Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
prangte eine Platzwunde. Danello blieb in meiner Nähe, hielt sich dabei aber auch in ausreichender Nähe zu den anderen, um ihnen notfalls helfen zu können.
»Aber das ist die Schifterin«, sagte eine Frau.
Ellis zuckte mit den Schultern. »Und?«
»Sie hat versucht, den Herzog zu töten!«
»Nein, hat sie nicht. Er hätte sie beinah getötet, und sie hat sich verteidigt. Wenn ihr also nicht erleben wollt, was geschieht, wenn sie sich bedroht fühlt, schlage ich vor, ihr alle beruhigt euch.«
Das war nicht unbedingt das, was ich gesagt hätte, um die Situation zu entspannen, aber die Menge wich einen weiteren Schritt zurück. Ich bewegte mich auf den verletzten Wächter zu. Er war schwer verwundet worden. Unter ihm sammelte sich eine Menge Blut zu einer Lache. Sehr viel Blut, was bedeutete, dass ein Organ durchstoßen worden war.
Einer der Adeligen zuckte zusammen und deutete auf mich. »Was macht sie da?«
»Sie hilft ihm, du Trottel«, gab Aylin zurück. »Was glaubst du wohl, das sie macht?«
»Wenn ich diese Blutung nicht stille, stirbt er.« Ich griff nach dem gefallenen Wächter. Niemand versuchte, mich aufzuhalten, aber einige Leute zappelten, als wären sie bereit, sich auf mich zu stürzen, falls ich etwas versuchen sollte, das ihnen nicht gefiel.
Er war tief an der Seite getroffen worden, über der Leber. Ich legte eine Hand auf die Wunde, die andere auf seine Stirn, und fühlte mich hinein. Und zuckte zusammen. Eine Menge Schaden, als hätte das Messer seitwärts geschnitten und nicht nur zugestochen. Ich konzentrierte mich darauf, die Risse zu schließen und die Löcher zu versiegeln. Ich zog , und Schmerz floss von ihm in mich, stechende Pein, die sich durch meine Mitte ausbreitete. Er stöhnte und öffnete die Augen.
»Du wirst wieder gesund«, sagte ich mit sanfter Stimme. Und mir würde es auch wieder gutgehen, sobald wir zurück im Bauernhaus wären und einen Heiler fänden, der mir die Schmerzen abnehmen konnte.
Der Wächter stand auf und schwankte ein wenig. Ich stützte ihn. Gemurmel kroch durch die Menge, eigentlich unnötigerweise. Es war ja nicht so, als hätten Adelige noch nie zuvor gesehen, wie jemand geheilt wurde. Tatsächlich waren sie in diesen Tagen die Einzigen, die sich Heilungen leisten konnten.
»Was hat sie mit ihm gemacht?«
»Ihm das Leben gerettet.«
»Sie ist eine Verbrecherin«, sagte derselbe Mann.
Ellis lächelte. »Nicht mehr als du.«
»Aber sie ist ...«
»Oh, um der Heiligen willen«, ergriff die Frau mit dem Jungen das Wort. »Sie ist ein Kind . Glaubt ihr wirklich alles, was der Herzog sagt?«
»Ich glaube, was ich gerade gesehen habe.«
»Ich auch. Sie hat ein Leben gerettet, während du meinen Sohn und die Söhne und Töchter anderer Leute verletzt hast. Und wofür? Wegen eines belanglosen Diebstahls?« Sie schüttelte den Kopf und zog ihren Sohn näher zu sich. »Du bist verbrecherischer als sie.«
Einige Menschen murmelten, und es hörte sich zustimmend an.
Ellis griff mit einer Hand in seinen Rücken und zog Seilstücke aus einer hinteren Tasche hervor. Sie warf sie Aylin zu. »Du und Quenji fesselt den Dieben die Hände, bevor Nya sie weckt. Wir nehmen sie mit und übergeben sie Jeatar.«
»Sie haben uns ausgeraubt«, warf die Frau zögerlich ein. »Es sollte unsere Entscheidung sein, was mit ihnen geschieht.«
Ellis schüttelte den Kopf. »Das hier ist weder Baseer noch euer Eigentum. Wenn ihr bleiben und zu essen bekommen wollt, dann haltet ihr euch an unsere Regeln und tut, was wir sagen.«
Niemand sonst erhob Einwände, aber viele musterten uns mit zu Schlitzen verengten Augen.
»Weck sie auf.«
Ich tat es und zog weitere Schmerzen in das Pochen um meine Mitte. Die Diebe erwachten und glotzten uns mit großen Augen an, versuchten aber nicht zu fliehen. Quenji zerrte sie auf die Beine, und wir bahnten uns langsam den Weg aus dem Lager. Ellis und Danello bildeten die Nachhut, wobei sie besorgter über die Baseeri als über die Diebe wirkten.
Die Adeligen folgten uns bis zu ihrem »Tor«, weiter jedoch nicht. Der Mann, der die Waffe benutzt hatte, starrte uns finster hinterher, als wir gingen.
Ellis warf mir einen Blick zu, aus dem die Überzeugung sprach, dass es meine Schuld sei, auch wenn sie sich deshalb eindeutig schlecht fühlte.
Dass Kleinigkeiten gestohlen wurden oder ein Lager das andere ausraubte, bereitete mir kein Kopfzerbrechen. Derlei Dinge schlichteten sich von selbst. Aber dies waren Baseeri; wir wussten nicht, wem
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