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Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Titel: Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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zerplatzt in dieser Sendung, weißt du? Weil die Person, die es bis zum Schluss schafft, bekommt soviel Hype und sie können so viele weitere Aufgaben machen, das ist wirklich wirklich gut für die, es ist eine große Plattform für sie. Deswegen verabschiede ich Menschen nicht gerne und sage zu ihnen auf Wiedersehen und sie müssen schon nach Hause gehen.“
    Diese sachliche Antwort hat Bonnie Hunt sichtlich nicht erwartet. Auch Heidi spürt, dass etwas nicht stimmt. Sie macht ein ein ernstes, etwas verkniffenes Gesicht wie eine Schülerin, die bei der Prüfung eine falsche Antwort gegeben hat.
    Bonnie Hunt hakt nach: „Ich weiß, aber You're out, das ist so ... Gott...“
    Heidi darauf schnell: „Ich meine, kann man das denn überhaupt netter sagen?“ Sie grinst, zieht eine lustige Miene und mimt: „You're out!“
    Das Publikum lacht, Heidi lacht herzlich mit. „So funktioniert es nicht!“ ruft sie dazwischen.
    Bonnie Hunt (ironisch): „Warum soll man sie auch schonen, nicht wahr?“
    Heidi (lachend): „Nein ... Und sie mögen es auch gar nicht.“
    In dieser Szene blitzt auf, was man später in Deutschland bei Germany's Next Topmodel an Heidi kritisieren wird. Sie wirkt in diesen Situationen hart. Man gewinnt den Eindruck: Es scheint ihr direkt Spaß zu machen, Menschen mitzuteilen, dass sie nicht für Größeres geschaffen sind. Heidi kann nach all den Jahren ihres Aufstiegs und Erfolgs offenbar kein Mitgefühl für Menschen mehr demonstrieren, die es im Leben nicht geschafft haben. In Amerika ist diese Haltung normal und wird von einem breiten Publikum goutiert. Hier werden Sieger noch angebetet, und Heidi ist eine Siegerin. Da kann sie sich auch wie eine Siegerin auf die Brust schlagen. Und sie sieht dazu noch großartig aus und macht einen fröhlichen Eindruck. Die Botschaft ist: Der Kampf nach oben hat sie nicht verbittert und ihr nicht den Humor geraubt. Da kann sie schon einmal machohaft John Casablancas auf seine alten Worte hin, sie sei eine „talentlose Wurst“, per Interview nach rufen, wenn sie seinen Namen höre, dann falle ihr dabei ein, wie sie einmal als Mädchen das Gesicht eines zudringlichen Jungen in Hundekacke gedrückt habe. Diese Szene hat sie auch in ihrem Buch beschrieben und dabei einen merkwürdigen Satz notiert: „Verlangen motiviert, aber der andere große Antrieb ist Rache.“ Nun, da sie es finanziell und von Seiten ihrer Berühmtheit geschafft hat, ist es andere Zeit, alte Rechnungen zu begleichen. Da kann ein John Casablancas dran kommen, ein Thomas Zeumer oder eine Heidi Gross. Wer Heidi einmal verletzt hat, soll nun bluten.
    Sie kann in dieser Verfasstheit auch in ihrer Sendung junge Frauen demütigen, bis denen Tränen in die Augen steigen. Denn es sind diese oft größeren und wohlgeformteren Körper, die Heidi in den Jahren des Kampfes in der Konkurrenzsituation so schwer zusetzten. Die Härte, mit der sie sich damals durchgesetzt hat, kommt schon in Project Runway an die Oberfläche, wird aber vor allem in Deutschland je bekannter die Sendung Germany's Next Topmodel werden wird, ihr Verhalten prägen. Dieses klassisch „männliche“ Verhalten, das sie zum „Pascha des Monats“ im Juni 2009 in der Emma machen wird, wird Heidi von vielen Menschen vorgehalten werden und die Marke Heidi Klum letztendlich beschädigen. Denn diese war in ihrer Heimat immer darauf aufgebaut, dass Heidi ihre Schönheit und ihren Erfolg durch Menschlichkeit und Mitgefühl – also „Weiblichkeit“ balanciert.
     
     
     
     
     

Germany's Next Topmodel
     
    Wenn man später einmal auf die Nuller-Jahre des 21. Jahrhunderts zurückblicken wird, wird man dabei auch von den Casting-Shows sprechen, die Europa und Nordamerika die Fernsehprogramme prägten. Im Gegensatz zu Asien oder den arabischen Ländern, in denen die Popularität dieser Sendung vor allem auf der Erfüllung der Phantasie beruht, dass man es durch Tüchtigkeit und etwas Glück im Leben schaffen kann, sind die Casting-Shows der westlichen Länder ja immer dann am erfolgreichsten, wenn dem Einzelnen gerade dieses gelebte Märchen verweigert wird. Unsere Casting-Shows bauen eher auf der Tradition der römischen Zirkusspiele auf, die vom Sadismus des Publikums geprägt waren. Dieser Hohn, diese Verachtung, wurden dann Laut, und wenn der Imperator folgsam den Daumen über den Kämpfern der Arena senkte, mussten diese auch auf Geheiß des Publikums sterben. So oder so ähnlich muss man sich die Entwicklung der Casting-Show im

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