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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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sinken.
    »Ist das Kind angekommen?«, fragte einer.
    »Angekommen«, antwortete Trojan, der nie viele Worte machte.
    Inzwischen war Sebastian in den Dienstbodentrakt geeilt.
    »Kann ich das Kind jetzt Fräulein Rottenmeier vorstellen?«, fragte Dete und zeigte auf Heidi, die alles stumm bestaunte.

    »Deswegen läutet sie mir, dass ich drei Stockwerke hinablaufen muss?« Sebastian hatte blanke Knöpfe auf seiner dunkelblauen Livree, trug glänzend gewichste Stiefel und einen Schnurrbart, der ihm etwas Spöttisches gab.
    »Ich dachte nur, weil jetzt Unterrichtszeit ist …«
    »Warte sie in der Halle«, gebot Sebastian und marschierte hinaus, dass die Absätze auf die Marmorfliesen knallten.
    »Komm, und sprich kein überflüssiges Wort.« Dete zog das Mädchen durch den Korridor ins Entree. Das war ein Saal, so groß und hoch, dass Heidi mit offenem Mund und nach hinten gelegtem Kopf in die Runde schaute. Die Halle umfasste das ganze Treppenhaus, das sich drei Stockwerke emporwendelte und von oben durch eine gläserne Kuppel Licht bekam.
    »Wo führt’s da hin?«, fragte Heidi. »In den Himmel?«
    »Du redest nur, wenn du gefragt wirst«, zischte Dete, die, seit sie das Kind sicher in Frankfurt hatte, jede Freundlichkeit fahren ließ.
    »Es wird erwartet«, tönte Sebastians Stimme vom Treppenabsatz. Mit es war Heidi gemeint, die der Diener mit nachlässiger Geste hochwinkte.
    Eifrig lief Dete mit dem Kind hinauf und wollte an Sebastian vorbei ins Studierzimmer.
    »Nur es.« Er gebot Dete Einhalt. »Sie nicht.«
    »Ich habe das Kind geliefert«, widersprach die Tante. »Es ist ausgemacht, dass ich meine Provision sogleich ausgehändigt erhalte.«
    »Sobald das Kind geprüft ist.« Sebastian nahm Heidis Hand und schritt mit ihm ins Studierzimmer.
    »Ich warte hier!«, rief Dete. »Ich tu keinen Schritt, bevor ich nicht meine Provision …!«

    Den Rest verschluckte das Zufallen der Tür.
    Fräulein Rottenmeier stand auf, um die erwartete Gespielin zu begutachten. Auf den ersten Blick war sie nicht zufrieden. Sie war das Gegenteil von zufrieden.
    »Es ist zu jung«, sagte sie. »Bestimmt drei Jahre jünger als Klara. Und wie ist es angezogen?«
    Heidi hatte ihr einfaches Baumwollröckchen an, dazu den lodenen Wetterumhang gegen die Kälte und seine genagelten Schuhe, die es den ganzen Winter über trug.
    »Warum hast du einen Turm auf dem Kopf?«, fragte das Kind, als es das Gebilde auf Rottenmeiers Kopf entdeckte.
    »Wir sprechen nicht einfach drauflos«, erwiderte das Fräulein. »Wir sprechen schon gar nicht, was uns gerade in den Sinn kommt. Wir setzen unsere Worte gewählt, höflich und bescheiden. Wir sprechen erst, wenn man uns dazu auffordert.« Die Rottenmeier wartete, ob ihre Einleitung die gewünschte Wirkung zeigte. Mit offenem Mund sah Heidi sie an. »Zunächst also: Wie heißt du?«
    »Heidi«, antwortete es mit klangvoller Stimme.
    »Das soll ein christlicher Name sein? Welchen Namen hast du bei der Taufe erhalten?«
    »Das weiß ich nicht mehr, da war ich noch zu klein.«
    »Ist das eine Antwort?« Fräulein Rottenmeier wandte den Kopf zu Sebastian. »Ist das Kind einfältig oder schnippisch?«
    »Ich hab es diesen Moment erst in Empfang genommen«, entschuldigte sich der Diener.
    »Und Dete?«
    »Steht draußen.«

    »Herein mit ihr. Auskunft will ich.« Die Rottenmeier nestelte an ihrem Kragen, der vor Ungeduld zitterte.
    Bereitwillig trat Dete, die bei Sesemanns als Köchin arbeitete, ins Studierzimmer.
    »Mit Erlaubnis, wenn die Dame gestattet, will ich reden für das Mädchen, denn es ist sehr unerfahren in der großen Welt«, sagte sie beim Eingang.
    »Was ist’s mit diesem ungepflegten Kind?« Das Fräulein zeigte auf Heidi, wie man auf einen Schock neugeborener Katzen zeigt, bevor sie ertränkt werden.
    »Es ist heut zum ersten Mal in einem Herrenhaus und kennt die gute Manier nicht. Aber schnippisch ist es nicht. Nein, es meint vielmehr alles so, wie es redet. Es ist willig und nicht ungelehrig, wenn die Dame wollte gütig Nachsicht haben.«
    »Und der Name?«
    »Es ist Adelheid getauft worden wie seine Mutter selig, meines toten Bruders Frau.«
    »Nun, das ist doch ein Name, den man aussprechen kann«, bemerkte die Rottenmeier. »Aber, Jungfer Dete, Ihnen ward aufgetragen, dass das Kind in Klaras Alter sein müsste, um denselben Unterricht mit ihr zu verfolgen. Fräulein Klara hat das zwölfte Jahr zurückgelegt; wie alt ist das Kind?«
    »Es ist mir, mit Erlaubnis der Dame, nicht ganz

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