Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
kletterten auf den Wagen und setzten uns auf die Holzbänke zu beiden Seiten. Nicht unbedingt die gemütlichste Beförderungsmöglichkeit nach Geveg, aber wir würden es überstehen.
Quenji schnalzte mit den Zügeln, und wir rollten sanft die Straße entlang. Abgesehen von einem vereinzelten Hüsteln blieben alle still. Ich beobachtete, wie der Hof in der Nacht entschwand, und konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass ich eine Familie zurückließ.
F ÜNFTES K APITEL
W ir rollten nach Dorpstaad, eine der wenigen Ortschaften in den Marschen, die groß genug waren, um als Stadt bezeichnet zu werden. Sie lag am Rand des Sees, gesäumt von Sümpfen mit blauem Schilfrohr auf der einen Seite und fruchtbarem Ackerland auf der anderen. Der Ort bestand aus kaum mehr als einigen Dutzend Handelsposten, aber er beherbergte das Dock für die Fähre auf die Inseln von Geveg sowie eine Herberge und ein Kaffeehaus – ein willkommener Anblick nach zwei Tagen auf der Straße.
Jenseits der Gebäude funkelte der See, Geveg jedoch lag im Dunst, und über den Dächern kräuselten sich dünne Rauchschwaden. Feuer.
»Jeatar hat ja gesagt, dass es einen Aufstand gibt.« Danello klang ruhig, dabei musste er um seinen Vater besorgt sein. »Sieht allerdings nicht allzu schlimm aus. Nicht schlimmer als die Unruhen vor ein paar Monaten.«
Es musste in Wirklichkeit schlimmer sein, wenn der Generalgouverneur getötet worden war und der Herzog herkam. Aber ich erkannte Hoffnung, wenn ich sie hörte.
Quenji parkte in der Nähe der Stallungen und sorgte für eine Koppel sowie für einen Platz zum Verwahren des Wagens. Die Überfahrt mit der Fähre für beides wäre zu kostspielig, zudem hätte es kaum noch Plätze zum Zwischenlagern gegeben, wenn wir es getan hätten. Aber mit dem, was Quenji zweifellos gestohlen und was Danello beim Kartenspielen von den Soldaten gewonnen hatte, konnten wir uns den Unterhalt für einige Tage leisten.
Ich reckte meine wunden Muskeln. »Finden wir heraus, wann die nächste Fähre ablegt.«
Das Dock der Fähre erwies sich als verwaist. Nicht einmal die üblichen Bettler kauerten bei den Pfählen oder lagen unter den Mangrovenbäumen. Die Fähre selbst befand sich leer an ihrem Ankerplatz am Ende des Docks.
»Vielleicht ist sie nicht in Betrieb.« Aylin schirmte mit der Hand die Augen ab und blickte über das Wasser. An diesem Tag war es spiegelglatt. Kaum eine Brise kräuselte die Oberfläche.
»Oder man lässt sie in Geveg nicht anlegen«, meinte Danello. »Das ist die einfachste Möglichkeit, Menschen davon abzuhalten, die Stadt zu verlassen.«
»Oder in die Stadt zu gelangen«, fügte ich hinzu.
Das würde ein Problem werden. Ohne Boot gelangten wir nicht nach Geveg. An anderen Ankerplätzen lagen einige Fischerboote sowie eine Jolle, die schick genug aussah, um einem Adeligen zu gehören.
»Wenn ihr wisst, wie man damit segelt, kann ich das Ding stehlen«, sagte Quenji, der meinem Blick folgte.
»Finden wir zuerst heraus, ob jemand bereit ist, uns zu befördern.« Ich hatte vorerst genug von Gefängnissen und Käfigen. Außerdem mussten wir darauf achten, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf uns zu lenken.
Lanelle schnaubte. »Niemand wird den Hals riskieren, um uns zu helfen.«
»Uns vielleicht schon«, gab Aylin zurück. »Dir – nein.«
»Sehen wir uns mal um.« Ich seufzte. Man hätte meinen sollen, dass sie nach zwei Tagen gegenseitiger Gehässigkeiten genug davon hatten.
Wir verließen das Dock und begaben uns zur Hauptstraße. Es waren zwar Leute unterwegs, allerdings fehlte das übliche geschäftige Treiben einer Ortschaft mit einem Hafen. Niemand suchte nach Arbeit, keine Verkäufer stellten sich mit ihren Karren entlang der Straße auf. Wenn niemand aus Geveg herauskonnte, ergab das durchaus Sinn, trotzdem wirkte es unheimlich.
Der Duft von Kaffee lockte uns zum Kaffeehaus auf der gegenüber liegenden Seite des Häuserblocks in der Nähe der Herberge.
»Ist jemand hungrig?«, fragte Danello.
Mein Magen knurrte. Das Frühstück war lange her und zudem spärlich gewesen. »Klingt gut. Vielleicht finden wir dort auch einen Fischer, den wir fragen können, ob er uns gegen Bezahlung übersetzt.«
Aylin hängte sich bei Quenji ein. »Ich hatte seit Monaten keinen guten gevegischen Kaffee mehr, also ...«
Ein Soldat in Pynviumrüstung kam aus dem Kaffeehaus.
Lanelle sog scharf die Luft ein. »Ein Unsterblicher!«
»Sei ruhig.« Ich wandte rasch den Blick ab und hielt den Kopf
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