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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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konfrontieren. Aber er musste sich anhören, was Yukawa zu sagen hatte. Schließlich war er der ermittelnde Kommissar in diesem Fall.

Kapitel 27
    Yukawa legte den Filter ein und füllte mehrere Löffel Kaffee hinein.
    »Sie haben sich ja schon ganz an Ihre Kaffeemaschine gewöhnt«, sagte Utsumi hinter ihm.
    »Stimmt, aber einen Schwachpunkt hat sie doch.«
    »Welchen denn?«
    »Man muss im Voraus entscheiden, wie viele Tassen man  kocht. Wenn es dann nicht reicht, kann man natürlich noch eine machen, aber es lohnt sich kaum, den ganzen Aufwand wegen einer Tasse zu wiederholen. Also neige ich dazu, zu viel zu machen. Ich hasse es, Kaffee wegzuschütten, aber wenn man ihn zu lange warmhält, verändert sich sein Geschmack. Das ist das Unpraktische an einer Kaffeemaschine.«
    »Heute haben Sie nichts zu befürchten. Was zu viel ist, trinke ich«, sagte Utsumi.
    »Heute ist das kein Problem. Ich habe vier Tassen gekocht. Eine für Sie, eine für Kusanagi und eine für mich. Die vierte trinke ich in aller Ruhe, wenn Sie beide wieder fort sind.«
    »Die Sonderkommission bedankt sich für Ihre Mithilfe, Herr Professor. Hätten Sie nicht so gedrängt, hätten wir den Filter nie von Spring 8 untersuchen lassen.«
    »Sie brauchen mir nicht zu danken. Ich habe Ihnen nur einen Rat gegeben. Dazu bin ich als Wissenschaftler ja verpflichtet.« Yukawa setzte sich Utsumi gegenüber. Auf der Arbeitsplatte stand ein Schachbrett. Der Professor griff nachdem weißen Springer und rollte ihn in der Hand. »Es wurde also Arsensäure gefunden?«
    »Nach der Analyse von Spring 8 besteht kein Zweifel, dass die Arsensäure aus dem Filter kommt.«
    »Haben sie gesagt, in welchem Teil des Filters das Gift entdeckt wurde?«
    »Laut Laborbericht befand es sich nah am Ausfluss. Im Inneren des Filters wurde nichts gefunden. Die Kriminaltechnik nimmt an, dass das Gift in der Verbindung zwischen Filter und Wasserschlauch plaziert wurde.«
    »Aha.«
    »Das Problem ist allerdings«, fuhr Utsumi fort, »dass es dafür keine Spuren gibt. Wie hat der Täter es an diese Stelle bekommen?«
    Yukawa krempelte die Ärmel seines weißen Kittel auf und verschränkte die Arme. »Die Kriminaltechniker wissen es auch nicht?«
    »Sie sagen, es gebe nur eine Methode. Man müsste den Schlauch vom Filter trennen, das Gift zufügen und dann beides wieder verbinden. Das hätte aber auf alle Fälle Spuren hinterlassen.«
    »Das Dilemma ist also, dass man nicht weiß, wie die mutmaßliche Täterin es gemacht hat.«
    »Sie sagen es. Wir haben eine Verdächtige, können ihr aber die Tat nicht nachweisen.«
    »Obwohl das Gift im Filter gefunden wurde?«
    »Ohne lückenlose Beweise für den Tathergang haben wir vor Gericht keine Chance. Die Verteidigung würde behaupten, die Entdeckung des Giftes sei ein Ermittlungsfehler.«
    »Ein Fehler?«
    »Theoretisch bestünde ja die Möglichkeit, dass das Gift imKaffee des Opfers erst später in den Filter gelangt ist. Wir bewegen uns auf molekularer Ebene.«
    Yukawa lehnte sich im Stuhl zurück und nickte bedächtig. »Richtig. Wenn die Anklage nicht nachweisen kann, wie und wann das Gift in den Filter gelangt ist, muss das Gericht die Aussagen der Verteidigung anerkennen.«
    »Deshalb ist es unbedingt notwendig, dieses Wie zu klären. Sie sind unsere einzige Chance. Einige von der Kriminaltechnik wollten sogar mit hierherkommen, um sich Ihre Erklärung anzuhören.«
    »Kommt gar nicht in Frage. Ich kriege Schwierigkeiten, wenn hier dauernd die Polizei auftaucht.«
    »Weiß ich doch. Deshalb kommt ja auch nur Kommissar Kusanagi.«
    »Dann warten wir auf ihn. Ich habe keine Lust, mich zu wiederholen.« Yukawa hob den Zeigefinger. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir Ihre persönliche Ansicht vorzutragen? Was glauben Sie, war das Motiv für den Mord?«
    »Das Motiv … wahrscheinlich hatte es mit Liebe zu tun.«
    Yukawa verzog das Gesicht. »Ja, natürlich. Aber das ist mir viel zu vage. Wer liebte wen und tötete das Opfer aus welchem Beweggrund? Seien Sie mal ein bisschen konkret.«
    »Ich kann aber nur spekulieren.«
    »Macht nichts. Es geht mir nur um Ihre persönliche Ansicht.«
    »Also gut.« Utsumi senkte den Blick.
    Die Kaffeemaschine zischte. Yukawa stand auf und holte zwei Becher aus der Spüle. Utsumi sah ihm zu.
    »Meine Hauptverdächtige ist Ayane Mashiba. Ihr Motiv ist der Betrug, den ihr Mann an ihr begangen hat. Nicht nur, weil er sich wegen ihrer Kinderlosigkeit von ihr scheiden lassenwollte. Schließlich wusste

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