Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
Stille hatte Einzug gehalten.
»Ich habe keine Ahnung.«
»Aber irgendetwas hast du gemacht.«
Das Pynvium hatte einfach ... keine Ahnung ... in einer Abfolge geblitzt? Hatte jeder Blitz das nächste Pynviumstück ausgelöst, das er berührte?
Aber das war unmöglich.
Soek wischte sich Schweiß von den Lippen. »Was machen wir jetzt?«
»Ich ...« Auch darauf hatte ich keine Antwort. Unsere Leute waren ebenfalls bewusstlos und lagen neben den Soldaten auf der Straße.
Wir mussten uns in Bewegung setzen, handeln, mussten irgendetwas tun. Doch ich konnte einfach nicht aufhören, auf all die liegenden Menschen zu starren.
»Ist dir klar, dass du ganz allein eine Armee ausgeschaltet hast?«, fragte Soek ehrfürchtig. »Eigentlich zwei, wenn man unsere mitzählt.«
Nicht die gesamte Armee. Unsere Leute begannen, sich vorzuwagen, zeichneten sich als verschwommene Schemen am Rand des Blitzbereichs ab. Aber Soek hatte trotzdem recht. Ich hätte nicht in der Lage sein dürfen, so viele in einem so großen Umkreis zu blitzen. Pynvium hatte bestimmte Auslöser, die es zum Blitzen brachten; es konnte nicht getan haben, was gerade geschehen war.
Und doch hatte es das.
Ich ging zum Kommandanten, kniete mich hin und durchwühlte seine Taschen. Ich zog eine walnussgroße Pynviumkugel heraus.
»Die hatten Pynvium dabei.« Persönliche Heilkugeln. Wie viele Soldaten hatten welche? Vermutlich nur die Offiziere, aber es waren genug Kugeln, um einander von der einen zur nächsten auszulösen. Sie konnten nicht alle zum Heilen gedacht gewesen sein, sonst wären sie leer gewesen. Trugen einige Waffen bei sich?
»Nya, du bist erstaunlich.«
Ich wollte nicht erstaunlich sein. Wer würde mich dafür noch tot sehen wollen? Wer würde mich benutzen wollen? Ich fühlte mich mehr wie die Ausgeburt, die in den Augen des Herzogs alle ungewöhnlichen Schmerzlöser waren. Schlimmer als alles, was er und Vinnot zu erschaffen versucht hatten ...
Er hat sie mit Schmerz vollgestopft, um zu sehen, ob sie ungewöhnliche Fähigkeiten entwickeln würden ...
Moment mal, war es so geschehen? War es damals geschehen? Vinnots kranke Experimente hatten bewiesen, dass Schmerz ungewöhnliche Fähigkeiten zum Vorschein brachte. Er hatte mich mit Schmerzen vollgestopft, als er mich an jenes entsetzliche Pynviumgerät voller Geheimzeichen anschloss und stundenlang die Schmerzen Dutzender und Aberdutzender Menschen durch mich fließen ließ.
»Wir müssen unsere Leute aufwecken«, sagte ich und spürte Galle in der Kehle. »Der Hauptblitz war so stark, dass die Soldaten in der Mitte wahrscheinlich eine Weile bewusstlos bleiben, aber die an den Rändern werden wohl nicht lange außer Gefecht sein.«
Soek hielt unsere immer noch aneinander gebundenen Hände hoch. »Das ist mit zwei Händen einfacher.«
Ich ergriff mein Messer und durchschnitt die Schnur. Kaum waren unsere Hände frei, rannten wir von Kämpfer zu Kämpfer. Kione lag ausgestreckt über einem Baseeri-Soldaten, die Arme zerschnitten und blutig. Ich kniete mich hin und ergriff seine Hand, zog die geblitzten Schmerzen aus ihm und heilte die Wunden, die er erlitten hatte.
»Was ...« Er rollte sich ein, und seine Hand fuchtelte umher, tastete wahrscheinlich nach seinem Schwert.
»Ein Blitz hat dich niedergestreckt.«
»Was für ein Blitz?« Er rappelte sich auf die Beine und ließ den Blick über die Körper wandern, als versuche er, sich zusammenzureimen, was geschehen war.
Ich fand Ipstan in dem Haufen von Leibern, und Soek heilte ihn. Er brauchte etwas länger, um zur Besinnung zu kommen, dann starrte er auf die Soldaten rings um uns.
»Was ist passiert?«
»Ich habe Soeks Rüstung geblitzt.« Ich hätte das lieber nicht zugegeben, aber der Versuch, es zu verschleiern, wäre töricht gewesen. Es rannten bereits Leute auf uns zu, und einige waren nah genug gewesen, um gesehen zu haben, was ich getan hatte.
» Du hast das gemacht?«
»Es hat stärker geblitzt, als ich dachte.«
Mit Tatendrang im Gesicht stand Ipstan auf. »Bringt unsere Leute in Bewegung. Diese Gelegenheit dürfen wir nicht vergeuden.«
Ich zuckte zusammen. Ich war keine Gelegenheit.
Soek und ich rannten von einem zum anderen, zogen Verletzungen und geblitzte Schmerzen aus den Bewusstlosen, so schnell wir konnten. Nach jedem Dutzend hielt er inne, griff nach meiner Hand, heilte mich und drückte alles in seine Rüstung.
Langsam erhob sich der Widerstand. Ipstan brüllte Befehle und schickte Leute in die Menge der
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