Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
äh, steht ein wenig neben sich. Ich will nicht, dass sie uns abhandenkommt.«
»Da ist eine Menge Blut ...« Er bewegte eine Hand zu dem Schwert an seiner Hüfte.
»Plünderer haben uns angegriffen und unseren Freund getötet«, gab Aylin zurück, die Stimme so rau und traurig, dass es mir das Herz brach. »Wir konnten mit knapper Not entkommen.«
Seine Hand entfernte sich wieder von dem Schwert. »Das tut mir leid. Die sind schon seit Wochen ein Problem, nur können wir nicht viel gegen sie unternehmen.« Er deutete hinter sich, und eine Frau kam herbei und öffnete das Tor. »Kommt durch.«
»Danke sehr.«
Die Anspannung in meiner Brust löste sich in dem Moment, als wir die Insel der Plünderer verließen. Hier waren anständige Geveger, Leute, denen wir vielleicht sogar vertrauen konnten.
»Geht besser nach Hause, so schnell ihr könnt«, riet uns die Frau. »Wir haben zwar Patrouillen auf den Straßen, aber es ist schwierig, die gesamte Insel zu beschützen. Nachts ist es wirklich nicht sicher.«
»Ist uns aufgefallen«, sagte Soek.
Wir eilten an der Blockade vorbei und folgten Danello zu dem Gebäude, in dem er früher gewohnt hatte. Auf den Straßen herrschte dieselbe Finsternis wie zuvor, aber vereinzelt schimmerten Lichtstreifen durch die Ritzen zugenagelter Fenster.
»Das da ist es«, sagte Danello und zeigte auf ein verwittertes Holzgebäude mit Ziegelunterbau. Im Gegensatz zu vielen anderen besaß es Fensterläden, und alle waren geschlossen.
Die Tür des Hauses stand offen. Die nach oben führende Treppe präsentierte sich frei, wenn auch nicht sauber. Danello rannte praktisch ins zweite Stockwerk und den Flur hinab. Er versuchte, die Tür zu seiner alten Wohnung zu öffnen.
»Abgesperrt«, teilte er uns mit. Ich war nicht sicher, ob er darüber froh war oder nicht. Seine Stimme hörte sich merkwürdig an, zittrig und zugleich hoffnungsvoll. Vielleicht dachte er, sein Vater sei hierher zurückgekommen, als er uns im Stadthaus nicht antraf.
»Dann klopf«, schlug ich mit sanfter Stimme vor. »Außer, du hast noch den Schlüssel.«
»Den habe ich schon lange verloren.« Er holte tief Luft und klopfte leise.
Keine Antwort.
Er klopfte fester. Jemand hustete, und ein Bett quietschte, doch ich vermochte nicht zu sagen, aus welcher Wohnung die Geräusche stammten.
Danello klopfte abermals, so stark, dass die Tür erzitterte. Soldaten klopften so an. Diesmal ertönten im Gang reichlich Geräusche: über den Boden gezogene Stühle, murmelnde Stimmen, leise Rufe.
»Wer ist da?« Eine barsche, verschlafene Stimme. Allerdings hörte sie sich nicht nach Danellos Vater an.
»Ich suche nach Meister del’Sebore«, sagte Danello. »Ist er da?«
»Ich kenne keinen del’Sebore.«
»Bitte, Herr, ist er da?«
Die Tür hinter uns wurde einen Spalt geöffnet. Wenn ich nicht unmittelbar daneben gestanden hätte, wäre es mir entgangen. Ich drehte mich um. Ein Auge lugte durch den Spalt heraus.
»Er sucht nach seinem Vater«, flüsterte ich.
Der Spalt weitete sich, und eine alte Frau tauchte auf, das Gesicht schmal, die Augen verängstigt. »Der ist bei den Soldaten«, flüsterte sie zurück.
Mein Herz krampfte sich zusammen, und ich griff rücklings nach Danellos Arm.
»Er wurde gefangen genommen?«
»Nein, bei unseren Soldaten.«
»Saama!«, stieß Danello hervor. Die Tür öffnete sich völlig, und die dürre, alte Frau streckte die Arme aus. Danello trat auf sie zu und ließ sich von ihr umarmen. »Weißt du, was aus meinem Da geworden ist?«
»Er hat lange nach dir gesucht, aber als die Dinge schlimm wurden, zog er los und schloss sich dem Widerstand an.« Sie löste sich von Danello und zog ihn hinein, dann bedeutete sie uns anderen, ihm zu folgen. »Kommt erst mal rein. Es ist nicht klug, draußen auf dem Gang zu stehen.«
Als sie uns in die Wohnung holte, zog sie angesichts des Seils um Tali neugierig eine Augenbraue hoch, fragte mich jedoch nicht danach. Die Wohnung erinnerte mich stark an die von Danello. Warm und anheimelnd, obwohl sie bescheiden war. Ein Hauptraum mit alten Möbeln, die irgendwann einmal schön gewesen waren, ein Nebenraum mit einem kleinen Bett. Eine winzige Küche.
»Ihr seht aus, als hättet ihr eine aufregende Nacht hinter euch«, meinte die Frau leise.
Danello nickte. »Sie ist hart gewesen.«
»Sind die Kleinen in Sicherheit?«
Zittrig holte er Luft. »Ich hoffe schon. Ich habe sie bei einer Freundin gelassen, die auf sie aufpasst, bis wir zurück
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