Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
bewusstlosen Soldaten. Ich ließ den Blick auf jene gerichtet, die noch geheilt werden mussten, und versuchte, nicht auf die unverkennbaren Geräusche von Schwertern, die in Fleisch drangen, zu achten, die hinter mir ertönten.
Es herrscht Krieg. Im Krieg muss man töten.
Widerstandskämpfer sammelten das Pynvium der auf dem Boden liegenden Blauen ein. Die beiden anderen Heiler halfen, unsere Leute wieder auf die Beine zu bekommen. Nicht jeder erwachte. Nicht jeder konnte geheilt werden.
Einige der Gesichter waren gerötet, wie es bei Soek der Fall gewesen war – und bei denjenigen im Palast des Herzogs, die mit der Waffe geblitzt worden waren. Aber diese Menschen hier waren mehrere Häuserblöcke vom Hauptblitz entfernt gewesen. Sie hätten überhaupt nicht beeinträchtigt sein sollen, geschweige denn, dass es sie so schwer traf.
Nun, da Ipstan wusste, was ich getan hatte – was ich tun konnte –, würde er jede Schlacht mit mir anführen wollen. Mich in Soldaten, Klingen und Schmerzen stürzen. Er würde nicht mehr wollen, dass ich ginge.
Die anderen Heiler drückten ihre Schmerzen in Soeks Rüstung. Mehr für mich zum Blitzen, wenn die Blauen sich neu formierten und uns wieder angriffen. Soek ging mit ihnen, um die letzten Verwundeten zu heilen.
Ich ließ mich auf den Eingangsstufen einer aufgegebenen Bäckerei nieder, zu erschöpft, um einen weiteren Schritt zu tun. Schade, dass der Laden nicht geöffnet hatte. Etwas zu essen wäre fein gewesen. Fast so gut wie Schlaf. Männer und Frauen strömten an mir vorbei, riefen mir ihren Dank zu. Sie jubelten, hielten an, um mir die Hand zu schütteln oder um mir auf die Schulter zu klopfen.
Aylin fand mich. Sie hatte Tali dabei.
»Geht es dir gut?« Sie fuhr mit einer Hand über meine Rüstung, aber ein Großteil des Blutes war durch den Schmerzblitz weggesprengt worden. Nur ein spärlicher Rest, der sich in den Einschnitten im Leder verfangen hatte, war geblieben.
»Müde.« Es fiel mir schwer zu sprechen, als wäre meine Zunge zu groß für meinen Mund. »Wie geht es Tal i?«
»Gut. Naja, für ihre Begriffe.« Aylin legte den Kopf schief und musterte mich. »Du siehst nicht so gut aus. Du hast doch keine Verletzungen, die du zu heilen vergessen hast, oder?«
»Nein, ich ...«
»Nya!« Ipstan kam auf mich zugerannt, schwenkte die Arme und erteilte jenen Befehle, die er passierte. »Das war unglaublich! Hast du eine Ahnung, was das bedeutet? Wir können sie besiegen, wirklich besiegen!«
»Ein paar Soldaten vielleicht«, erwiderte ich, doch meine Worte hörten sich falsch an. »Die sind nicht das Problem. Wir müssen uns auf den Herzog vorbereiten.«
»Ich ...« Ipstan verzog das Gesicht und wandte sich Aylin zu. »Was ist mit ihr? Soll ich einen Heiler rufen?«
Aylin sank vor mir auf ein Knie und nahm mein Gesicht in die Hände. »Wir müssen sie ...«
Ihre Stimme verblasste mit dem Rest der Straße.
Ich erwachte durch Gesänge.
Zuerst dachte ich, ich wäre gestorben und würde im Leben nach dem Tod begrüßt, doch der Geruch von Speck vertrieb diesen Gedanken. Ich bezweifelte, dass es im Leben nach dem Tod Speck gab. Oder Zimtbrötchen, obwohl man die wirklich zulassen sollte.
Ich setzte mich auf. Typische Herbergswände umgaben mich. Außerdem waren da ein Fenster vernünftiger Größe – das offen stand – und ein Bett, das sich meinem Befinden nach ziemlich gemütlich anfühlte. Von draußen drangen Stimmen herein, weitere Gebetslieder zur Verabschiedung jener, die gestorben waren.
»Fühlst du dich besser?« Aylin saß auf einem der kleinen Stühle an einem noch kleineren Tisch. Von ihren Fingern baumelte eine Scheibe Speck. Ein Teller davon stand vor ihr.
»Ich glaube schon.« Ich streckte mich und zuckte zusammen. Als ich das letzte Mal so ausgelaugt gewesen war, hatte ich davor drei Tage damit verbracht, Krabbenfallen aus dem See zu schleppen. Trotzdem war es besser, als ich mich vergangene Nacht gefühlt hatte.
Vergangene Nacht. Gift, Soldaten und zu viele Freunde in Schwierigkeiten.
»Wo ist Danello? Geht es ihm gut?«
»Ja. Eigentlich ziemlich ähnlich wie dir.«
Ich blies erleichtert den Atem aus. Ich würde nicht aufhören können, mir Sorgen zu machen, bis ich es mit eigenen Augen gesehen hätte. Aber das Frühstück würde nun etwas leichter hinuntergehen.
»Hungrig?«
»Am Verhungern.« Ich schwang die Beine über die Bettkante, und meine Zehen stießen gegen etwas Warmes. Tali quiekte und sprang vom Boden auf wie ein
Weitere Kostenlose Bücher