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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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besorgen.«
    »Komm, Peter, als Postpferd wird unser Rössli es gut haben!« Heidi zog am Zaumzeug, der Geißenbub half ihm.
    Tinette verschwand um die nächste Ecke, wo sie den Bahnhofsvorsteher erspähte, der, die Mütze in den Nacken geschoben, die Frühlingssonne genoss.
    »Ist ein Tag, wie man ihn sich wünscht«, begrüßte sie ihn, zog eine Schleife hervor und band ihr rotes Haar zusammen.
    Der Vorsteher schaute aus kleinen Augen zu der Hübschen hoch.
    Tinette stellte ihr Bein, das in Stiefeletten steckte, auf die Bank und tat, als müsse sie ihren Strumpf geraderücken. »Ist fast schon ein bisschen zu heiß.«

    »Weil sie zu viel anhat an so einem Tag.« Er zeigte auf ihr wollenes Schultertuch.
    »Das ist rasch abgetan.« Sie ließ es auf die Bank gleiten und präsentierte ihre hübschen Schultern. »Er selbst schwitzt gewiss heftig in dem dicken Uniformrock.« Sie schenkte ihm ein helles Lächeln. »Er ist ein dampfender Kerl, das kann ich sehen.«
    »Im Dienst darf ich die Uniform nicht ausziehen.« Der Vorsteher bemühte sich um ein amtliches Gesicht.
    »Aber aufknöpfen darf er den Rock, oder gibt es dagegen einen Paragrafen in seiner Dienstvorschrift?«
    »Ich darf ihn nicht aufknöpfen, aber sie darf es tun.« Ein schiefes Grinsen verzog sein Gesicht.
    »Und muss ich es beim Rock bewenden lassen?« Tinettes Hand spielte an ihrem Hals.
    Der Vorsteher stand auf, rückte die Mütze gerade und sah sich um. »Das besprechen wir am besten in meinem Büro.«
    »Gut, wenn er mir sagt, wann der nächste Zug Richtung Zürich fährt.« Sie folgte seiner Einladung durch den Wandelgang des Bahnhofs.
    »Sieben Minuten nach der vollen Stunde kommt er herein, um sechzehn nach erteile ich das Zeichen zur Weiterfahrt.« Er öffnete ihr eine Tür.
    »Mit der Trillerpfeife im Mund?« Lächelnd fuhr sie ihm mit dem Finger über die Lippen und sagte, auf die Bahnhofsuhr blickend: »Da bleiben uns volle dreizehn Minuten.«
    »Sie ist eine gutgewachsene Person«, versuchte der Vorsteher dem Gespräch eine private Note zu geben.
    »Wie es der Zufall will, habe ich noch kein Zugbillett.« Tinette trat ins Büro. »Da wird er mir behilflich sein müssen.«

    »Einfache Fahrt bis Zürich?« Er taxierte sie, ob sie den Preis wert sei.
    »Bis Maienfeld im Prättigau.« Noch während er die Tür schloss, öffnete sie seinen obersten Uniformknopf.
    »Dritter Klasse«, stellte er klar.
    »Die Klasse mag er hinterher entscheiden«, antwortete Tinette mit kokettem Lächeln.

Kapitel 25

    Obwohl Tinette mit einem Billett erster Klasse in den Zug stieg und auf plüschenen Bänken hätte sitzen können, suchte sie ihre Freunde in der Holzklasse auf. Zusammen verbrachten sie eine schöne Fahrt den Rhein entlang. Tinette und Peter stärkten sich unterwegs, Heidi wollte nichts zu sich nehmen. Als sie in Maienfeld ankamen, neigte sich schon der Tag.
    »Ich will gleich zum Großvater«, sagte Heidi und machte sich auf den Weg.
    »Und wenn wir im Dorf übernachten würden und erst morgen früh hinaufsteigen?« Mit ehrfurchtsvollem Blick schaute Tinette die Hänge empor. Sie war eine Pflanze der Stadt. Auch wenn sie die Natur liebte, hatte sie noch nie derartige Gebirge geschaut. Ein Mensch war schließlich keine Gemse, dass er solch felsige Höhen erklomm.
    »Heute noch«, widersprach Heidi. »Ich geh auch allein, ich weiß den Pfad!« Schon sprang es den Hohlweg hoch und zwischen die Bäume hinein, denn die spitzen Sonnenstrahlen machten ihm zu schaffen. Auch Peter wollte auf kürzestem Weg zur Alp und folgte Heidi.

    »In Gottes Namen.« Tinette schloss sich den Kindern an.
    Im Laufen schaute Heidi um sich und zitterte innerlich vor Erregung, denn es erkannte die Bäume am Weg, darüber standen die hohen Felszacken des Falkniss und grüßten zu ihm herüber wie gute alte Freunde. Heidi grüßte die Berge zurück; mit jedem Schritt wurde seine Erwartung gespannter, es wollte am liebsten drei Schritte gleichzeitig tun und aus allen Kräften laufen, bis es ganz oben war.
    Peter hielt munter mit, Tinette aber hatte ihre Mühe. Die Stiefeletten waren nicht für den steinigen Steig gemacht, ein ums andere Mal glitt sie aus und zerkratzte sich die Hände. Sie fiel mitunter auch in weiche, schwarze Erde und starrte missmutig auf ihre schmutzigen Finger. Der Rocksaum war eingerissen, die Schühchen klumpig, von der Anstrengung rann ihr der Schweiß herab. Ihr hübsches Haar hing strähnig nach allen Seiten. An einer besonders steilen Stelle musste

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