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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagte Ado. »Du solltest nicht an den Mist glauben, den man heutzutage in der Schule verkauft. Er…«
    »Wir können später über Natsumes Errungenschaften diskutieren«, sagte Brasil milde. »Vorläufig genügt es uns, dass es einen Präzedenzfall gibt, wenn wir wirklich in Rila einbrechen müssen.«
    Es entstand eine kurze Pause. Die Surferin, die nicht an Natsumes Existenz außerhalb der Legende geglaubt hatte, flüsterte Daniel etwas ins Ohr.
    »Also gut«, sagte schließlich jemand anderer. »Aber wenn die Harlan-Familie diese Frau hat, wer immer sie wirklich ist, hat es dann überhaupt Sinn, ein Kommando loszuschicken? Mit ihrer Verhörtechnik in Rila müssen sie sie doch inzwischen längst geknackt haben.«
    »Nicht zwangsläufig.« Virginia Vidaura beugte sich über ihren leer gegessenen Teller. Kleine Brüste bewegten sich unter ihrem Sprühanzug. Es war seltsam, auch sie in der Surfer-Uniform zu sehen. »Die DeComs arbeiten mit hochmoderner Ausrüstung und haben mehr Kapazität als die meisten KI-Mainframes. Sie sind das Beste, was die Wetware-Ingenieure derzeit bauen können. Vergiss nicht, dass sie angeblich sogar marsianische Flottenintelligenzsysteme schlagen können. Ich glaube, selbst gute Verhörsoftware dürfte im Vergleich dazu ziemlich armselig aussehen.«
    »Sie könnten sie auch einfach nur foltern«, sagte Ado, die zu ihrem Platz zurückkehrte. »Schließlich haben wir es hier mit den Harlans zu tun.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn sie das versuchen, kann sie sich einfach in die Kommandosysteme zurückziehen. Außerdem wäre es nötig, dass sie bei komplizierten Themen kohärent bleibt. Wenn sie ihr kurzfristig Schmerz zufügen, werden sie es nicht schaffen.«
    Sierra Tres hob den Kopf. »Du hast gesagt, sie würde mit dir reden?«
    »Ich glaube, ja.« Ich ignorierte weitere ungläubige Lautäußerungen vom Tisch. »Ich würde darauf tippen, dass sie es geschafft hat, sich mit ihrer DeCom-Ausrüstung in ein Telefon einzuklinken, mit dem ich vor einiger Zeit jemanden aus ihrem Team angerufen habe. Wahrscheinlich eine Restspur im Teamnetzsystem, auf die sie bei einer Suche gestoßen ist. Aber der Mann ist inzwischen tot und fällt somit als Verbindung aus.«
    Raues Gelächter von ein paar aus der Gruppe, einschließlich Daniel. Ich merkte mir ihre Gesichter.
    Vielleicht hatte Brasil es registriert. Mit einer Geste verlangte er Ruhe.
    »Alle Leute ihres Teams sind tot, richtig?«
    »Ja. Zumindest wurde es mir gesagt.«
    »Vier DeComs in einem Lager voller DeComs.« Mari Ado verzog das Gesicht. »Einfach so abgeschlachtet? Schwer zu glauben, nicht wahr?«
    »Ich kann…«
    Sie ließ mich nicht zu Wort kommen. »Dass sie es zugelassen haben, meine ich. Dieser… wie war noch gleich sein Name? Kurumaya, nicht wahr? Ein DeCom-Obermotz der alten Schule, und er lässt die Harlaniten einfach hereinspazieren und so etwas vor seiner Nase tun? Und was ist überhaupt mit den ganzen anderen? Das klingt nicht unbedingt nach Gemeinschaftssinn, würde ich meinen.«
    »Nein«, sagte ich in gleichmäßigem Tonfall. »Danach klingt es wirklich nicht. Die Dynamik der DeComs funktioniert auf Wettbewerbs- und Erfolgsbasis. Die Teams sind eng verknüpfte Einheiten. Davon abgesehen habe ich dort nicht allzu viel Loyalität gesehen. Und Kurumaya dürfte sich jeglichem Druck der Oligarchie gebeugt haben, der ausgeübt wurde, wahrscheinlich sogar im Nachhinein. Sylvies Schleicher haben sich bei ihm bestimmt nicht beliebt gemacht, zumindest nicht so sehr, dass er die Hierarchie umgestoßen hätte.«
    Ado verzog die Lippen. »Klingt ja reizend.«
    »Ein Zeichen unserer Zeit«, warf Brasil unerwartet ein und sah mich an. »Wenn man alle höheren Loyalitäten wegnimmt, fallen wir unweigerlich auf Angst und Gier zurück. Nicht wahr?«
    Nach diesem Zitat sagte zunächst niemand etwas. Ich musterte die Gesichter im Raum, versuchte Zustimmung und Ablehnung sowie Grauschattierungen einzuschätzen. Sierra Tres zog ausdrucksvoll eine Augenbraue hoch und schwieg weiter. Sanction IV, Scheiß-Sanction IV, hing über mir in der Luft. Man konnte überzeugend argumentieren, dass mein dortiges Verhalten von Angst und Gier beherrscht gewesen war. Einige der Gesichter, die ich beobachtete, hatten es bereits getan.
    Andererseits war keiner von ihnen dabei gewesen.
    Keiner von diesen Idioten!
    Brasil stand auf. Er suchte in den Gesichtern rund um den Tisch, vielleicht nach demselben, wonach ich gesucht hatte.
    »Denkt mal darüber nach,

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