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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Such nach dem abgeschossenen Panzer und der Million beschissener Karakuri, die ihn sich zurückholen wollen.«
    Ich rannte los.
     
    Auf dem Weg zum Fluss erledigte ich noch vier weitere Karakuri, die sich alle viel zu schnell bewegten, als dass sie hätten beeinträchtigt sein können. Was immer Sylvie umgehauen hatte, es hatte ihr nicht die Zeit gelassen, ihren Störungseinsatz zu Ende zu führen.
    Auf der Audioverbindung keuchte und fluchte Lazlo. Es klang, als wäre er verwundet. Jadwiga schleuderte den Mimints einen ständigen Strom von Obszönitäten entgegen, der nur unterbrochen wurde, wenn ihr Monomolblaster sich nüchtern zu Wort meldete.
    Ich huschte an den in sich zusammenstürzenden Überresten der letzten Mech-Marionette vorbei, sprintete zum Flussufer und sprang. Ich versank bis zur Hüfte im eisigen Wasser und war sofort durchnässt. Von einem Moment auf den anderen übertönte das Gurgeln des Flusses alles andere. Unter den Fußsohlen spürte ich moosbewachsene Steine, und ich hatte ein Gefühl wie von einem plötzlichen Schweißausbruch an den Füßen, als die Gentech-Dornen in meinen Stiefeln instinktiv nach Halt suchten. Ich ruderte mit den Armen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Fiel beinahe vornüber, bog mich wie ein Baum in starkem Wind, konnte mein Bewegungsmoment gerade so abfangen und blieb knietief im Wasser stehen. Ich schaute mich nach dem Panzer um.
    Ich entdeckte ihn am gegenüberliegenden Ufer. Er war zu etwas zusammengebrochen, das wie ein Meter schnell fließendes Wasser aussah. Die Sichtverstärkung zeigte mir Jadwiga und Lazlo, die im Kielwasser des Wracks hockten, sowie einige Karakuri, die am Flussufer entlangkrabbelten, aber offenbar nicht allzu wild darauf waren, sich der Strömung anzuvertrauen. Ein paar von ihnen waren auf den Rumpf des Panzers hinübergesprungen, schienen sich dort allerdings kaum halten zu können. Jadwiga schoss mehr oder weniger ungezielt mit einer Hand auf sie. Den anderen Arm hatte sie um Lazlo gelegt. Beide waren blutverschmiert.
    Sie waren hundert Meter von mir entfernt – zu weit für einen effektiven Schuss mit dem Monomolblaster. Ich watete tiefer in den Fluss, bis ich bis zur Brust im Wasser stand. Noch immer zu weit weg. Die Strömung versuchte mich von den Füßen zu reißen.
    »Verfluchter Scheißdreck.«
    Ich stieß mich ab und schwamm unbeholfen los, die Ronin mit einer Hand an die Brust gedrückt. Sofort riss die Strömung mich flussabwärts.
    »Scheißeeee…«
    Das Wasser war eiskalt. Es presste mir die Lungen zusammen, ließ mich vergeblich nach Luft schnappen und meine Hände und mein Gesicht taub werden. Die Strömung fühlte sich an, als sei sie lebendig, zerrte hartnäckig an meinen Beinen und Schultern, während ich um mich schlug. Das kombinierte Gewicht von Monomolblaster und Ultravib-Minen-Gurt zog mich nach unten.
    Unter die Oberfläche.
    Zappelnd kam ich nach oben, schnappte nach Luft, erwischte einen halben Atemzug und ging wieder unter.
    Reiß dich zusammen, Kovacs.
    Denk nach.
    Reiß dich, verdammt noch mal, ZUSAMMEN!
    Ich strampelte an die Oberfläche, reckte mich hoch und füllte die Lungen mit Luft. Richtete mich auf das Wrack des Spinnenpanzers aus, von dem ich mich noch immer viel zu schnell entfernte. Dann ließ ich mich von der Strömung unter die Oberfläche ziehen, tauchte auf den Grund hinab und krallte mich fest.
    Die Häkchen fanden Halt. Auch meine Füße setzten sicher auf. Ich stemmte mich gegen die Strömung und kroch über das Flussbett.
    Es dauerte länger, als mir lieb war.
    Einige Steine, die ich auswählte, waren zu klein oder zu locker und lösten sich. An anderen Stellen fanden meine Stiefel keinen Halt. Jedes Mal verlor ich viele Sekunden und wurde meterweit zurückgeworfen. Einmal wäre mir fast der Monomolblaster entrissen worden. Und trotz der anaerobischen Verstärkung musste ich alle drei bis vier Minuten an die Oberfläche, um Luft zu holen.
    Aber ich schaffte es.
    Nachdem ich mich scheinbar eine Ewigkeit durch die beißende Kälte getastet, gekrallt und vorwärtsgezogen hatte, richtete ich mich schließlich im hüfthohen Wasser auf, taumelte ans Ufer und zog mich keuchend und zitternd an Land. Für einen Moment konnte ich nur dasitzen und husten.
    Anschwellendes Maschinensurren.
    Ich kam schwankend auf die Beine und bemühte mich, den Monomolblaster zumindest ansatzweise ruhig in beiden Händen zu halten. Meine Zähne klapperten, als hätte es einen Kurzschluss in meinen Kiefermuskeln

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