Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
einfach zu viel. Quenji tot, Tali eine Killerin und der Herzog nahte, um alles zu zerstören, was mir am Herzen lag. Ich hätte nie nach Hause zurückkehren sollen. Wir hätten bei Jeatar bleiben und mit den anderen gehen sollen.
Aber dann hättest du Tali nie gefunden.
Ich schaute zu ihr hinüber. Hörte erneut ihre Worte – kalt, teilnahmslos. Menschen sterben leicht . Hatte ich sie wirklich gefunden? Oder nur das, was von ihr übrig war?
Leise Schritte von draußen. Danello huschte zu uns herein in den Laden. »Ich glaube, die Luft ist rein.«
Ich wischte mir die Augen ab. »Wo sind wir?«
»Ich bin nicht sicher, aber ich kann von hier aus die Seemauer sehen, also können wir nicht weit vom Wasser entfernt sein.«
»Er fand, das alles sei so aufregend«, sagte Aylin zu niemand Bestimmtem. »Ein Abenteuer, von dem er noch jahrelang erzählen könnte. Er hat nie daran gedacht, dass er verletzt werden könnte.« Sie sah mich an. »Hat das irgendjemand von uns getan? Ich weiß, dass wir über Gefahren gesprochen haben, aber haben wir wirklich daran gedacht, dass wir sterben könnten?«
Ich hatte die vergangenen fünf Jahre jeden Tag damit gerechnet, dass ich sterben könnte. Mir war nie in den Sinn gekommen, mich nicht deswegen zu sorgen. Aber waren Sorgen dasselbe, wie zu denken, es könnte geschehen?
Aylin zog die Knie ans Kinn und schlang die Arme um die Beine. »Danello, es könnte sein, dass du Halima und die Zwillinge vielleicht nie wiedersiehst. Nie mehr . Soek, du könntest von der nächsten Brücke fallen und sterben. Tali könnte den falschen Gegner angreifen und verlieren. Und Nya ... Wie viele Leute versuchen, dich umzubringen? Was glaubst du, wie lange du ihnen noch einen Schritt voraus bleiben kannst?«
»Ich weiß es nicht.«
Danello seufzte. »Das ist unser Zuhause. Was sollen wir sonst tun?«
»Verschwinden!«, gab sie zurück. »Die Jolle nehmen und eine der Ortschaften am Fluss anlaufen. Deine Familie suchen und irgendwo hingehen, wo der Herzog nicht ist.«
»Und zulassen, dass Geveg zerstört wird?«, fragte ich.
Sie schnaubte höhnisch. »Als ob wir das verhindern könnten. Das ist ein Krieg, ein echter Krieg mit echten Soldaten, echten Schwertern und echten Menschen, die wirklich sterben. Dagegen können wir gar nichts ausrichten. Wir sind nichts .«
»Das ist nicht wahr.«
»Doch, ist es! Du hast Tali gefunden und hast das Zauberbuch. Lass uns gehen.«
Geveg dem Herzog überlassen? Die Stadt aufgeben? Großmamas Worte hallten mir in den Ohren wider. Eier sollten nie mit Steine kämpfen. War Geveg dem Untergang geweiht, ganz gleich, was wir tun würden?
Aylin starrte mich an. Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich. »Was ist bloß los mit dir? Das ist eine Stadt . Sie hat sich nie um dich gekümmert, warum also liegt dir so viel an ihr?«
»Es ist meine Stadt. Meine Familie hat dabei geholfen, sie aufzubauen.«
»Und die Baseeri haben sie vor fünf Jahren umgebracht. In einigen Wochen werden sie die Stadt endgültig begraben.« Sie stand auf. »Ich will nicht hier sein, wenn das geschieht. Du etwa?«
Ich wollte, dass es überhaupt nicht erst geschah.
»Ist es das, was du für Tali willst?«, bohrte sie weiter.
Ich schaute zu meiner Schwester, die immer noch stumm auf dem Boden saß und das Blut anstarrte. Ich wollte, dass sie in Sicherheit war. Dass sie wieder sie selbst wurde. Dass sie sich nie über Soldaten, Experimente oder Menschen sorgen musste, die ihr nur aus dem Grund wehtun wollten, weil sie es konnten.
Willst du das mehr als Freiheit für Geveg?
Meine Familie mochte Geveg aufgebaut haben, aber Tali war meine Familie. Sie musste an erster Stelle stehen. Das hatte ich schon einmal missachtet, und man konnte ja sehen, was ihr widerfahren war. Ich durfte das nie wieder zulassen, ganz gleich, was es kosten mochte.
»Gehen wir zur Jolle.« Ich ergriff den Sack und das Ende des Seils. Mein Herz schmerzte, aber ich hatte bereits so viel verloren, ich konnte es nicht riskieren, Tali noch einmal zu verlieren. Die Heiligen wussten: Sollte das geschehen, würde ich sie nie wieder zurückbekommen. Ich hatte schon zu viele Male Glück gehabt.
Wir verließen das Geschäft. Niemand sagte ein Wort, nur Aylin schniefte einige Male. Wir folgten Danello im Gänsemarsch durch den Unrat, die zerbrochenen Möbel und vorbei an vereinzelten Leichen. Ein warmer Wind blies den Gestank weg, als wir die Straße entlang der Seemauer erreichten.
Ich sah mich um, orientierte mich. Wenn
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