Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
anderen zwei Fällen ist ziemlich erdrückend.«
»Abgesehen«, sagte Fen, »von der Geschichte mit dem Schlüssel und den verworrenen Motiven. Aber ich vermute, dafür wird sich eine Erklärung finden lassen.«
»Sir, das Problem ist, daß ich nicht weiß, wo man sonst suchen sollte, obwohl ich geneigt bin, Ihnen darin zuzustimmen, daß Peace nicht schuldig ist. Denen geht es hauptsächlich um diese Spionagegeschichte, verstehen Sie, und das ist ja auch richtig so. Aber die meinen, sie könnten die Sache mit Hilfe von Peace lösen, und etwas anderes interessiert sie eigentlich nicht.«
»Kann ich mit Peace sprechen? Ich würde ihm gern ein paar ziemlich wichtige Fragen stellen. Ich denke, wenn ich auf die erste Frage die Antwort bekomme, die ich hören möchte, habe ich endlich eine richtige Spur.«
»Ich wüßte nicht, was dagegen spräche, Sir. Aber ich werde diese Burschen um Erlaubnis fragen müssen. Und wahrscheinlich wollen sie dabei sein.«
Fen nickte, und als sie zu dritt hineingingen, fragte er, ob Josephine in guten Händen sei.
»Schlimme Geschichte ist das, Sir«, sagte der Inspektor. »Welcher anständige Mensch würde einer Fünfzehnjährigen so etwas antun? Sehr schlau von Ihnen, daß Sie darauf gekommen sind. Ja, der Arzt hat sie untersucht, und sie ist in eine Privatklinik oben im Norden geschickt worden, wo sie von Fachleuten behandelt wird. Mrs. Butler wollte mitfahren, aber wir haben sie davon abbringen können. Sie war fix und fertig, als sie davon erfuhr, das kann ich Ihnen sagen. Ich glaube aber nicht, daß sie irgendwas damit zu tun hat.«
»Nein. Trotzdem war es besser, sie nicht mitfahren zu lassen. Haben Sie noch irgendwas aus dem Mädchen herausbekommen?«
»Nein, der Arzt hat uns nicht erlaubt, irgendwelche Fragen zu stellen.«
Die Schnösel spielten tatsächlich Rommé und rauchten stinkige Pfeifen, wie der Inspektor gesagt hatte. Er ging zu ihnen und sprach leise auf sie ein, während Fen dastand und mit seiner unbewegten Miene aussah wie aus einer Irrenanstalt entsprungen, obgleich er sich anscheinend einen unbeteiligten Anstrich geben wollte. Nach einer Weile marschierten sie alle zu Peace’ Zelle, die klein war und gemütlich aussah. Peace saß auf dem Bett, rauchte eine Zigarette und las Die allgemeine Soziologie . Er schien erfreut, sie zu sehen.
»Ah«, sagte er. »Sie kommen, um den Verurteilten zu besuchen. Haben Sie schon gehört, was man mir zur Last legt? Das klingt alles höchst unangenehm. Und wie ich den Leuten hier schon die ganze Zeit sage, ich weiß beim besten Willen nicht, wie die Sachen in mein Zimmer gelangt sind.« Sein Tonfall klang munter, aber Geoffrey spürte die große Anspannung und Unruhe, die darin mitschwangen.
»Sie sind im Handumdrehen wieder draußen«, sagte Fen. »Das heißt«, fügte er drohend hinzu, »falls Sie auf eine Frage, die ich Ihnen jetzt stellen werde, die richtige Antwort geben.«
»Ja bitte?«
Fen zögerte. Selbst Geoffrey, der keine Ahnung hatte, worauf Fen hinauswollte, spürte irgendwie, wie wichtig dieser Augenblick war. Selbst die beiden Schnösel vom Yard nahmen ihre Pfeifen aus dem Mund.
»Um wieviel Uhr«, fragte Fen, »haben Sie das Gästehaus verlassen und sind zur Kathedrale gegangen, um sich mit Butler zu treffen?«
»Das war« – Peace stockte – »um kurz vor zehn.«
Fen wandte sich dem Inspektor zu. »Nach Spitshukers Aussage, fünf Minuten bevor wir am Gästehaus eintrafen.« Der Inspektor nickte; Fen sah erneut Peace an.
»Jetzt kommen wir zur Hauptfrage.« Er beugte sich vor und sprach sehr eindringlich. »Nachdem Sie das Gästehaus verlassen hatten, sind Sie da geradewegs hinauf zur Kathedrale gegangen?«
Peace starrte ihn an. »Ja – ich …«
»Verflucht!« Fen begann, im Raum auf und ab zu tigern. »Nein, das kann nicht sein. Ich kann mich nicht irren. Überlegen Sie noch mal. Überlegen Sie, Mann, überlegen Sie. Haben Sie kein bißchen getrödelt? Davon hängt alles ab.«
Wieder zögerte Peace. »Nein, ich – Moment mal, doch, das hab ich.«
»Und?« In Fens Stimme schwang maßlose Ungeduld mit.
»Ich bin geradewegs den Berg hinauf zur Kathedrale gegangen. Aber dann bin ich stehengeblieben und habe mir fünf Minuten lang die Eisenstange an der Verbrennungsstätte angesehen. Ich habe über die psychologischen Impulse nachgedacht, die Hexen und Hexenjäger …«
»Nur fünf Minuten?« unterbrach Fen ihn. »Sind Sie sicher?«
»Tut mir leid«, sagte Peace hilflos. »Länger kann es
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