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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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stattgefunden hat, denn jedem, das an diesem Tisch saß, war sein höchster Wunsch in Erfüllung gegangen.
    Wie es nun spät geworden war unter all der Freude und man endlich vom Tisch aufstehen mußte – denn die Trine stand schon lange bereit zum Abholen –, da sagte Andres: »Heut’ habt ihr das Fest bereitet, aber auf den Sonntag will ich auch eins bereiten, dann kommt ihr wieder, und das soll das Fest des Einstandes sein für mein Töchterchen.«
    Nun schüttelten sich alle die Hände in der frohen Aussicht auf ein neues herrliches Fest und auf die immerwährende Befriedigung, das Wiseli beim Schreiner Andres zu wissen. Unter der Tür aber gab Wiseli dem Otto noch einmal die Hand und sagte:
    »Ich danke dir hunderttausendmal für alles Gute, Otto. Der Chäppi hat mir auch nie mehr etwas an den Kopf geworfen, weil er nicht durfte; das habe ich nur dir zu danken.«
    »Und ich danke dir auch, Wiseli«, entgegnete Otto; »ich habe gar nie mehr die Fetzen auflesen müssen in der Schule; das habe ich nur dir zu danken.«
    »Und ich auch«, behauptete Miezchen, denn es wollte nicht weniger erfreuliche Erfahrungen gemacht haben.
    Als nun in dem Stübchen alles still geworden war und der Mondschein leise durchs Fenster hereinkam, bei dem der Schreiner Andres abgesessen war, während dasWiseli noch alles aufräumen wollte, da kam es zu ihm heran und sagte, indem es seine Hände faltete:
    »Vater, soll ich nicht den Liedervers der Mutter dir laut vorbeten? Ich hab’ ihn heut’ Abend immer wieder leise für mich sagen müssen, den will ich gewiß mein ganzes Leben lang nie vergessen.«
    Andres war sehr zufrieden, den Vers zu hören, und Wiseli schaute zu den Sternen auf und sagte tief aus seinem Herzen heraus:
    »Befiehl du deine Wege, Und was dein Herze kränkt,Der allertreu’sten PflegeDes, der den Himmel lenkt.
    Der Wolken, Luft und Winden Gibt Wege, Lauf und Bahn,Der wird auch Wege finden,Da dein Fuß gehen kann.«
    ----
    Von diesem Tage an war und blieb das allerglücklichste Haus im ganzen Dorf und im ganzen Land das Häuschen des Schreiners Andres mit dem sonnigen Nelkengarten. – Wo seither das Wiseli sich blicken ließ, da waren alle Leute so freundlich mit ihm, daß es nur staunen mußte. Denn vorher hatten sie es nie beachtet, und der Vetter-Götti und die Base gingen nie am Haus vorbei, ohne schnell hereinzukommen und ihm die Hand zu geben und zu sagen, es solle auch zu ihnen kommen.
    Über diese Wendung war das Wiseli froh, denn es hatte immer einen heimlichen Schrecken gehabt beim Gedanken, was der Vetter-Götti zu allem sagen werde. Sowar Wiseli von aller Angst befreit und ging fröhlich seinen Weg; im stillen aber dachte es oftmals: »Der Otto und die Seinigen waren gut mit mir, als es mir schlecht ging und ich gar niemand mehr auf der Welt hatte; aber die anderen Leute sind erst freundlich mit mir geworden, seit es mir gut geht und ich einen Vater habe; ich weiß ganz gut, wer es am besten mit mir meint.«

Moni der Geissbub

1. Kapitel
Der Moni fühlt sich wohl
    Um zu dem Badehaus Fideris zu gelangen, muß man steil und lang die Höhe hinaufsteigen, nachdem man die Straße verlassen hat, die sich durch das lange Tal des Prättigau nach oben schlängelt. So mühsam keuchen dann die Pferde den Berg hinauf, daß man lieber aussteigt und zu Fuß die grüne Höhe erreicht.
    Nach einem längeren Anstieg kommt man erst zum Dorf Fideris, das auf der freundlichen, grünen Anhöhe liegt. Von da geht es weiter in die Berge hinein, bis das einsame Gebäude des Badeortes auftaucht, überall von felsigen Höhen umgeben. Dort oben wachsen nur noch Tannen, die die Höhen und Felsen ringsum bedecken. Es sähe alles ziemlich düster aus, wenn nicht überall aus dem niederen Weidegras die schönen Bergblümchen mit ihren glänzenden Farben hervorguckten.
    An einem hellen Sommerabend traten zwei Damen aus dem Badehaus und gingen auf dem schmalen Fußweg dahin, der unweit des Hauses beginnt und bald sehr steil bis zu den hoch anfragenden Felsen hinaufsteigt. An dem ersten Vorsprung blieben sie stehen und schauten um sich, denn sie waren eben erst in dem Bad angekommen.
    “Lustig ist’s nicht hier oben, Tante”, sagte jetzt die Jüngere, indem sie die Landschaft betrachtete. “Lauter Felsen und Tannenwälder und dann wieder ein Berg und noch einmal Tannen darauf. Wenn wir sechs Wochen hier bleiben sollen, dann wollte ich, es wäre hier und da auch noch etwas Lustigeres zu sehen.”
    “Lustig wird’s jedenfalls

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