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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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Haus bleiben, als wäre nichts geschehen. Den Schlüssel habe ich dir gegeben, um jeden Gedanken an ihn zu verbannen. Ich konnte mir ja denken, dass ihr euch in meiner Abwesenheit trefft. Da war es doch besser, klare Verhältnisse zu schaffen und dir gleich den Schlüssel zu überlassen.«
    Hiromi rief sich den Moment ins Gedächtnis, als Ayaneihr den Schlüssel gegeben hatte. Damals hatte sie nichts vom heimlichen Entschluss ihrer Freundin geahnt. Vielmehr hatte sie sich eingebildet, es handle sich um einen Vertrauensbeweis.
    »Hast du der Polizei von dir und Yoshitaka erzählt?«
    Hiromi nickte schwach. »Sie ahnten es ohnehin schon, ich konnte nicht anders.«
    »Deine Aussage, du seist aus Sorge ins Haus gegangen, klingt auch etwas abwegig. Daraus haben die Beamten sicher geschlossen, dass ihr ein Verhältnis hattet. Zu mir haben sie nicht einen Ton darüber gesagt.«
    »Wirklich nicht?«
    »Vielleicht stellen sie sich ahnungslos, um mein Verhalten zu beobachten, weil ich verdächtig bin.«
    »Was?« Hiromi starrte Ayane an. »Du meinst, sie verdächtigen dich?«
    »Im Grunde habe ich doch ein Motiv, oder? Mein Mann hat mich betrogen.«
    Das stimmte, aber Hiromi hegte nicht den geringsten Verdacht gegenüber Ayane. Als Yoshitaka getötet wurde, war sie in Sapporo gewesen. Außerdem hatte sie nie an Yoshitakas Behauptung gezweifelt, dass die Trennung beschlossene Sache sei.
    »Aber das ist mir gleichgültig. Sollen sie mich doch verdächtigen. Was macht das schon?« Ayane zog ihre Tasche heran, nahm ein Taschentuch heraus und betupfte sich die Augen. »Viel mehr interessiert mich, was geschehen ist. Warum er auf diese Weise  …? Hast du wirklich keine Idee, Hiromi? Wann warst du das letzte Mal mit ihm zusammen?«
    Hiromi Wakayama hätte am liebsten nicht geantwortet, aber lügen konnte sie auch nicht.
    »Gestern Morgen. Wir haben zusammen Kaffee getrunken, und die Polizei hatte alle möglichen Fragen dazu. Aber mir ist nichts aufgefallen. Yoshitaka war wie immer.«
    »Aha.« Ayane wiegte nachdenklich den Kopf und sah Hiromi an. »Du hast der Polizei sicher nichts verschwiegen, oder? Und alles gesagt, was du weißt?«
    »Ich habe mich bemüht.«
    »Falls du noch etwas vergessen haben solltest, ist es besser, du sagst es. Sonst gerätst du vielleicht auch noch unter Verdacht.«
    »Wahrscheinlich verdächtigen sie mich jetzt schon. Im Augenblick bin ich ja die Letzte, die Yoshitaka lebend gesehen hat. Darf ich der Polizei sagen, dass wir uns heute getroffen haben?«
    Ayane überlegte. »Eigentlich haben wir ja nichts zu verbergen. Für mich spielt es keine Rolle. Und wenn wir uns ungeschickt verhalten, werden sie umso misstrauischer.«
    »Stimmt.«
    Plötzlich lächelte Ayane. »Es ist schon seltsam. Die verlassene Ehefrau und die Geliebte in einem Raum. Statt zu streiten, sind wir einfach ratlos. Wahrscheinlich, weil Yoshitaka tot ist.«
    Hiromi antwortete nicht, aber sie empfand genauso. Doch wenn Yoshitaka wieder lebendig werden könnte, wäre es ihr egal, wie sauer Ayane auf sie wäre. Zudem war sie überzeugt, dass ihr Verlust unendlich viel größer war als Ayanes. Natürlich konnte sie ihr das auf keinen Fall sagen.

Kapitel 8
    Ayanes Elternhaus lag in einer biederen, ordentlichen Wohngegend von Sapporo. Das untersetzte, viereckige Gebäude hatte unten eine Treppe, die hinauf in den Flur führte. Zu ebener Erde befand sich die Garage, die jedoch als Abstellfläche genutzt wurde. Von außen wirkte das Haus wie dreistöckig, aber eigentlich hatte es nur zwei Stockwerke.
    »In dieser Gegend gibt es viele solcher Häuser«, erklärte Kazuhiro Mita, während er seinen Besuchern eine Schale mit Reiskräckern anbot. »Wir haben sehr viel Schnee im Winter. Deshalb darf der Hausflur nicht zu ebener Erde sein.«
    »Ich verstehe«, sagte Kusanagi und griff nach der Teeschale, die Ayanes Mutter Tokiko ihm hingestellt hatte, bevor sie neben ihrem Mann Platz nahm. Das Tablett behielt sie auf den Knien.
    »Wir sind furchtbar erschrocken. Wie konnte unserem Schwiegersohn nur so etwas zustoßen? Er hatte keinen Unfall, krank war er auch nicht, was soll man denn davon halten? Und nun ermittelt auch noch die Polizei«, sagte Kazuhiro.
    »Es ist noch nicht sicher, ob es wirklich Mord war«, sagte Kusanagi.
    Kazuhiro runzelte die Stirn. Die Falten in seinem hageren Gesicht vertieften sich.
    »Er hatte vermutlich eine Reihe von Feinden. Das ist wohl bei den meisten Geschäftsleuten so. Aber warum in aller Welt gleich so etwas

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