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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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großen Wohnzimmer Platz. Die Fenster boten Ausblick auf die alten Hochhäuser von Virginia und noch ältere Wolkenkratzer. Wir befanden uns auf der Südseite des Capital Tower, gegenüber von unserem Hotel.
    »Ich schnüffle die roten Karnickel überall heraus«, sagte sie und setzte sich neben Bithras. Sie schienen etwa gleichaltrig zu sein. »Es ist so schön zu hören, was sich geändert hat und was gleich geblieben ist. Nicht, dass ich beabsichtige, zurückzukehren … Inzwischen habe ich mich zu sehr an die Erde gewöhnt. Ich fürchte, ich bin eine richtige Erdenbürgerin.«
    »Wir amüsieren uns hier prächtig«, sagte Allen.
    Miriam strahlte. Ihr langes schwarzes Haar fiel über eckige, magere Schultern, die sich unter einem lose fallenden grünen Baumwollkleid deutlich abzeichneten. »Ich freue mich sehr, dass ihr euch trotz eures vollen Terminkalenders freimachen konntet.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf unserer Seite«, sagte Bithras. Er drückte seinen Hintern tief in die Couch und kämpfte mit den sich automatisch anpassenden Kissen. »Also, können wir hier offen reden? Ohne, dass uns jemand anzapft?«
    »Aber ja«, antwortete Miriam, richtete sich auf und wurde plötzlich ganz ernst.
    »Gut. Wir müssen auch ganz offen reden. Casseia, Allen: Miriam ist nicht einfach irgendeine Dame der Gesellschaft, sondern die am besten informierte Marsianerin auf der Erde, was Dinge in Washington betrifft.«
    Miriam schlug bescheiden die Augen nieder.
    »Wie viele andere Hostessen in dieser Hauptstadt vor ihrer Zeit kennt auch sie Gott und die Welt und weiß über alles Bescheid. Für die BG Majumdar hat sie schon unschätzbare Dienste geleistet.«
    »Danke, Bithras«, sagte Miriam.
    Bithras zog sein Kom aus einer Hemdtasche und stellte es vor ihr auf. »Wir haben eine Kopie von Alice mitgebracht. Sie ruht sich derzeit in unserem Hotelzimmer aus.«
    »Ist sie gegen die jüngsten Entwicklungen abgesichert?«, fragte Miriam.
    »Wir nehmen es an. Wir haben den Zoll daran gehindert, sie durchzuchecken.«
    »Gut. Da sie auf der Erde hergestellt wurde, muss man natürlich immer ein bisschen Misstrauen bewahren.«
    »Ich vertraue Alice. Unsere besten Leute haben sie überprüft und nichts gefunden, was ihrem Zweck oder ihrer Konstruktion widerspricht.«
    »Also gut«, sagte Miriam, aber ihr Ton verriet, dass ihre Zweifel nicht ganz ausgeräumt waren. »Trotzdem solltet ihr wissen, dass alle Denker ein bisschen zu brav und naiv sind, um die Erde wirklich zu verstehen. Zumindest die Denker, deren Export – deren Emigration – genehmigt wird.«
    »Das stimmt schon«, räumte Bithras ein. »Aber sie wird uns nur beraten und keine Entscheidungen treffen.«
    Ich hörte dem Wortwechsel schockiert zu. »Sind Sie eine Spionin?«, fragte ich naiv.
    »Himmel, nein!«, sagte Miriam lachend und schlug sich auf den Oberschenkel. Sie nahm eine Pose ein, bei der sie die Hand aufs Knie legte, die Schultern zurücknahm und ihr Haar nach hinten warf. »Obwohl ich sehr wohl eine sein könnte, findest du nicht?«
    »Wir treffen uns im Laufe des Tages mit Vertretern von Cailetet und Sandoval«, erklärte Bithras.
    »Cailetet hat sich in jüngster Zeit ziemlich unberechenbar verhalten«, sagte Miriam. »Sie haben Aufzeichnungen und Entwicklungen anderer BGs aufgekauft und ihre eigene Präsenz auf dem offenen Markt des Dreierbundes auf ein Minimum reduziert.«
    »Ich erwarte von ihnen auch keine Lösungen«, bemerkte Bithras. »Aber ich zeige sozusagen Flagge. Wir haben den guten Willen, mit ihnen im Gespräch zu bleiben.«
    Miriam meinte, das fände sie ganz nützlich. »Obwohl ich dich warnen muss. Ich habe Cailetet noch nie so undurchsichtig erlebt.«
    »Ich würde gern mehr über diese Mitglieder des Ausschusses für Raumfahrt wissen.« Bithras gab ihr das Kom. Vor ihren Augen tanzten Namen auf und ab, außerdem auch politische Symbole und Kennzeichen sozialer Gruppen und Familien.
    Miriam prüfte die Liste nachdenklich. »Gute Leute. Intelligent, aber ohne jedes Tamtam.«
    Ich rief auf meinem Kommunikator heimlich die Redewendung ›ohne jedes Tamtam‹ auf und fand:
    Tamtam (Hindi): chinesisches, mit einem Klöppel geschlagenes Becken, Gong; im übertragenen Sinn für: marktschreierischer Lärm.
    ohne jedes Tamtam: im übertragenen Sinn für 1. gelassen, stetig; 2. nicht anfällig für Aufschneiderei.
    »Sie sind sehr engagiert und haben, seit ich hier bin, alle möglichen Tricks ausprobiert«, sagte Miriam. »Die gewählten Amtsinhaber

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