Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
schweben beim Superhero-Shooting auf einem Seil zwischen zwei Hochhäusern. Wer dann diese Aufgabe gut gemeistert hat und an der nächsten Sendung noch teilnehmen darf, entscheidet die Jury, die zugleich als Coach die Mädchen betreut und ihnen nebenbei Grundbegriffe des Modelberufs beibringt. Zur Auflockerung der Sendung treten auch Gastjuroren auf. In der ersten Staffel sind das Model Marcus Schenkenberg, Designerin Jette Joop und Schauspieler Erol Sander.
Die Sendung wird von TresorTV produziert, einer Münchner Firma, die auch für Formate wie „Popstars“ und „Supernanny“ verantwortlich war und eine der ersten Adressen für Reality-Shows im deutschen Fernsehen ist. Der Geschäftsführer, Holger Roost-Macias, bescheinigt Heidi 2007, sich „wahnsinnig gut“ in die 1. Staffel eingebracht zu haben. Unverkennbar aber ist Germany's Next Topmodel aber in der Ästhetik und im Programmablauf eine deutsche Castingshow nach dem Format von „Popstars“, und optisch ähnlich ausgestattet wie die Show von Stefan Raab. Heidi dankt Christiane Teich, der Unterhaltungschefin von ProSieben , nach der zweiten Staffel auch ausdrücklich auf ihrer Webseite für die gute Zusammenarbeit mit dem Sender. Dort ist außerdem eine Tochter von ProSieben, „Face Your Brand!“, mit der Vermarktung der einzelnen Models befasst. Im Mai 2007 wird „Face your Brand!“ gleichsam als Agentur Lena Gercke, Barbara Meier, Yvonne Schröder und Jennifer Wanderer vermarkten. Dass bei der Sendung alle am gleichen Strick ziehen, wird sich lohnen. 2008 erhält Germany's Next Topmodel den Deutschen Fernsehpreis als beste deutsche Unterhaltungssendung des Jahres. Und 2009 kann aufgrund der Popularität der Show für das Finale der 4. Staffel bereits die Kölner LANXESS-Arena gebucht werden, die 15.000 Fans Platz bietet. 29,4 % der werberelevanten Zielgruppe verfolgen vor den Bildschirmen die Show, und bei den 14-29jährigen sind es sogar 44,7 %. Insgesamt sind es 4,61 Millionen Deutsche, die das Finale der 4. Staffel von Germany's Next Topmodel sehen.
Star der ersten beiden Staffeln wird der 48jährige amerikanische Choreograph und Laufsteg-Trainer Bruce Darnell, der selbst vor Jahren in Deutschland als Model gearbeitet hat. Sein starker amerikanischer Akzent, seine grazile Gestalt, sein Modegeschmack, sein Charme und seine Begeisterungsfähigkeit, die Empathie für einzelne Models, die ihn häufig hemmungslos vor laufender Kamera heulen lässt, all das macht ihn für die Zuschauer sympathisch. Vor allem aber: Er ist, was Tim Gunn bei Project Runway darstellt: Ein emotionaler Anlaufpunkt, die wahre „Mutter“ der Show. Und auf diesem Gebiet kennt er keine Übertreibung. Besonders Darnells Tränen, die so leicht fließen, wecken zwar anfangs bei den Fernsehmachern Besorgnis bezüglich seiner psychischen Stabilität. Bald aber wird klar, dass sich hier ein eigenwilliger Charakter offenbart, der für Mode und Schönheit lebt und für eine Sendung wie „Germany's Next Topmodel“ dadurch perfekt geeignet ist. Er kann einer der Kandidatinnen, wenn sie gut war, weinend als Juror bei der Beurteilung sagen: „Ich liebe dich“, und dabei glaubwürdig bleiben. Nicht zuletzt grammatikalische und gedankliche Eigenwilligkeiten wie „Drama, Baby“, „Sexy, sexy, sexy“, „Das ist der Wahrheit!“, „Ich brauch' keine Hausfrau, Baby, beweg dein Arsch“, oder „Deine Handtasche muss lebendig sein!“ werden eine Weile in ganz Deutschland sprichwörtlich, gehen zumindest vorübergehend in den Wortschatz ein. Darnell wird zuerst zum heimlichen und dann zum offensichtlichen Star der Sendung. Ende 2006 zeigen Umfragen, dass ein Großteil der Zuschauer die Sendung nur wegen Darnell einschaltet. Dagegen kann Co-Juror Armin Morbach, im wirklichen Leben Haarexperte und Visagist für Schwarzkopf, kein Profil gewinnen. Schlimmer aber noch: Auch Heidi kann die „weibliche“ Rolle, für die sie aufgrund ihrer natürlichen, fröhlichen Art gut qualifiziert wäre, nicht spielen. Liebevolles, mütterliches, beschützendes Verhalten bleibt Darnell vorbehalten, Heidi aber muss die Strenge, Fordernde spielen. Denn letztendlich geht es in der Sendung darum, die Kandidatinnen zu prüfen, ihre Grenzen auszuloten. Wenn das keiner besorgt, muss sich Heidi darum kümmern. Diese Verhältnisse stürzen Heidi in ein Dilemma. Als Produzentin der Sendung kann es ihr Recht sein, wenn sie Erfolg hat. Doch ihrem öffentlichen Profil schadet es, von Darnell in der Gunst der
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