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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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den Zombies die schwarze Segnung eines Dämons. Er herrschte durch die Magie des Blutes über vielerlei Geschöpfe: Fledermaus und Ratte waren nur die bekanntesten. Wie die Niänenüütli speiste sich auch der Vampir von Menschen und gab durch den Biss sein besonderes Merkmal an sie weiter. Doch sein Fluch trug den Odem der Unendlichkeit,
während den Glaarä das Schicksal endlosen Dahindämmerns beschieden war.
    Als der Professor im Morgenrot die Grabplatte zertrümmerte, blieb dies von der Versammlung nicht unbemerkt. Wo sie standen, rührten sie sich, hoben die grauen Köpfe, manches blutlose Auge rollte herum, um zu sehen, was sich bei den Grüften tat. Einer setzte schwankend den ersten Schritt, der Nächste folgte, bald hatte sich die ganze torkelnde Gemeinde auf den Weg gemacht.
    Grollend und knurrend erreichten sie das Totengewölbe. Ein großes Loch klaffte darin, jemand hatte den Marmor, der sich zentnerschwer vor dem Eingang erhob, eingeschlagen. Die Niänenüütli versammelten sich vor dem Grab wie vor einem Altar. Sie riefen nicht, machten sich nicht bemerkbar, standen bloß mit gesenkten Köpfen da und warteten, während die Sonne höher und höher kletterte.
    Professor Marus ergab sich einem gesunden Schlaf und erwachte erst, nachdem die Mittagszeit überschritten war. Sogleich spürte er, dass er nicht allein war. Nicht menschliche Nähe umgab ihn, sondern die Präsenz der Wesen, die vom Lebensbaum abgehauen, ins Totenreich aber nicht aufgenommen worden waren. Auf dem Sarkophag sitzend schmunzelte der Professor. O, das war ein wilder Plan, der ihm in den Sinn kam, nichtsdestotrotz ein vorzüglicher. Der Vampir ordnete Rock und Mantel, strich das Haar aus der Stirn und stand auf. Aus dem Innern der Gruft vergewisserte er sich, dass das Blätterdach der Bäume dicht genug war, die Sonnenstrahlen abzulenken, und trat ins Freie. Die Niänenüütli hoben die Köpfe und stierten den entfernten Artgenossen an.

    »Brüder«, sagte Marus, bemüht, sich den Schalk nicht anmerken zu lassen. »Ihr kommt zu meiner Begrüßung, und ich habe ein besonderes Geschenk für euch.« Er bezweifelte, ob ihn alle verstanden, doch standen und starrten sie, als wollten sie sich keines seiner Worte entgehen lassen. »Ihr müht euch, Tag für Tag das bisschen Nahrung zu finden, dessen ihr bedürft. Ich aber will euch ein Festmahl bereiten! Noch diese Nacht sollt ihr unter meiner Führung einen Angriff wagen, der euch reiche Beute an menschlichem Fleisch bescheren wird!«
    Auch wenn seine Worte nur grob ins Bewusstsein der Glaarä drangen, diese Sprache verstanden sie - Fleisch, Menschenfleisch! Sie hoben die räudigen Arme und Hände, die nur noch Knochen waren, graue Hälse reckten sich in die Höhe. Aus toten Kehlen drang ein entsetzliches Freudengeheul.
    »Wollt ihr mich zu nächtlichem Fraß begleiten?«
    »Uuääähhhgluurguäähh!« So und ähnlich klangen die Laute der Verzückten, ihre schwärigen Füße trampelten den geweihten Boden, ihre Zähne schlugen im Takt aufeinander.
    Marus fand, dass er zwar keine besonders ansehnliche, allein schon zahlenmäßig aber effektive Truppe um sich versammelt hatte. »Kommt wieder, wenn die Schatten aus dem Tal sich der Höhe bemächtigen! Kommt wieder, meine Brüder, folgt mir, und ich verspreche euch Seligkeit!«
    Erneut erhob sich Geheul, er besänftigte die Meute mit einer Geste, die einer Segnung glich, und zog sich ins Gewölbe zurück. Der Schlaf, den er darauf genoss, war umso befriedigender, als sich die Freude auf das nächtliche Ereignis dazugesellte.

    Dank ihrem Pferdchen hatten die drei Reisenden tatsächlich eine große Bahnstation erreicht, von wo aus sie die Fahrt mit dem Zug fortsetzen wollten.
    »Wir könnten das Pferd verkaufen«, sagte Tinette.
    Peter und Heidi waren dagegen. »Es ist erschöpft und ausgezehrt«, erwiderte das Mädchen. »Ich will nicht, dass es zum Schinder gebracht wird.«
    »Die Kutsche wenigstens könnten wir zu Geld machen.« Tinette sah die Dinge von der praktischen Seite.
    »Keine Zeit«, sagte Peter knapp. Ein Blick auf Heidi machte auch Tinette klar: Jede Stunde, die sie früher beim Alm-Öhi eintreffen würden, zählte.
    »Und doch muss ich mir erst das Fahrgeld beschaffen.« Auf dem Bahnhofsvorplatz ließ Tinette den Blick schweifen. »Wir machen es so. Ihr schirrt das Pferd aus und bringt es zur Post hinüber. Dort wird man sich seiner annehmen und es als Postpferd in Dienst stellen. Währenddessen will ich mir ein Billett

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