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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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das Motiv sei Mashibas Betrug, aber war sein Verhalten wirklich Betrug? Da Ayane nach einem Jahr nicht schwanger geworden war, wollte er sich scheiden lassen und an eine andere Frau binden. Das entsprach doch nur der Abmachung, die sie vor der Hochzeit getroffen hatten.«
    »Das stimmt, aber im Grunde ihres Herzens hat Ayane wahrscheinlich nicht daran geglaubt«, sagte Utsumi, und Yukawa lächelte.
    »Dann drücken wir es anders aus. Wenn Ayane die Täterin ist, liegt ihr Motiv darin begründet, dass sie das ihrem Mann gegebene Versprechen nicht akzeptierte. Habe ich recht?«
    »Ja, eigentlich schon.«
    »Wie meinst du das?« Kusanagi sah seinen Freund fragend an.
    »Stellen wir uns einmal vor, was Ayane vor ihrer Hochzeit empfand. Wie stand sie zu dieser Abmachung? War sie zuversichtlich, innerhalb des einen Jahres schwanger zu werden? Oder glaubte sie, dass ihr Mann das Versprechen nicht einfordern würde, falls sie nicht schwanger würde?«
    »Vielleicht beides«, antwortete Utsumi.
    »Gut. Aber wäre sie nicht zu einem Arzt gegangen, sobald klarwurde, dass sie nicht schwanger wurde. Oder hatte sie die Abmachung so völlig unterschätzt?«
    »Zum Arzt?« Utsumi runzelte die Stirn.
    »Bei solch einer Abmachung würde man doch meinen, dass sie ein paar Monate nach der Hochzeit einen Gynäkologen aufgesucht hätte.«
    »Ayane hat Hiromi Wakayama erzählt, sie hätten eine Fruchtbarkeitsbehandlung von Anfang an ausgeschlossen, weil diese zu lange gedauert hätte …«
    »Das klingt ganz nach Yoshitaka Mashiba. Statt sich solche Umstände zu machen, tauscht man lieber rasch die Ehefrau aus. Aber betrachten wir die Sache mal aus der Perspektive der Ehefrau. Hätte sie sich nicht an jeden Strohhalm geklammert?«
    »Ja, natürlich«, murmelte Kusanagi.
    »Warum ist sie dann nicht zum Arzt gegangen? Darin liegt der Schlüssel zu unserem Fall.« Yukawa rückte mit dem Zeigefinger seine Brille zurecht. »Überlegt doch mal. Warumnimmt jemand, der sowohl das Geld als auch die Zeit dazu hätte, in einem so entscheidenden Fall keine ärztliche Hilfe in Anspruch?«
    Kusanagi überlegte. Versuchte, sich in Ayane hineinzuversetzen, aber ihm fiel keine Antwort ein.
    Plötzlich sprang Utsumi auf. »Weil es zwecklos gewesen wäre, oder?«
    »Zwecklos? Was heißt das?«, fragte Kusanagi.
    »Die Person weiß, dass es nichts nützen würde. Deshalb geht sie erst gar nicht zum Arzt.«
    »Ganz genau«, sagte Yukawa. »Ein Arztbesuch wäre vergeblich gewesen. Ayane wusste das. Also hat sie es gelassen. Klingt logisch.«
    »Das heißt, sie ist unfruchtbar.«
    »Sie ist über dreißig. Kaum vorstellbar, dass sie bisher noch nie bei einem Frauenarzt war. Wahrscheinlich hat man ihr bereits gesagt, dass sie keine Kinder bekommen kann. In dem Fall wäre es zwecklos, sich einer Behandlung zu unterziehen. Und nicht nur das  – außerdem hätte sie fürchten müssen, dass ihr Mann von ihrer Unfruchtbarkeit erfuhr.«
    »Einen Moment. Dann wäre sie also wohlwissend, dass sie nicht schwanger werden würde, auf diese Abmachung eingegangen?«, fragte Kusanagi.
    »So ist es. Ihre einzige Hoffnung war, dass ihr Mann nicht auf der Abmachung bestehen würde. Aber es kam anders. Also beschloss sie, ihn zu töten. Und jetzt frage ich euch: Wann ist ihr der Gedanke gekommen, ihren Mann umzubringen?«
    »Als sie von der Beziehung zwischen Yoshitaka Mashiba und Hiromi Wakayama –«
    »Nein«, unterbrach Utsumi ihren Chef. »Wenn sie vorhatte,ihren Mann zu töten, falls er auf ihrer Abmachung bestand, muss sie den Plan gefasst haben, als sie auf das Versprechen einging.«
    »Diese Antwort hatte ich erhofft«, sagte Yukawa mit ernster Miene. »So muss es gewesen sein. Ayane konnte voraussehen, dass sie nach einem Jahr ein Motiv haben würde, ihren Mann zu töten. Also hatte sie die Möglichkeit, das Mordmittel vorzubereiten.«
    »Das Mordmittel vorbereiten?« Kusanagi riss die Augen auf.
    Yukawa sah Utsumi an. »Nach dem Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung, das Sie mir vorgelegt haben, kann das Gift nur auf eine Weise in den Filter gelangt sein. Jemand musste den Schlauch abnehmen, das Gift hineingeben und ihn dann wieder anbringen. Und genauso war es. Die Täterin hat den Filter vor einem Jahr auf diese Weise vergiftet.«
    »Verdammt noch mal«, entfuhr es Kusanagi, dann verstummte er.
    »Aber dann konnte sie den Wasserfilter doch nicht mehr benutzen« sagte Utsumi.
    »Genau. Frau Mashiba hat den Filter ein Jahr lang nicht benutzt.«
    »Aber das

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