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Heiliges Feuer

Heiliges Feuer

Titel: Heiliges Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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bekleidet. Sie aßen gerade Gulasch. Die Frau war Japanerin. Sie war hübsch.
    »Ich bin die Fotografin«, wiederholte Maya. »Ich möchte Emils neueste Arbeiten dokumentieren.«
    Das Mädchen nickte. »Ich heiße Hitomi.«
    »Ciao, Hitomi, jmenuji se Maya.«
    »Er ist vergesslich«, meinte Hitomi entschuldigend. »Wir haben dich nicht erwartet. Möchtest du was vom Gulasch?«
    »Nein, danke«, sagte Maya. »Hitomi, fotografierst du?«
    »Aber nein«, antwortete Hitomi mit Nachdruck. »Ich absolviere gerade mein Wanderjahr, und Kameras können wir nicht ausstehen.«
    Maya räumte die Werkbank frei, breitete Chamäleonfolie darüber und stellte das Stativ auf. Weiß vor weißem Hintergrund wäre für das Porzellan am passendsten. Diagonale Beleuchtung, um den Gefäßcharakter der Tassen und Teller zu betonen. Bei den Töpfen und Urnen ging es vor allem um Form und Beschaffenheit. Sie hatte täglich über das Projekt nachgedacht. Sie hatte sich alles zurechtgelegt.
    Allmählich lernte sie die wunderbaren Eigenschaften optisch leitenden Stoffs schätzen. Damit konnte man nahezu alles machen; er nahm alle möglichen Farben an, ließ sich mühelos formen, und die Leuchtkraft ließ sich stufenlos regeln. Weiche, gleichmäßige Schatten. Oder kräftige, plastische Schatten. Die tiefen Schatten der Hintergrundbeleuchtung. Oder man konnte das Licht aufdrehen und den Kontrast verstärken.
    Novak vertrat die Ansicht, wenn die Schatten stimmten, käme der Rest von allein. Novak meinte, in den Schatten liege das ganze Geheimnis. Novak meinte, er habe die Schatten in den neunzig Jahren seines Schaffens niemals gemeistert. Novak sagte viele wichtige Dinge, und Maya hörte ihm zu, wie sie noch nie jemandem zugehört hatte. Abends fuhr sie heim, machte sich Notizen, fütterte die Katzen der Schauspielerin und dachte nach und träumte von neuen Fotografien.
    »Es ist schön, dass du deine Arbeit so gut machst«, meinte Emil herzlich. »Manche dieser Stücke hab ich seit ... ach, seit langer Zeit nicht mehr angeschaut.«
    »Lass dich nicht von der Arbeit abhalten, Emil.«
    »Ach, es ist mir ein Vergnügen, meine Liebe.« Emil holte ihr Sachen, die sie benötigte, rückte Töpfe zurecht und war sehr hilfsbereit.
    Sie hätte die Bilder am liebsten in die Katzenwohnung mitgenommen und mit dem Retuschierstab bearbeitet, aber der Stab war eine zu große Verlockung. Begab man sich erst einmal auf die Ebene der Pixel hinab, dann nahm das Verwischen, Verändern, Mischen überhaupt kein Ende mehr ... Zu wissen, wann man aufhören und worauf man verzichten musste, war ebenso wichtig wie alle Geschicklichkeit bei der Nachbearbeitung. Eleganz bedeutete Zurückhaltung. Daher druckte sie die
    Fotos an Ort und Stelle mit Novaks geliehenem Scroller aus. Anschließend pustete sie den Staub vom Fotoalbum und klebte die Fotos säuberlich ein.
    »Die sind gut«, erklärte Emil voll aufrichtiger Bewunderung. »Das sind die ersten Fotos, die meiner Arbeit wirklich ganz gerecht werden. Ich finde, du solltest sie signieren.«
    »Nein, ich glaube, das ist unnötig.«
    »Es war nett von dir, dass du gekommen bist. Was bin ich dir schuldig?«
    »Kein Honorar, Emil, ich bin noch Lehrling. Die Erfahrung war wertvoll für mich.«
    »Wer so zielstrebig zu Werke geht wie du, ist kein bloßer Lehrling mehr«, meinte Emil galant. »Du besuchst mich hoffentlich wieder. Haben wir schon mal zusammen gearbeitet? Es kommt mir so vor, als würden wir uns kennen.«
    »Ach, wirklich?«
    Hitomi rutschte näher an Emil heran und legte ihm ihren schlanken Arm um die Schultern.
    »Du warst das nicht«, meinte Emil, im Album blätternd. »Deine Fotos sind viel besser.«
    »Vielleicht sind wir uns ja im Tete du Noye begegnet«, schlug Maya vor; sie konnte der Versuchung nicht widerstehen. »Dort bin ich häufiger. Gehst du später noch hin? Heute findet dort ein Treffen statt.«
    Emil blickte Hitomi liebevoll an und ergriff ihre schlanke Hand. »Ach, nein«, sagte er, »dort gehen wir nicht mehr hin.«
    »[Ich freue mich darauf, meinen alten Freund Klaus wiederzusehen]«, sagte Novak auf tschechisch, als sie gemeinsam die Mikulandska-Straße entlangschlenderten. »[Klaus hat mich immer Dienstags besucht.]«
    »Opravdu?«, fragte Maya.
    »[Um ehrlich zu sein, war das Milenas Dienstagsveranstaltung. Unsere Freunde haben so getan, als ginge es ihnen um mich, aber ohne Milena wäre kein Einziger gekommen.]«
    »War das, bevor Klaus zum Mond geflogen ist?«
    »Ja ... [Der gute alte Klaus

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