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Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Titel: Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Zuschauer ausgestochen zu werden. Deshalb ist es ihr willkommen, als der beliebte Juror Ende des Jahres von der ARD abgeworben wird, um dort eine Vorabendsendung zu moderieren.
    Dass Heidi es aus eigener Kraft in der Modewelt geschafft hat, die Kandidatinnen der Show aber im Gegensatz zu ihrem eigenen Weg in der Sendung wie eine Schulklasse in die Modewelt geführt werden sollen, birgt für Heidi emotionales Konfliktpotential. Sie zeigt eher wenig Verständnis für Schwäche und Unentschiedenheit einer Kandidatin. Ihre Botschaft lautet immer wieder: Wer Topmodel werden will, muss es auch wollen. Wenn Kandidatin Luise aus Begeisterung am Set kollabiert, nur weil sie in den Kreis der Erkorenen aufgenommen wurde, kann man sich darauf verlassen, dass Darnell sich hin kniet und das Mädchen beruhigt. Heidi dagegen stellt sich eher als Beobachterin dazu und fragt in neutralem Tonfall: „Hast du so was schon mal gehabt?“ Im Kommentareinspieler beschränkt sie sich als Spielleiterin auf das Wesentliche: „In dem Moment haben wir uns natürlich alle gefragt, ob Luise mitreisen kann.“ Am nächsten Tag drückt Luise am Flughafen Flugangst aus. Eine männliche Sprecherstimme fordert streng: „Wenn sie Topmodel werden will, muss sie ihre Flugangst in den Griff bekommen.“ Heidi setzt mit großer Entschiedenheit im Einspieler hinzu: „Das Fliegen gehört zu diesem Job. Die Fotografen kommen nicht zu dir nach Hause. Du musst in der ganzen Weltgeschichte herum fliegen, um diesen Job machen zu können. Entweder lernst du, deine Angst zu besiegen, oder du bist raus.“
    Germany's Next Topmodel wird hier zum Echo von Project Runway . „Entweder du bist in der Modewelt drinnen – oder du bist draußen“, dieses Prinzip wird für Heidi zur Lebensphilosophie. Kein Wort darüber, dass Heidi selbst seit Jahren mit Flugangst kämpft – ein Symptom, das die meisten Models beklagen. Heidi hätte hier erzählen können, dass sie selbst immer ihre Milchzähne dabei haben muss, um Flüge überhaupt überstehen zu können, und man hätte sie von Seiten der Zuschauer in der Szene gemocht. Stattdessen lässt sie in der Sendung generell nur die Stimme der Vernunft sprechen, und das ja eigentlich mit Recht: Denn nur deshalb, weil Heidi in ihrer Karriere die Stimme der Vernunft vor ihre Gefühle gestellt hat, ist sie ja auch erfolgreich geworden. Die Botschaft für die Zuschauer ist klar: Luise ist nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem Topmodels entstehen, weil ihr die Härte fehlt. Von dieser Härte hat Heidi genug. Besonders attraktiv wirkt das aber auf die Fernsehzuschauer nicht. Heidi wird ganz im Gegenteil von vielen als überheblich und schulmeisterlich wahrgenommen. Während die Mädels in der gleichen Episode in New York wie Schulausflügler bis in den lieben langen Tag hinein schlafen, sitzt Heidi schon um sieben Uhr morgens am Schminktisch und zeigt Dynamik. Dass sie dabei auch aufzählt, was sie heute alles geplant hat, wirkt irgendwo auch aufschneiderisch. Die Botschaft ist klar: Hier ist der erfolgreiche Schmetterling, der ganz Amerika erobert, dort sind die verpuppten Wesen, die für ihre Schlafmützigkeit gemaßregelt werden müssen. Bei all dem ist bei Heidi immer eine gehörige Portion Eigenwerbung beziehungsweise Werbung für die von ihr vertretenen Produkte dabei. Privates aber, ihre eigenen Ängste, Hoffnungen und Talente, all das kommt in der Sendung zu kurz. Wo ein Bruce Darnell auf das Fernsehpublikum Eindruck macht, weil er den Mädchen zeigt, wie man elegant über den Laufsteg gleiten und zugleich ein Buch auf dem Kopf balancieren kann, werden Heidis Leistungen dann oft auch nur behauptet. Sie zeigt selbst nur selten Proben ihres Könnens, was sie in den Jahren gelernt hat, wie sie zu ihrem Erfolg gekommen ist. Dadurch wirkt sie manchmal weniger sympathisch, selbst wenn sie auch einmal Gefühl zeigt, sich mit den Mädchen solidarisiert, auch durchaus wieder beruhigend oder tröstend auf jemanden einsprechen kann oder auch einfach stumm den Arm um die Schultern einer Ausgeschiedenen legt. In manchen Szenen zeigt sich Heidi ausgelassen, kann dann auch jemanden parodieren oder zwanglos mit den Mädchen albern. Diese Augenblicke aber haben Seltenheitswert. Im Gedächtnis bleibt Heidi als die, die in einem emotionslosen Tonfall bekannt gibt, dass sich eine der Kandidatinnen entschieden hat, die Sendung zu verlassen. Sie fragt nicht warum, sondern meint danach in die Kamera, jeder müsse selbst wissen, was für ihn gut

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