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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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nicht die geringste Ahnung habe.«
    »Aha. Was haben sie sonst noch gefragt?«
    »Nichts Besonderes. Das war’s.« Hiromi senkte den Blick. Sie konnte ja schlecht erzählen, dass man sie über ihr Kaffeestündchen mit Yoshitaka befragt hatte.
    Ayane nickte und griff nach ihrem Glas. Nachdem sie einen Schluck Tee getrunken hatte, hielt sie es sich an die Stirn.
    »Hiromi«, sagte sie. »Es gibt etwas, das ich dir sagen möchte.«
    Hiromi schaute erschrocken auf. Ihr Blick begegnete dem Ayanes. Sie hatte das Gefühl, dass diese sie hasserfüllt anschaute, doch im nächsten Moment änderte sich ihr Empfinden. In Ayanes Blick lagen weder Zorn noch Hass, eher eine Mischung aus Trauer und Verlust. Das feine Lächeln um ihre Mundwinkel verstärkte diesen Eindruck.
    »Er hatte mir gerade gesagt, er wolle sich von mir trennen«, sagte Ayane mit tonloser Stimme.
    Hiromi wandte den Blick ab. Vielleicht hätte sie Erstaunen heucheln sollen, aber es war ihr nicht möglich. Sie konnte Ayane nicht einmal ins Gesicht sehen.
    »Es war am Freitag. Kurz bevor die Ikais kamen. Es habe keinen Sinn für ihn, sagte er, mit einer Frau verheiratet zu sein, die keine Kinder bekommen könne.«
    Hiromi hörte mit hängendem Kopf zu. Sie hatte gewusst, dass Yoshitaka seine Frau um die Scheidung gebeten hatte, aber dass er sich so ausgedrückt hatte …
    »Anscheinend stand die Nächste schon bereit. Ihren Namen hat er mir nicht gesagt. Angeblich kenne ich sie nicht.«
    Bestürzt wurde Hiromi klar, dass Ayane so redete, weil sie genau Bescheid wusste. Sie wollte sie in die Enge treiben, indem sie Unkenntnis vortäuschte.
    »Aber das war eine Lüge. Ich kenne diese Frau. Ich kennesie sogar sehr gut. Deshalb wollte er mir den Namen nicht sagen.«
    Hiromi sank der Mut, während sie Ayane zuhörte. Schließlich konnte sie es nicht mehr ertragen und sah auf. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Ayane zeigte keine Überraschung. Auf ihrem Gesicht lag das gleiche hohle Lächeln, das sie schon zu Anfang aufgesetzt hatte.
    »Du warst das, Hiromi, nicht wahr?«, sagte sie wie zu einem unartigen Kind.
    Hiromi wusste nicht, was sie sagen sollte, und presste die Lippen zusammen, um ihr Schluchzen zu unterdrücken. Tränen liefen ihr über das Gesicht.
    »Du warst das …«
    Es hatte keinen Sinn zu leugnen. Hiromi nickte schwach.
    Ayane seufzte. »Habe ich mir gedacht.«
    »Ayane, ich …«
    »Ja, ich weiß. Du brauchst nichts zu sagen. Ich wusste es intuitiv. Besser gesagt, ich hatte es schon etwas vorher bemerkt, ich wollte es mir nicht eingestehen … Natürlich merkt man so etwas im Zusammensein. Außerdem war er kein guter Lügner.«
    »Du musst furchtbar wütend auf mich sein, Ayane.«
    Ayane legte den Kopf schräg. »Ja, vielleicht bin ich wütend. Sicher hat er dir Avancen gemacht, aber warum hast du ihn nicht zurückgewiesen? Dennoch habe ich nicht das Gefühl, du hättest mir den Mann gestohlen. Wirklich nicht. Es war nicht nur eine Affäre. Zuerst sind seine Gefühle für mich erkaltet, dann hat er ein Auge auf dich geworfen. Ich muss es auch mir zum Vorwurf machen, dass ich ihn nicht halten konnte.«
    »Verzeih mir, ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen, aber dein Mann hat mich immer wieder gefragt …«
    »Sprich nicht weiter«, sagte Ayane. Ihre Stimme klang auf einmal schneidend und kalt. »Sonst muss ich dich hassen. Glaubst du, ich will hören, wie er dich verführt hat?«
    Sie hatte recht. Hiromi schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
    »Bei unserer Hochzeit trafen wir eine Abmachung.« Ayane fand wieder zu ihrem liebenswürdigen Ton zurück. »Falls ich nach einem Jahr nicht schwanger würde, würden wir die Sache noch einmal überdenken. Schließlich waren wir beide nicht mehr jung, nicht wahr? Dass du seine neue Partnerin warst, hat mich, offen gesagt, ziemlich getroffen. Aus seiner Sicht hielt er sich wahrscheinlich bloß an das, was wir vor der Hochzeit ausgemacht hatten.«
    »Das hat er mir auch immer wieder gesagt«, gestand Hiromi mit gesenktem Blick.
    So auch an dem Samstag, als sie sich getroffen hatten. Er hatte mehrmals das Wort »Abmachung« benutzt. So sei es abgemacht gewesen, und deshalb sei auch Ayane einverstanden. Genauso hatte er sich ausgedrückt. Hiromi hatte das nicht verstehen können, aber als sie Ayane jetzt reden hörte, erschien es ihr nicht mehr ganz so unvorstellbar.
    »Nach Sapporo bin ich gefahren, um Abstand zu gewinnen. Nachdem er mir die Scheidung angekündigt hatte, konnte ich nicht mehr im

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