Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
strategischen Grund für ihn, den Fluss zu überqueren. Die Straße aus Baseer führt sowohl nach Verlatta als auch nach Geveg und ist zum Reisen weit besser geeignet. Das Einzige von Wert auf dieser Seite des Flusses sind die Adeligen, die bereit sind, sich gegen ihn zu stellen.«
Das stimmte nicht. Jeatar befand sich hier. Und ich war ziemlich sicher, dass er den rechtmäßigen Erben des Throns von Baseer verkörperte. Wenn ich recht hatte und der Herzog dahintergekommen war, würde er schnell zuschlagen, um seiner habhaft zu werden.
»Was ist mit den Leuten?«, fragte Aylin.
»Ich bringe alle nach Veilig«, antwortete Jeatar. »Damit sollten sie weit genug aus dem Weg des Herzogs und abseits der Kampfhandlungen sein. Er wird uns nicht jagen.«
»Wenn er hinter dir her ist, schon«, widersprach ich. Der Herzog hatte eine gesamte Stadt niedergebrannt, um an Jeatars Vater und den Rest seiner Familie zu gelangen. An jeden, der statt seiner Anspruch auf den Thron hätte erheben können. Ich wusste nicht, wie Jeatar überlebt hatte, aber er trug Narben, die er stets versteckte.
Zum ersten Mal konnte ich mühelos in Jeatar lesen.
Er hatte Angst.
»Er ist weder hinter dir noch hinter mir her«, entgegnete er ruhig, wobei sich der Blick seiner blaugrauen Augen in meine bohrte. »Dieser Hof ist der Ort, an dem sich Menschen sammeln, die ihn seiner Macht beraubt sehen wollen. Ich wusste, dass wir es nicht lange geheim halten konnten. Manche Geheimnisse kann man nicht ewig bewahren.«
So wie sein Geheimnis? Hegte er den Verdacht, dass ich es erraten hatte? Ich konnte ihn auf der Stelle fragen, und jeder würde wissen, wer er war. Unser Widerstand könnte endlich den Anführer haben, den er verdiente, einen, der stark genug war, die Adeligen im Zaum zu halten und dafür zu sorgen, dass alle zusammenarbeiteten.
Und Jeatar würde zum gesuchtesten Menschen in den Drei Territorien werden.
Wenn der Herzog wusste, dass er hinter den Aufständen steckte, würde er jede Ortschaft zerstören, in der er Jeatar vermutete, genau so, wie er Sorille zerstört hatte.
Dieser Gefahr konnte ich all diese Menschen nicht aussetzen. Nicht, bis wir bereit wären zu kämpfen.
»Will er nach Geveg?«, fragte ich.
Jeatar stieß den Atem aus und nickte. »Das wäre eine begründete Vermutung. Er wird an Geveg ein Exempel statuieren, die anderen Aufstände niederschlagen und jegliche Unterstützung beseitigen wollen, die der Adel erlangt hat.«
Weitere Wachen kamen herein, und Jeatar wandte sich wieder ab.
Wenn es der Herzog auf Geveg abgesehen hatte, mussten die Gerüchte über den Generalgouverneur stimmen. Vielleicht stimmten sie alle. Die Geveger setzten sich zur Wehr und vertrieben die Baseeri. Sobald diese weg wären, würde man die Kontrolle über die Pynviumminen zurückerlangen und das zurückholen, was uns gestohlen worden war.
Das würde der Herzog niemals zulassen. Er würde alles tun, um diese Minen, um das Pynvium zu behalten. Dafür würde er uns sogar vernichten.
Und wenn er mit Geveg fertig wäre, würde er vielleicht nach Verlatta marschieren. Dann gäbe es in den Drei Territorien keinen sicheren Ort mehr, an den man flüchten konnte. Es würden nicht einmal mehr Drei Territorien sein . Ich versuchte, mir das nicht auszumalen, aber die Bilder stellten sich trotzdem ein: brennendes Pech, das in hohem Bogen durch die Luft flog, auf Dächer und Gebäude spritzte und Feuer in der gesamten Stadt verbreitete.
In Geveg wusste man unter Umständen gar nicht, dass der Herzog kam. Jemand musste die Leute dort warnen.
Jemand wie wir.
Was bedeutete, dass ich Tali erneut im Stich lassen und meine Suche nach ihr unterbrechen musste. Wenn du den Herzog aufhältst, kannst du sie mit Sicherheit zurückholen. Die Chancen dafür standen genauso schlecht, wie die, sie zu finden, ohne die geringste Ahnung zu haben, wo ich suchen sollte. Allerdings befand sich Tali wahrscheinlich bei seiner Armee, und die Armee war unterwegs nach Geveg.
»Wir müssen den Gevegern mitteilen, dass sie in Gefahr sind«, sagte ich zu Danello und Aylin. »Sie können unmöglich wissen, dass der Herzog kommt.«
Aylin starrte mich mit geweiteten Augen an. »Du willst jetzt nach Hause gehen?«
»Sie hat recht, wir müssen es tun«, pflichtete mir Danello bei. »Je mehr Zeit sie haben, sich vorzubereiten, desto besser sind ihre Chancen, die Stadt verteidigen zu können.«
Aylin zögerte mit schmalen Lippen, dann nickte sie. »Na schön, ich sage es Quenji.
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