ sei, „aber nur, wenn man ihn mit anderen zusammen anguckt“. Dessen ungeachtet soll Heidi mit ihrem Optimismus Recht behalten. Innerhalb weniger Monate wird sie für ihre Moderation für den höchsten Fernsehpreis, den Emmy , nominiert und die Sendung mit dem renommierten Peabody Award ausgezeichnet werden. Gerade die Emmy -Preisverleihung 2008 macht dann aber auch deutlich, dass die Rolle als Moderatorin auch Heidis offene Flanke darstellt. Die Szene ist alles andere als entspannt. Heidi kommt mit den anderen drei Moderatoren, die für ihre Sendungen nominiert sind, auf dem roten Laufsteg daher und alle werden von Interviewern für wenige Sekunden zum Small Talk gebeten. Diese Tradition ist typisch amerikanisch und auch deutschen Zuschauern der Oscar -Nacht wohl vertraut. An der Oberfläche gibt man sich als Prominenter in solchen Situationen möglichst locker, als käme es auf einen guten Eindruck überhaupt nicht an. Es wäre hier nichts schlimmer als Verkrampftheit. Alles, was man dabei sagt, muss wie zufällig entstanden und gerade ausgedacht wirken. In Wirklichkeit aber ist diese Gelegenheit auch eine Chance, einem breiten Fernsehpublikum – und möglicherweise auch wichtigen Fernsehmachern, die gerade zuschauen - Witz, Humor und Eloquenz zu beweisen. So hat auch an diesem Abend jeder seinen kleinen Sager für die Kameras parat, ist aber auch bereit, möglichst schlagfertig auf den anderen zu reagieren. In der Gruppe, die für die Rolle des besten Moderators nominiert sind, finden sich an diesem Tag drei Männer – Tom Bergeron, Howie Mandel und Jeff Probst – und eine Frau, Heidi. Nachdem die Männer ihre Scherzchen gemacht haben, wird auch Heidi befragt. Die Reporterin macht ihr einleitend wegen ihres lila Kleides von Frau zu Frau ein Kompliment. Und dann ist es an Heidi, ihren Scherz vorzubringen. Sie sagt, sie habe ein Problem, und das sei „Nose-pit“. Ihre Gesprächspartner versuchen, sogleich verbal darauf zu reagieren, aber das ist schwierig. Und es liegt auch sofort zutage, warum das so ist. Denn sie können verbal nur Nose pit verstehen, denn das ist auf Englisch ein Begriff und bezeichnet das Grübchen unter der Nase. Man sieht förmlich ihre Gehirnwindungen rotieren. Könnte es sich von Seiten Heidis um eine Anspielung handelt, die von Pit bulls handelt, die einmal rote und einmal blaue Nasen haben, und dann sagt man beispielsweise Red nose pit? Was Heidi in Wirklichkeit gemeint hat: „No spittle“, kein Speichel, keine Spucke. Sie kennt einfach nicht das Wort für Spucke und meint, es sei im Englischen (wie ja im Deutschen) gleich wie das für Spucken. Tatsächlich ist es aber so, dass man auf Englisch einerseits das Verb „spit“ hat und andererseits das Substantiv „spittle“. Und Heidi weiß das einfach nicht, obwohl sie seit vierzehn Jahren im Land lebt. Die Szene, wie eine Handvoll Männer, die ihre Schlagfertigkeit und
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