Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
westlichen Fernsehen vorstellen. Ihre Quote hängt davon ab, ob sie diese Form der Trieberfüllung zulassen. Der einzelne Gladiator kann dann zwar durch überirdische Leistungen bestechen und dann auch göttliche Behandlung beanspruchen – doch in den meisten Fällen führen Telefonabstimmungen zu seinem Sturz und dadurch zum Aufstieg eines Kandidaten, dessen Sieg darauf aufbaut, im Wettstreit eben nicht der Beste oder Tüchtigste gewesen zu sein. Und so ein zweitrangiger siegreicher Kandidat kann dann konsequenterweise auch nie Mitglied der herrschenden Klasse – also dauerhaft reich oder berühmt - werden. Selbst ein im Fernsehen gekürter „Superstar“ oder ein „Topmodel“ bleiben immer, was er oder sie immer waren: Mitglieder der Unterschicht. Letztendlich bestehen diese Shows also vor allem darin, Menschen zu enttäuschen, ihnen ihre Träume und letztendlich auch ihre Würde zu rauben, denn der Zuschauer vor dem Bildschirm ist vielleicht auch eher einer, der gerade auf so eine Art im Leben zurecht gestutzt wurde, oder zumindest fürchtet, dass es einmal so mit ihm kommen würde. Und um zu sehen, dass es anderen so ergeht, schaltet er jeden Abend ein.
Eine der bekanntesten Shows der frühen Nuller-Jahre ist jene Sendung, die 2003 von Tyra Banks in Amerika geschaffen wurde. Sie hieß und “America's Next Topmodel” und wurde mit Tyra als Moderatorin ein mittlerweile langjähriger Quotenhit, der immer wieder aufgelegt wird und sich epidemieartig als Klon über alle Länder der Welt und in allen Sprachen ausgebreitet hat. Die erste Moderatorin dieser ursprünglichen Sendung, Tyra, ist eine geborene Entertainerin. Sie singt nicht nur das Titellied “Wanna be on Top”, sondern ist auch durch ihren Witz, ihren Charme und ihre Leidenschaftlichkeit Herz und Seele der Show. Lizenzen der Sendung wurden in über 40 Länder verkauft und haben Tyra auch reich gemacht, denn sie ist als Produzentin auch treibende Kraft hinter der Kamera. Die meisten Sendungen der Klons werden von Topmodels (oder ihrer nationalen Spielform) moderiert. Und allen diesen Shows – inklusive America's Next Top Model ist eines gleich: Ein wirkliches Topmodel der Marke Tyra Banks oder Heidi Klum ist daraus noch nicht hervorgegangen.
Im deutschsprachigen Raum gehört Germany's Next Topmodel , moderiert von Heidi Klum, bald zu den beliebtesten Sendungen in Mitteleuropa. Von Staffel zu Staffel wird diese Popularität noch zunehmen, obwohl Heidis Präsenz als Moderatorin sich nicht mit der eines Naturtalents wie Tyra Banks messen kann. Erschwerend für die erste Staffel tritt hinzu: Als Heidi am 25. Januar 2006 das Fernsehformat einmal wöchentlich vorstellt, hat Heidi zu Hause zwei Kleinkinder zu versorgen und erwartet ein drittes Kind. Diese Situation hat sich seither nicht wirklich gebessert, und ist 2009 durch eine weitere Schwangerschaft noch drängender geworden. Wo andere in einem Haushalt mit vier Kindern nichts mehr kennen als diesen Haushalt und diese Kinder, laufen bei Heidi aber nebenher alle Aktivitäten als Model, Designerin, Werbeikone und vieles mehr weiter. Dass sie manchmal am Set müde wirkt, sich bei Live-Moderationen verstolpert und in dem Moment, in dem die Klappe gefallen ist, das Studio verlässt, kann keinen wundern – vor allem niemanden, der selbst schon einmal Kinder versorgt hat. Heidi wirkt auch in dieser Sendung nicht mütterlich – vielleicht, weil sie im Gegensatz zu der kinderlosen Tyra Banks tatsächlich mehrfache Mutter ist und den Spagat zwischen Heim und Karriere meistern muss. Vor allem aber, weil sie keine Kraft dafür hat, wildfremde Menschen auf eine mütterliche Art anzusprechen. Wenn sie einmal nicht zu Hause ist, will sie arbeiten und wirkt auch so: Wie eine selbständige Frau, die sich freut, mal nichts von Windeln und Kinderkrankheiten hören zu müssen.
Worum geht es bei Germany's Next Topmodel ? Aus den insgesamt 11 000 Kandidatinnen, die für die erste Staffel in großen Städten gecastet werden, wählt eine Jury 12 bis 19 Mädchen aus, die nun im Laufe der Staffel gegeneinander zur Ausscheidung antreten. Sie müssen spezielle Aufgaben erfüllen, bei denen sie ihr Talent beweisen können. Diese Aufgaben können sein, möglichst elegant auf Eis oder durch Wasser zu laufen oder eine Schaufensterpuppe zu spielen, ohne dabei die Miene zu verziehen. Es gibt verschiedene Shootings mit eigenen Themen, so tragen die Mädchen beispielsweise beim Märchen-Shooting Kostüme von Märchenfiguren oder
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