Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
nur noch aufregend. Hast du in Zertaniks Buch etwas gefunden, um ihr zu helfen?« Ich hatte so viele Fragen an ihn, aber Tali war am wichtigsten. Warum der Anführer des Baseeri-Widerstands wusste, wer er war – und wer wir waren –, konnte ich ihn später fragen.
»Unter Umständen. Er hat umfangreiche Notizen über das Kragstun angefertigt. Aber er hat nichts darüber geschrieben, wie man die Auswirkungen des Metalls umkehrt.«
»Das klingt nicht besonders hilfreich«, fand Danello.
»O doch. Ich habe herausgefunden, dass sich das Kragstun auf das Nervensystem und das Gehirn auswirkt. Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber wenn es etwas ist, das den Körper angreift, muss es eine Möglichkeit geben, es zu heilen. Du hast gesagt, es ging Tali besser, nachdem ihr Danello geheilt hattet.«
Ich nickte. »Sie hat aufgehört, Leuten wehtun zu wollen.«
»Womöglich hat sie unabsichtlich einen Teil des Schadens geheilt.«
»Kann sie auch den Rest heilen?«
Er schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Ich glaube, sie braucht jemanden, der für Verletzungen des Gehirns oder der Nerven ausgebildet ist, um den Rest des Schadens zu beheben.«
»Ein Grund mehr, die Gilde zurückzuerobern.« Als ob wir sonst noch einen Grund bräuchten. Ich hatte keine Ahnung, ob Meisterheiler Ginkev noch dort war, aber wenn jemand wusste, wie man ein Gehirn heilte, dann er.
»Papa?«, sagte Tali. Mit ausgestreckten Händen kam sie herüber.
Mir stockte der Atem. »Nein, Tali, das ist Onderaan, Papas Bruder.«
Sie fuhr mit den Fingern über seine Stirn. Reglos harrte er aus, während sie sein Gesicht betastete. »Wo ist Papa?«
»Er ist gestorben.«
»Soldaten kommen, Soldaten bleiben, kannst du sie denn nicht vertreiben?«, sang sie leise.
»Das versuchen wir gerade.«
Tali nickte und ging davon, strich mit den Fingern ein letztes Mal über Onderaans Wange. Sie suchte sich das Fenster aus und rollte sich davor ein, stützte das Kinn auf das Sims.
Ich holte tief Luft und hielt meine Tränen zurück. Danello schlang von hinten die Arme um mich.
»Wir finden eine Möglichkeit, ihr zu helfen.«
Ich nickte nur, hatte einen zu großen Kloß im Hals, um zu sprechen.
Onderaan erhob sich mit traurigem Blick. »Ich forsche weiter.«
»Warte noch, bevor du gehst«, bat ich ihn. »Balju, der Anführer der Baseeri, hat sich nach dir erkundigt. Er wusste, wer wir sind. Er kannte unsere Familie. Jeder dort schien über uns Bescheid zu wissen.«
»Wir waren enge Verbündete von Jeatars Familie. Vater und Bespaar waren gute Freunde.«
»Hatten sie geplant, den Herzog gemeinsam zu stürzen?« Ich vermutete es, aber die Wissensbrocken, die ich errungen hatte, genügten nicht, um es zu bestätigen.
Onderaan nickte. »Ja, nachdem Verraad die Macht übernommen hatte. Dein Großvater half Jeatar, aus Sorille zu entkommen, als die Stadt niedergebrannt wurde. Er schmuggelte ihn in einem Getreidekarren hinaus und opferte dafür sein eigenes Leben. Peleven half ihm, sich eine Zeitlang in Geveg zu verstecken, dann gelang es uns, ihn auf den Bauernhof zu schaffen. Er gehörte früher seiner Großtante, aber er war von der Familie vergessen worden und bedurfte einer Menge Instandsetzungsarbeiten.«
»Kam der Herzog deshalb nach Geveg?«, fragte ich und fürchtete mich vor der Antwort. Aber ich hatte die Anschuldigungen schon in Baseer, in der Villa des Untergrunds gehört – dass der Herzog wegen meiner Familie über Sorille hergefallen sei. »Weil Papa ihn dort versteckte?«
Onderaan kam näher und legte die Hände auf meine Schultern. »Nya, nein. Der Herzog hatte bereits geplant, in Geveg und Verlatta einzufallen. Er hatte keine Ahnung, dass sich Jeatar dort befand, sonst hätte er die Stadt ebenfalls zerstört, statt sie zu besetzen. Er glaubte, Jeatar sei tot.«
»Aber jetzt glaubt er das nicht mehr«, meinte Danello. »Inzwischen weiß er es wahrscheinlich, oder? Immerhin wollte er zum Bauernhof.«
»Vielleicht erinnert er sich nicht mehr an den Bauernhof. Wir haben keine Verbindungsleute mehr in seinem Umfeld, deshalb wissen wir es nicht mit Sicherheit.«
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er es wusste, wenngleich vielleicht erst seit Kurzem. Jeatar hatte sich zu erkennen gegeben und vor einem Raum voll Baseeri verkündet, wer er war. Vielleicht hatte er es ursprünglich nicht vorgehabt, aber wenn sein Freund gewusst hatte, dass er noch lebte, dann wussten es wahrscheinlich auch andere. Zu erklären, dass der rechtmäßige Erbe noch lebte
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