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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Peter ihr helfen; gern nahm sie seine dargebotene Hand.
    Als Tinette endlich das Dörfli auftauchen sah, wartete Heidi schon ungeduldig. »Wo bleibst du? Von hier ist es immer noch ein gutes Stück zum Großvater!«
    »Was heißt das, ein gutes Stück?«
    Heidi zeigte zur Alm hoch. Da verließ Tinette ihr ganzer Mut, der Berg schien kein bisschen näher gerückt zu sein. Viele Koppen und Anhöhen mussten noch überwunden werden, bevor sie am Fuße des Hochgebirges endlich Alm-Öhis Hütte erreichen würden. Mit freiem Auge sah man, dass unterhalb der Felszinnen etwas wie eine Festung errichtet worden war.
    »Er hat es vollbracht!« Peter zeigte auf den ringförmigen Wall, der sich rund um die Hütte zog. »Dort sind wir sicher!«

    »Aber ich muss … muss mich im Dorf ein wenig ausruhen.« Mit keuchendem Atem erreichte Tinette die Kinder.
    »Trink«, sagte Peter und hielt ihr die Flasche hin, darin war noch ein Rest.
    »Ziegenmilch?« Sie verzog das Gesicht.
    »Gibt nichts Besseres«, ermunterte Heidi.
    »Vielleicht krieg ich in der Ortschaft ein Schlückchen von etwas anderem.« Tinette hatte den Gasthof zum Adler entdeckt.
    Zu dritt zogen sie ins Dörfli ein, eben schlug die Glocke fünf Uhr. Kaum erreichten sie die vordersten Gassen, traten Dörfler zu ihnen und wurden rasch mehr, bis eine regelrechte Versammlung die Ankömmlinge begleitete. Heidi wollte nicht verweilen, sondern gleich weiter, darum sagte es auf alle Fragen und manche Einladung: »Ich kann nicht, der Großvater wartet.«
    Aber es half nichts. Wo es herkomme, riefen sie, ob es ihm in Frankfurt nicht gefallen habe, warum es ausgerechnet zu dem verwilderten Alten auf den Berg wolle! Heidi beteuerte, obwohl Frankfurt eine Stadt ohne Berge und vorwiegend mit Fenstern sei, habe es sich wohl befunden und sei freundlich aufgenommen worden. Nun habe der Peter es abgeholt, daher müsse es zum Großvater hinauf. Die Leute konnten kaum glauben, dass der Geißenpeter die weite Reise vom Dörfli quer durch das Niänenüütligebiet bis Frankfurt unternommen hatte und unbeschadet zurückgekommen war. Viele Blicke hefteten sich auch auf die hübsche Begleiterin der Kinder. Das sei Tinette, sagte Heidi, von Berufs wegen Stubenmädchen, die habe Frankfurt ebenfalls verlassen, um die Schweizer Berge kennenzulernen.

    »Will sie sich stärken?«, fragte der Metzger.
    »Will sie von meinem Most?«, fragte der Holzknecht.
    »Am Dorfbrunnen kann sie sich kühlen«, lud der Lehrer sie ein.
    »Komm, Mädchen.« Eine alte Frau fasste Tinette an der Hand und zog sie zu einem Holzfass weiter, darin hatte sich Regenwasser gesammelt. »Die Männer reden viel und tun wenig. Hier kannst du dich erst einmal waschen.«
    Tinette dankte, band ihr Haar hoch und tauchte Hände und Gesicht ein. Sie ließ das Wasser an ihren Brustausschnitt und kam erfrischt wieder hoch.
    »Wenn sie mag, kann sie sich im Adler ausruhen«, sagte der Wirt und hatte ein Funkeln im Auge. Tinette stellte fest, dass die Männer auf dem Land sich im Wesentlichen nicht von den Stadtmännern unterschieden. Sie aber wollte ihren Eintritt in die neue Gemeinschaft nicht mit dem Altgewohnten beginnen, so dankte sie für das Anerbieten und erklärte, sie habe in Frankfurt versprochen, Heidi sicher zum Großvater zu bringen. Sie trank noch einen Schluck und schloss sich den Kindern an, die weitergegangen waren.
    Hinter den Leuten blieb einer zurück, der am besten wusste, womit die überraschende Ankunft der drei zusammenhing. Aber der Bäcker schwieg und schaute dem Zug hinterher. Aus seinem Haus am Dorfrand hatte er in der vergangenen Zeit manches beobachtet und eins und eins zusammengezählt. Zuerst hatte Brigitte nicht wie sonst ihre Näharbeiten tagsüber zu den Leuten gebracht, sondern erst nach Sonnenuntergang. Bald darauf hatte Brigittes Sohn Peter mit dem Alten vom Berg etwas ausgeheckt und war danach auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Seitdem
befestigte der Öhi seine Hütte, so als ob er mit einem Angriff, einer Belagerung rechnen würde. Just diesen Morgen war noch etwas eingetreten, das dem Bäcker viel zu denken aufgab. Jener fremde Mann war wiedergekehrt, der dem Dorf im Winter einen Besuch abgestattet hatte. Er war nicht im Adler abgestiegen, sondern hatte sich auf den Gottesanger begeben; von dort war er den ganzen Tag nicht zurückgekehrt.
    Der Bäcker war kein gewitzter Mann, aber ein geduldiger. Seit das große Unglück über ihn hereingebrochen war, hatte er jeden Tag gebetet, dass die

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