Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
suchten im Vorbeigehen Gesichter ab. Hinter den Soldaten schritt ein Unsterblicher. Danello und Aylin rückten näher zu mir.
»Alle dort drüben aufstellen«, befahl der Unsterbliche und deutete zur Seite des Marktgebäudes.
»Wir müssen nicht auf dich hören«, brüllte ein Mann.
Der Unsterbliche zog sein Schwert und marschierte auf den Mann zu. Der wich zwar nicht zurück, aber über seine Züge huschte Besorgnis.
»Setz dich in Bewegung. Sofort«, sagte der Unsterbliche.
»Ich setze mich in Bewegung, wenn mich jemand darum ersucht, der nicht vom Tisch des Herzogs isst.«
Der Unsterbliche schlug ihm mit dem Handrücken so heftig übers Gesicht, dass der Mann in die Menge flog. Leute kreischten, einige brüllten, andere griffen den Unsterblichen an. Der stemmte sich dagegen, ging jedoch unter dem Ansturm von Körpern zu Boden.
Die Soldaten zogen die Schwerter, preschten in das Gemenge und schwangen wahllos die Klingen. Weiteres Geschrei, und der Unsterbliche tauchte aus dem Getümmel auf, sein Schwert dunkel vor Blut. Er rammte es in die nächstbeste Person, eine Frau, die versucht hatte, einer anderen zu helfen. Ein Mann neben ihr stieß ein Messer in die Hand des Unsterblichen, doch der riss es nur heraus und stach damit auf den Mann ein. Gleich darauf war die Wunde verschwunden, geheilt und in seine Rüstung gedrückt. Weitere Unsterbliche rückten gegen die Menge vor. Einer war riesig, ragte hoch über die Köpfe aller anderen auf. Ein anderer war klein und bahnte sich mit flinken Schwertschwingern einen Weg durch den Menschenauflauf.
»Sie werden die Leute umbringen«, sagte ich langsam.
Danello zog mich weiter. »Nya, wir müssen dich von hier wegschaffen.«
»Aber diese Leute!« Es war wie damals, als ich klein gewesen war. Menschen rannten umher, Soldaten verfolgten sie, Blut wurde vergossen. Und alles, weil ein Mann zu jemandem in Blau ›nein‹ gesagt hatte.
»Wir können nichts dagegen tun. Komm schon.« Danello zerrte an meinem Arm, und ich stolperte ein paar Schritte weiter, konnte den Blick jedoch nicht abwenden.
Ich konnte etwas dagegen unternehmen. Ich ließ Danellos Hand los.
»Nya, was hast du vor? Aylin!«, brüllte er.
Wenn sie hier waren, um nach mir zu suchen, wusste der Herzog vermutlich bereits, wo ich mich aufhielt. Es würde keine Rolle spielen, wenn ich schiftete oder blitzte. Ich konnte die Unsterblichen aufhalten, diesen Leuten helfen und Soek befreien.
Mal sehen, wie viel Schmerz in euren Rüstungen steckt.
Ich trat vor, schob mich in die Menge und schlich mich hinter einen der kleineren Unsterblichen. Ich schlug die Hände auf die Rüstung und stellte mir vor, wie Löwenzahn im Wind wehte.
Peng!
Der Blitz hallte wider, als der Unsterbliche aufschrie ... schrill, weiblich und vertraut. Eine Frau. Sie drehte sich, als sie fiel und alle um uns herum zu Boden gingen. Unsere Blicke begegneten sich.
Tali.
S IEBTES K APITEL
N ein!
Ich sank neben ihr zu Boden. Sie lag bewusstlos auf der Straße. Blut verschmierte die Pynviumrüstung, die sie trug.
Eine Unsterbliche.
Tali war eine Unsterbliche .
Jeatars Worte hallten durch meinen Geist. Du hast die Unsterblichen gesehen. Du weißt, was sie machen. Wenige wollen all die Schmerzen erleiden oder sie anderen zufügen. Aber die Kommandanten zwingen sie dazu. Sie biegen den Verstand und brechen den Willen und schaffen so die Waffen, die der Herzog haben will. Wie lang kann Tali das deiner Meinung nach dort drinnen ertragen?
Nicht lang genug.
»Wie konnten sie dir das antun?«, flüsterte ich und legte eine Hand auf ihre Wange. Ich sehnte mich danach, den Blitz aus ihr zu ziehen , sie aufzuwecken und das Warum zu erfahren ... aber sie hatte genau so wie die anderen getötet. Wenn ich sie weckte, würde ich sie vielleicht noch einmal verletzen müssen.
Wut drehte mir den Magen um, und Hitze schoss durch meinen Körper. Es war deren Schuld. Sie hatten ihr das angetan, ihren Verstand verbogen, sie zu einer Mörderin gemacht. Mit geballten Fäusten erhob ich mich. Dann öffnete ich die Finger. Ich würde meine Hände brauchen.
»Was habt ihr mit ihr gemacht?«, brüllte ich und steuerte auf den nächstbesten Soldaten zu.
Der riesige Unsterbliche drehte sich um und hob sein Schwert an. Ich ging weiter auf ihn zu.
Die letzten paar Schritte sprang er mir entgegen und rammte mir das Schwert in den Bauch. Ich keuchte. Rings um die Wunde brannte meine Haut wie Feuer. Dann ließ ich mich auf ihn zufallen. Mit einem
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