Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
wahr? Dazu kamen noch Kleinigkeiten, die er gesagt und getan hatte. Alles führte zum selben Schluss.«
Onderaan lächelte mich so an, wie Papa es zu tun pflegte, wenn ich etwas gut gemacht hatte. »Du hast die Gabe, Dinge zu sehen, die anderen entgehen.«
Hitze stieg mir ins Gesicht, und ich wandte den Blick ab. Es war nichts Besonderes, nur das, was man tun musste, um zu überleben. »Weiß es sonst noch jemand?«
»Ouea. Sie ist schon bei seiner Familie, seit er so alt war, wie du es jetzt bist. Und noch einige andere loyale Anhänger seines Vaters. Die sind aber mittlerweile über die Territorien verstreut.«
»Und entfachen Aufstände?«
»Sie sammeln Unterstützung für den richtigen Zeitpunkt, um gegen den Herzog vorzugehen.«
»Aber dieser Punkt ist jetzt gekommen! «
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben keine Armee, keinen Stützpunkt, den wir verteidigen könnten.«
»Wir erzählen einfach allen, wer Jeatar ist, und erlangen ihre Unterstützung. Wir stellen eine Armee auf, marschieren zurück nach Baseer, übernehmen die Stadt, retten Tali und befreien anschließend Geveg und Verlatta. Das ist ein guter Plan.«
Onderaan musterte mich mit einem traurigen Lächeln im Gesicht. »Nya, das ist kein Plan, das ist Wunschdenken.«
»Vielleicht auch nicht.«
Wir konnten es schaffen. Wie schwer konnte es schon sein, eine Armee aufzustellen? Dem Herzog gelang es, und ihn mochte noch nicht einmal jemand.
»Nya, eines Tages werden wir den Herzog aufhalten, aber nicht jetzt.« Onderaan stand auf und sah sich im Raum um. »Lass mich dir an Pynvium beschaffen, so viel ich kann. Keine Heilsteine zwar, aber ich glaube, es sind einige Kugeln übrig.«
»Was ist mit Jeatar?«
»Ich sage ihm, dass du gegangen bist, nachdem du weg bist. Er wird über beides nicht glücklich sein, aber er wird es verstehen. Sobald wir die Flüchtlinge nach Veilig gebracht haben, komme ich und stoße in Geveg zu dir.«
»Wie finde ich dich?«
Er überlegte. »Sei in sechs Tagen bei Sonnenuntergang im Analov-Park. Genau unter Großpapas Statue.«
Wir beschlossen, in jener Nacht aufzubrechen. Der Mann, der mich angegriffen hatte, war immer noch nicht gefunden worden, und wir waren uns einig darin, dass es sicherer wäre, die Reise anzutreten, wenn uns niemand beobachtete. Quenji hatte ein Pferd samt Wagen aufgetrieben – wobei ich angesichts der Bevorratung des Wagens vermutete, dass Onderaan etwas damit zu tun gehabt hatte –, und er hatte beides am Waldrand, die Straße hinunter versteckt.
»Warum können wir nicht mitkommen?«, fragte Jovan. Den ganzen Nachmittag lang war es sein Zwillingsbruder Bahari gewesen, der auf gleiche Weise gequengelt hatte, aber der hatte mittlerweile aufgegeben. Oder sie wechselten sich damit ab.
»Weil es nicht sicher ist«, antwortete Danello, wie er es schon den ganzen Tag lang getan hatte. Dabei hatte er sie weder angeherrscht, noch angebrüllt, nichts von all den Dingen getan, die mir vielleicht unterlaufen wären, wenn meine kleinen Brüder mich stundenlang gepiesackt hätten. »Bleibt bei Ouea. Sie kümmert sich um euch, bis wir in Geveg fertig sind.«
»Und dann kommst du zurück, um uns zu holen?«, fragte Halima und zwirbelte einen blonden Zopf um ihren Finger.
»Versprochen.« Er kniete sich hin und umarmte sie innig. »Ich werde immer zu euch zurückkommen.«
Der Schmerz in seiner Stimme brach mir das Herz. War es schlimmer oder einfacher, Lebewohl sagen zu können? Ich wusste nicht, ob ich die Kraft gehabt hätte, Tali mit dem Wissen gehen zu lassen, dass ich sie vielleicht nie wiedersehen würde.
»Finde Da«, sagte Bahari und umarmte ihn, als Halima fertig war. »Bring ihn mit zurück.
»Das werde ich, versprochen.«
Auch wir anderen bekamen Umarmungen, sogar von Bahari, dann scheuchte Ouea die Kleinen zurück ins Haus. Ich ergriff Danellos Hand. Sie zitterte, und er hielt die meine noch fester.
»Ihnen wird doch nichts passieren, oder?«, flüsterte er.
»Sie sind sicherer, als wir es sein werden. Ouea wird nicht zulassen, dass ihnen etwas geschieht. Und Quenjis Bande bleibt auch da. Es werden sich also außerdem Zee und Ceun um sie kümmern.« Das war so viel mehr, als Tali je gehabt hatte.
Danello holte zittrig Luft und nickte. »Also gut, lass uns gehen.«
»Alles aufgeladen«, verkündete Quenji und lächelte von der Fahrerbank des Wagens herab. »Wie weit ist es nach Geveg?«
»Zwei oder drei Tage.«
Er verzog das Gesicht. »Klingt langweilig.«
Wir
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