Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
runter in die Küche gehen und etwas holen?«
Aylin sprang auf. »Ihr bleibt, ich gehe. Ich muss ohnehin aus diesem Zimmer raus.« Damit verließ sie uns und zwinkerte mir zu, als sie die Tür schloss. Wohin würde sie wohl zuerst gehen – in die Küche oder zu Quenji? Mich überraschte ein wenig, dass er noch nicht gekommen war, aber vielleicht hielten die Wachen wirklich alle Besucher fern.
Danello lächelte mich an, doch auch ihm stand die Besorgnis ins Gesicht geschrieben. »Gut, dass du nicht leicht zu töten bist.«
Nein, ich war nur leicht zu verletzen.
»Heiler sind immer schwer zu töten«, gab ich zurück. »Im Krieg pflegten die Soldaten auf ihre Augen oder Herzen zu zielen – um sie schnell zu erledigen, bevor sie sich selbst heilen konnten.« Man konnte die Leiche eines Heilers immer an der Wunde erkennen, die ihn umgebracht hatte.
Danello kam näher und schlang die Arme um mich. Ich lehnte den Kopf an seine Schulter. »Ich weiß, die letzten Monate waren grauenhaft«, sagte er. »Ihr Heiligen, die letzten fünf Jahre waren grauenhaft, aber wir stehen das durch.«
»Versprochen?«
»Versprochen.« Er löste sich von mir und ergriff meine Hände. »Weil wir einander haben.«
Danello lächelte auf eine Weise, dass es mir plötzlich schwerfiel zu atmen. Er beugte sich näher und zögerte eine Flüsterlänge entfernt, dann küsste er mich. Ein heißes Kribbeln breitete sich bis zu meinen Zehen hinunter aus, jagte wie ein Blitz über meine gesamte Haut, allerdings war es ein guter Blitz. Plötzlich fiel mir sogar das Denken schwer, aber davon hatte ich vorläufig ohnehin genug.
»Wo immer du hingehst«, hauchte er mir ins Ohr, »dorthin gehe ich auch.«
Aylin kehrte viel schneller zurück, als mir lieb war, und machte sich nicht die Mühe anzuklopfen. Ihre Hände waren leer, ihre Augen dafür voller Angst.
»Irgendetwas ist los, und ich glaube nicht, dass es dabei um dich geht«, sagte sie und bedachte mich nicht einmal mit einem schiefen Grinsen, als Danello und ich auseinandersprangen. Demnach musste es sich um etwas Ernstes handeln.
»Irgendeine Ahnung, was?«
Sie schüttelte den Kopf. »Überall laufen Leute umher, Ouea hat überhaupt kein Essen vorbereitet, und ich schwöre dir, die Bediensteten sind dabei zu packen.« Kurz verstummte sie, dann sog sie scharf die Luft ein. »Oh! Und die Wachen vor deiner Tür sind weg.«
»Sie sind weg?« Ich stand auf. Das konnte nichts Gutes verheißen. »Hast du Jeatar gesehen?«
»Nein, aber es sind Leute in die Bibliothek gegangen und rausgekommen.«
»Lasst uns herausfinden, was los ist.«
Die Sonne war aufgegangen, und durch die Fenster strömte vormittägliches Licht herein. Es rannten tatsächlich Bedienstete mit Kisten und in Planen eingeschlagenen Gegenständen herum. Die Gesichter wirkten angespannt, blass, besorgt.
Jeatar stand am großen Tisch in der Bibliothek. Vor ihm lagen Landkarten ausgebreitet, und Soldaten umgaben ihn. Ellis war da, Onderaan hingegen sah ich nirgends.
»... runter durch die Ebenen, damit wir vor ihnen bleiben können«, sagte er gerade und fuhr mit dem Finger etwas auf einer Karte nach.
Ich betrat den Raum, dicht gefolgt von Danello und Aylin. »Was ist denn los?«
Jeatar schaute auf. »Die Armee des Herzogs macht mobil, und es sieht so aus, als käme sie hierher.«
Mir wurde schlagartig eiskalt.
»Wir haben eine Botschaft aus Baseer erhalten. Der Herzog befördert mit der Fähre Truppen ans Westufer des Flusses. Er verlagert Vorräte, Hilfspersonal, alles, was er für einen längeren Marsch braucht.«
»Wie viele Soldaten?«, wollte Danello wissen.
»Groben Schätzungen zufolge – zwischen zehn- und fünfzehntausend.«
»Das sind zu viele.«
Ein kurzes Lächeln flackerte um Jeatars Lippen auf. »So ist es. Er hat es zwar auf uns abgesehen, aber wir sind bestimmt nicht sein einziges Ziel.«
»Bist du sicher, dass er hierher kommt?« Es gab keinen Grund, uns anzugreifen. Zwar hatte ich ihm eine Menge Schwierigkeiten bereitet, aber man entsandte keine ganze Armee wegen einer Person. Mir liefen Schauder über den Rücken.
Es sei denn, diese Person konnte alles zerstören. Jemand, von dem man geglaubt hatte, man hätte ihn bereits getötet.
»Ja, ich bin sicher.« Jeatar schaute zu zwei Männern, die den Raum betraten. Er hob einen Finger, und ich wartete, während er mit einigen seiner Wachen sprach. Sie eilten wieder hinaus und brüllten Namen. Jeatar drehte sich zurück zu mir. »Es gibt keinen
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