Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
müsst mich hier rausholen«, flüsterte er.
»Werden wir. Was geht hier vor sich?«
Er holte tief Luft. »Ich war zu einem Hofbesuch hier, als die Kampfhandlungen anfingen. Die Soldaten wollten zurück, aber Hüterin Betaal ließ uns nicht. Sie verkauft Heilungen zum doppelten Preis und steckt sich das Geld in die eigene Tasche. Die Soldaten werden von ihr geschmiert. Ich glaube nicht, dass sie vorhat, zurückzugehen.« Er schluckte. »Oder mich gehen zu lassen.«
»Wer ist Hüterin Betaal?«
»Eine der neuen ›Verwalterinnen‹ des Erhabenen. In Wirklichkeit eine beförderte Verbrecherin.«
»Ist sonst noch jemand bei dir?«
»Nein. Nur Soldaten und Betaal. Als ich ihr Fragen stellte, meinte sie, sie habe einen Unsterblichen und überlege, ob sie eigentlich zwei Heiler brauche.« Er schluckte. »Da habe ich mit dem Fragen aufgehört.«
»Er kommt zurück«, warnte Danello, als auf den Stufen Schritte ertönten. Eine Frau folgte dem Unsterblichen. Auch sie trug das Grün der Heiler, allerdings in Form einer Uniform, die ich noch nie gesehen hatte. Hinter ihr gingen zwei zusätzliche Soldaten.
Soeks Miene verwandelte sich in ernste Besorgnis, wie es sich für einen guten Heiler gehörte. Er nahm den Schlachtfeldstein aus Pynvium und legte abermals die Hände auf meinen Kopf. Diesmal spürte ich kein Kribbeln, zumal es nichts zu heilen gab, aber er machte trotzdem ein Schauspiel daraus. Soek tat so, als drücke er den Schmerz in das Pynvium und gab den Stein dem Unsterblichen zurück.
Ich öffnete flatternd die Lider, setzte mich auf und schwankte ein wenig.
»So, alles wieder gut.« Soek erhob sich und trat von mir zurück.
»Halt«, ergriff die Frau in Grün das Wort. Ich hielt den Atem an. »Sie hat nicht bezahlt.«
Ich sah Danello an. Ich wusste nicht, wie viel er hatte, aber wenn Heilungen jetzt das Doppelte kosten, konnte es unmöglich für das reichen, was Soek vermeintlich geheilt hatte. Wahrscheinlich wäre es sogar für die Heilung der tatsächlichen Schnittwunde zu wenig gewesen.
»Es war ein Notfall«, sagte Soek. »Sie wäre sonst gestorben.«
»Dann hättest du sie sterben lassen sollen.«
»Hüterin Betaal ...«
»Du kennst das Gesetz, Soek, und ich habe es satt, dass du es verbiegst. Das muss sofort aufhören.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich mit finsterer Miene an. »Eine Heilung anzunehmen, für die man nicht bezahlen kann, ist Diebstahl und wird auch genau so bestraft.«
S ECHSTES K APITEL
D anello durchwühlte seine Taschen. »Ich habe etwas Geld dabei – nicht viel, aber Ihr könnt alles haben.« Die Dankbarkeit in seinem Tonfall war herzzerreißend und durch und durch geheuchelt.
Hüterin Betaal starrte ihn wütend an. »Mit Almosen könnt ihr euch aus dieser Sache nicht rauskaufen. Nehmt sie in Gewahrsam«, befahl sie den beiden Soldaten.
Der Unsterbliche hatte immer noch den Schlachtfeldstein, der vermutlich eine Menge Schmerz enthielt. Könnte ich den Stein berühren, bevor der Unsterbliche mich aufhielte?
Das Blitzen dieses Pynviums würde den Herzog darauf aufmerksam machen, dass ich hier war. Dasselbe galt für Schiften. Er war ohnehin auf dem Weg hierher, also spielte es unter Umständen keine Rolle. Aber wenn weitere Meuchelmörder nach mir suchten, würden sie herausfinden, wo genau ich mich aufhielt. Ich hatte keine Ahnung, ob Quenji bereits ein Boot beschafft hatte, also würden wir vielleicht nicht fliehen können, selbst wenn ich das Pynvium blitzte.
»Hüterin Betaal, bitte«, meldete sich Soek zu Wort. »Sie lag im Sterben.«
»Na und? Wenn wir nicht hier gewesen wären, dann wäre sie gestorben. Und jetzt hast du eine Heilung für eine Schmarotzerin vergeudet, und jemand, der es sich hätte leisten können, bekommt nicht die Hilfe, die er verdient.« Sie lächelte höhnisch. »Wahrscheinlich hast du gerade jemand anderen das Leben gekostet.«
Die Soldaten packten Danello und mich. Sie suchten uns beide nach Waffen ab und nahmen unsere Messer an sich. Dann zerrten sie uns aus der Herberge und zu einem kleinen Ziegelsteingebäude, das einzeln und nicht weit von den Docks entfernt lag. Die Fenster waren vergittert. Wahrscheinlich handelte es sich um das einzige Gefängnis der Marschhöfe. Die Bauern neigten dazu, sich auf ihre Weise um Verbrecher zu kümmern.
Lanelle saß vor dem Kaffeehaus. Als wir uns näherten, stand sie auf, aber ich schüttelte den Kopf. Sie hielt inne und beobachtete uns mit besorgtem Blick.
Die Soldaten
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