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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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nicht vorstellen, dass sie eiskalt den Freund einer Freundin heiratete, die Selbstmord begangen hatte.
    Kusanagi setzte sich auf und lockerte seine Krawatte. Sein Blick fiel auf die beiden Bilderbücher auf seinem Nachttisch, die er vom Kunugi Verlag bekommen hatte.
    Er legte sich wieder aufs Bett und blätterte in Der Schneemann schwankt. Eines Tages bricht ein Schneemann aus dem Schneeland zu einer Reise in wärmere Gefilde auf. Er möchte nach Süden, aber ihm wird klar, dass er, wenn er weiterwandert, unweigerlich schmelzen wird. Der Schneemann kehrt in seine kalte Heimat zurück. Unterwegs kommt er an einem Haus vorbei. Als er durch das Fenster späht, sieht er, wie eine glückliche Familie um den Ofen sitzt, lacht und sich darüber unterhält, wie schön es ist, im Warmen zu sitzen, wenn es draußen kalt ist.
    Eine der Seiten ließ Kusanagi zusammenzucken. Die Wand des Zimmers, in das der Schneemann schaute, zierte ein Wandbehang, den er kannte. Blumen in den verschiedensten Farben breiteten sich kaleidoskopartig auf einem braunen Hintergrund aus. Kusanagi konnte sich ganz deutlich erinnern, wo er dieses Muster zum ersten Mal gesehen hatte. Im Schlafzimmer der Mashibas. Dort hatte es einen solchen Wandbehang gegeben. Und heute hatte Ayane ihn gebeten, ihr zu helfen, ihn in ihrer Schule aufzuhängen.
    Doch warum hatte sie es sich so plötzlich anders überlegt? Vielleicht weil er zuvor den Namen Junko Tsukui erwähnt hatte? Ob sie wusste, dass ihr Wandbehang in einem von Junkos Bilderbüchern vorkam?
    Der Kommissar stützte den Kopf in die Hände. Sein Puls hämmerte ihm in den Ohren.
    Am nächsten Morgen wurde er vom Klingeln des Telefons geweckt. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach acht. Er lag auf dem Sofa. Auf dem Tisch vor ihm standen eine Flasche Whisky und ein halbleeres Glas.
    Schwerfällig erhob er sich und streckte die Hand nach dem klingelnden Handy aus, das auf dem Tisch lag.
    »Ja?«
    »Ich bin’s, Utsumi. Entschuldigen Sie bitte, dass ich so früh anrufe, aber ich wollte es Ihnen so schnell wie möglich mitteilen.«
    »Was denn?«
    »Die Ergebnisse von Spring 8 sind da. Sie haben Arsensäure im Wasserfilter gefunden.«

Kapitel 26
    Die Anwaltskanzlei Ikai lag fünf Minuten zu Fuß vom Bahnhof Ebisu entfernt. Sie nahm die gesamte dritte Etage eines fünfstöckigen Gebäudes ein. An der Rezeption saß eine Frau von etwa Mitte zwanzig in einem grauen Kostüm.
    Kusanagi hatte zwar einen Termin, musste aber noch in einer Art Empfangszimmer warten. Es war nur ein kleiner Raum mit einem winzigen Tisch und ein paar Rohrstühlen. Vom Gang aus sah er noch mehrere ähnliche Zimmer, wahrscheinlich die Büros anderer Anwälte. Sie ermöglichten es wohl, dass Ikai sich am Unternehmen seines Freundes Mashiba beteiligen konnte.
    Über fünfzehn Minuten vergingen, bis Ikai auftauchte und Kusanagi ohne ein Wort der Entschuldigung begrüßte.
    »Gibt es etwas Neues? Ich habe gar nichts mehr von Ayane gehört«, sagte Ikai, während er sich setzte.
    »Ja, es haben sich zumindest ein paar neue Fakten ergeben. Leider darf ich Ihnen die Einzelheiten nicht mitteilen«, sagte Kommissar Kusanagi.
    Ikai lachte. »Das macht nichts. Dazu hätte ich auch gar keine Zeit. Mashibas Firma erholt sich gerade wieder von diesem Schlag, und ich wäre froh, wenn alles so bald wie möglich geklärt wäre. Weshalb sind Sie hier? Inzwischen ist Ihnen sicher klargeworden, dass ich nicht viel Einblick in Mashibas Leben hatte, nicht wahr?«, sagte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr.
    »Die Frage, die ich heute an Sie habe, können Sie aber ganzsicher beantworten«, sagte Kusanagi. »Besser gesagt, wahrscheinlich können sogar nur Sie sie beantworten.«
    Ikai legte überrascht den Kopf zur Seite. »Nur ich? Wie das?«
    »Es geht um die erste Begegnung von Yoshitaka Mashiba und Ayane. Sie waren ja dabei, als die beiden sich kennenlernten. Wir hatten Sie dazu schon einmal befragt.«
    »Das schon wieder?« Ikai wirkte enttäuscht.
    »Bitte erzählen Sie mir ganz genau, was sich auf dieser Party zwischen den beiden abgespielt hat. Vor allem, wie es dazu kam, dass sie sich kennenlernten.«
    Ikai runzelte argwöhnisch die Stirn. »Und das hat etwas mit dem Fall zu tun?«
    Kusanagi lächelte wortlos.
    Ikai stieß einen Seufzer aus. »Das liegt doch so lange zurück. Was soll das mit Mashibas Tod zu tun haben?«
    »Das wissen wir noch nicht. Bitte berichten Sie ausführlich. Jedes Detail ist wichtig.«
    »Wenn ich mir Sie so

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