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Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Titel: Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan;Weiss Bonner
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Gesellschaft ohne Gott einen Problemtee auf die Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung Deutschlands . Die Frage ist nur: Benötigen wir die Kirche samt ihres erhobenen Zeigefingers tatsächlich noch?
    In Wirklichkeit beschleicht nicht nur uns Gottlose, sondern auch viele Gläubige der Verdacht, dass das Handeln in der Kirche gar nicht mit moderner Ethik in Einklang zu bringen ist. Vor allem das Personal lässt zu wünschen übrig: Nach Missbrauchsfällen in unzähligen Bistümern, unter denen das Benediktinerkloster Ettal und die Jesuitenschulen Aloisius- und Canisius-Kolleg besonders prominent hervorstachen, sowie ähnlichen Beschuldigungen gegenüber Kirchenvertretern in evangelischen Einrichtungen ist das Image der Gottesmänner arg ramponiert. In den Medien kamen sie in der jüngsten Vergangenheit sogar noch schlechter weg als Guido Westerwelle und Karl-Theodor zu Guttenberg. Der Spiegel machte im Februar 2010 sogar mit dem Bild eines Priesters im roten Talar auf, der sich ungeniert in den Schritt fasst. Die Scheinheiligen. Die katholische Kirche und der Sex , lautete der Titel.
    Die hehren moralischen Vorsätze scheinen keinen der frommen Delinquenten davon abgehalten zu haben, sich an Kindern zu vergreifen. Mindestens genauso schwer wiegt nur noch das skandalöse Vertuschungsverhalten der Kirchen angesichts der Sündenfälle. Für ihre Schweigetaktik erhielt die Kirche 2010 die »Verschlossene Auster« – den Antipreis als »Informationsblockierer des Jahres« von der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche. Begründung: »Die deutschen Bischöfe geben bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nur die Tatsachen zu, die sich nicht mehr leugnen lassen.« Auffällig gewordene Priester wurden in der Vergangenheit gerne mal an eine andere Schule versetzt, wo sie weiterhin mit Kindern und Jugendlichen in Berührung kamen. Und die Schuld wurde dem allgemeinen moralischen Wandel in die Schuhe geschoben: »Die sogenannte sexuelle Revolution, in deren Verlauf von besonders progressiven Moralkritikern auch die Legalisierung von sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Minderjährigen gefordert wurde, ist daran sicher nicht unschuldig«, so Bischof Mixa vor seinem eigenen Misshandlungsskandal. Kardinal Meisner fraternisierte mit einem geständigen Priester: »Ich kann ihn doch nicht in den Rhein werfen.« Bischof Müller aus Regensburg beklagte sich erst mal bitter über die Schelte der Medien, und Kardinal Lehmann entschuldigte das lasche Vorgehen der Kirche mit der Möglichkeit, dass die Täter vielleicht doch nicht rückfällig würden: »Es gibt ja von der medizinischen, psychiatrischen Seite her auch die Situation, dass es Täter gibt, die, ich sag’s mal etwas banal, einmal ausrutschen, die man aber nicht, auf ein Leben lang, einfach jetzt aus der beruflichen Aktivität ausschließen kann.« Da wäre vielleicht ein Wort von ganz oben fällig gewesen, aber Benedikt xvi . ließ sich Zeit bis zum ökumenischen Kirchentag im Mai 2010. Er selbst stand überdies in Verdacht, noch in seinem Amt als Kardinal Ratzinger einen Fall vertuscht zu haben.
    »Wenn man die katholischen Würdenträger beim Krisenmanagement beobachtet, dann bekommt der Begriff ›Scheiterhaufen‹ eine ganz neue Bedeutung.«
    Jürgen Becker
    Wer zu dieser Organisation noch steht, der wird oft schief angesehen – kein besonders beneidenswerter Zustand. Nathanael Liminski, der mit anderen nach dem Weltjugendtag die Generation Benedikt gründete, sieht sich als Gläubiger belächelt. »Wir waren uns immer bewusst, dass – wenn du dich in Deutschland zu Kirche, Papst und Glauben bekennst – du eher zu den Verlierern als zu den Gewinnern einer Diskussion gehörst. Wir hatten als Generation Benedikt nie das Gefühl, auf einer Woge der Zustimmung zu schwimmen.« Sabine Beschmann, eine Reiseverkehrskauffrau ohne theologische Ausbildung, die im Namen des Vaters, den sie als »Jahrhunderttheologen« schätzt, die Bewegung Deutschland Pro Papa auf die Beine gestellt hat und zu Großkundgebungen für den Heiligen Vater einlädt, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. »Wenn man sagt, man ist papsttreu, dann wird man angeguckt, als wenn man sie nicht alle hätte«, erzählt sie. »So nach dem Motto: Frauenfeindliche Kirche – fühlst du dich als Frau nicht unterdrückt? Deine Kirche ist doch wohl das Letzte. Auch im Kollegenkreis musste ich mir anhören: Warum bist denn du noch in dem Pädo-Verein?«
    Moralische Integrität trauen viele von

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