Heilen und Kochen mit Hildegard von Bingen
in gleichem Gewicht, und er füge ein Drittel Andorn bei, und er koche das mit Wein, und dann siebe er es durch ein Tuch und trinke es, und der Husten wird weichen.«
Der Weiße Andorn ist ein Lippenblütler (Lamiaceae) und ähnelt der Taubnessel. Das ausdauernde Kraut wächst an mäßig feuchten, sonnigen Standorten. Sein stumpf vierkantiger Stengel und die Blätter sind behaart. Die weißen Blüten (Juni–August) stehen in dichten, fast kugeligen Scheinquirlen in den Blattachseln. Wildwachsender Andorn ist geschützt und darf nicht gepflückt werden. Ursprünglich kommt der Andorn aus Südeuropa und wurde schon im alten Griechenland als wichtige Heilpflanze angebaut. Heute ist er halb vergessen, obwohl er eigentlich ein wahrer Tausendsassa ist mit einer heilsamen Wirkung auf die meisten Organsysteme des Menschen.
Wegen des Bitterstoffs Marrubiin schmeckt Andorn-Medizin ziemlich herb.
Verwendeter Pflanzenteil/Ernte Andornkraut / vor und während der Blüte
Indikation 1 Mandel-, Rachen- und Halsentzündungen
Anwendung: 1 Esslöffel Andornkraut einige Minuten in ⅛ Liter Wasser kochen und abseihen. 1 Glas Wein und 1 bis 2 Esslöffel Butter oder Sahne dazugeben. Nochmals aufkochen und warm trinken.
Indikation 2 Einfacher Husten
Anwendung: 4 Esslöffel Fenchelkraut, 4 Esslöffel Dillkraut und 3 Esslöffel Andornkraut mit 1 Flasche Wein etwa 5 Minuten kochen. Abseihen und in sterilisierte Flaschen füllen. Von diesem Elixier dreimal täglich 1 Likörglas zimmerwarm trinken.
Indikation 3 Eingeweide- und Leistenbrüche (Bindegewebsschwäche)
Anwendung: 1 Esslöffel Andornkraut und 1 Glas Wein etwa 5 Minuten kochen, abseihen und 3 Esslöffel Honig zugeben. Diesen Andornwein kühl stellen und dreimal täglich 1 Likörglas davon trinken.
Tipp! Andorn kann man gut im Garten anbauen, da er ziemlich anspruchslos ist. Er ist winterhart und mehrjährig.
Basilikum
[Ocimum basilicum]
Basilikum ist als Heil-, Gewürz- und Gartenpflanze schon seit dem Altertum verbreitet. Der Name leitet sich vom griechischen »basilikon« = »königlich« ab. »Basileus« ist eine alte griechische Bezeichnung für Herrscher. Als »Basiliska« wurden auch andere Pflanzen wie etwa die Drachenwurz benannt, denen man im Volksglauben antidämonische Kraft zuschrieb.
»Das Basilikum ist kalt. Aber ein Mensch, der an seiner Zunge die Lähmung hat, so dass er nicht sprechen kann, der lege Basilikum unter seine Zunge, und er wird die Sprache wiedererlangen. Aber auch wer starke Fieber hat, entweder Dreitage- oder Viertagefieber, der koche Basilikum in Wein und gebe Honig bei, und er seihe das, und er trinke das oft nüchtern und nach dem Essen des Abends, und die Fieber in ihm werden weichen.«
Basilikum wird schon seit dem Altertum kultiviert. Aus Indien kam das »königliche Kraut« über Persien und Griechenland nach Italien. Das einjährige Kraut mit dem starken pfeffrigen Aroma bildet reichverzweigte Stengel, die bis 60 Zentimeter hoch werden. Zwischen Juli und September entwickeln sich weiße bis rötliche Lippenblüten. Basilikum liebt die Wärme und benötigt auch als Topfpflanze einen geschützten, sonnigen Standort. Eine Handbreit über dem Boden geschnitten, treibt die restliche Pflanze noch einmal aus. Die höchste Konzentration an ätherischen Ölen enthält die Pflanze kurz vor der Blüte.
Verwendeter Pflanzenteil/Ernte Basilikumkraut / kurz vor der Blüte
Indikation Drei- und Viertagefieber
Anwendung: 1 Bund frisches Basilikum in 1 Liter Wasser etwa 10 Minuten kochen, abseihen und 3 bis 4 Esslöffel Honig zugeben. Heiß in Flaschen abfüllen. 3 Likörgläser über den Tag verteilt jeweils vor dem Essen trinken. Ein viertes Glas Basilikum-Honig-Wein vor dem Schlafengehen nehmen.
Beifuss
[Artemisia vulgaris]
In Hildegards Schriften zählt der Beifuß oder Wilde Wermut neben den verschiedenen Minzearten zu den Magenfreunden. Seine Bitterstoffe regen den Appetit und die Verdauungssäfte an.
»Der Beifuß ist sehr warm, und sein Saft ist sehr nützlich, und wenn er gekocht wird und in Mus gegessen wird, heilt er kranke Eingeweide, und er wärmt den kranken Magen. Aber wenn jemand isst und trinkt und davon Schmerzen leidet, dann koche er mit Fleisch oder mit Fett oder in Mus oder in einer anderen Würze und Gemisch den Beifuß und esse ihn, und diese Fäulnis, die (der Kranke) sich durch frühere Speisen und Getränke zugezogen hat, nimmt er weg und vertreibt sie.«
Schon römische Soldaten sollen ihre Sandalen mit Beifuß
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